Eine Tiefe Am Himmel
schwebte von der Wand weg, an eine Stelle, wo das Licht vom EinAus ein bisschen besser war. »Endlich treffen wir uns«, sagte er und lächelte den Jungen schief an.
»J-ja. Wirklich.« Ezr wandte sich um, schaute ihn eine Zeit lang an, und dann machte er – Gott! – eine kleine Verbeugung. Seine Sura-Gesichtszüge zogen sich zu einem scheuen Lächeln breit. »Es ist seltsam, wirklich Sie zu sehen, nicht Pham Trinli.«
»Schwerlich ein sichtbarer Unterschied.«
»Oh, Herr Nuwen, Sie wissen das nicht. Wenn Sie Trinli sind, sind all die kleinen Dinge anders. Hier, sogar in diesem Licht, sehen Sie anders aus. Wenn Nau oder Reynolt Sie auch nur zehn Sekunden lang sähen, würden sie es auch wissen.«
Der Junge hatte eine zu lebhafte Phantasie. »Nun ja, das Einzige, was sie die nächsten zweitausend Sekunden sehen, sind die Lügen, die meine Orter ihnen liefern. Hoffentlich reicht das bei dir für den Anfang…«
»Ja! Man kann mit der Ortern wirklich sehen, ihnen wirklich Befehle eingeben?«
»Mit genug Übung.« Er zeigte dem Jungen, wie man Orterkörner rund um seinen Augapfel anbrachte und wie man die Orter in der Nähe veranlasste, mit jenen zusammen zu arbeiten. »Mach das nicht in der Öffentlichkeit. Der erzeugte Strahl ist sehr schmal, könnte aber trotzdem bemerkt werden.«
Vinh starrte wie blicklos vor sich hin. »Ah, es ist, als ob etwas an der Rückseite meiner Augen knabbert.«
»Die Orter kitzeln direkt deinen Sehnerv. Was da heraufkommt, kann zunächst sonderbar sein. Die Befehle kannst du mit ein paar einfachen Übungen erlernen, aber aus den visuellen Kitzeln Sinn zu erfassen… na ja, ich denke, das ist wie neu sehen lernen.« Pham vermutete, dass es ungefähr so war, wie wenn ein Blinder mit einer visuellen Prothese sehen lernte. Manche Menschen schafften es, andere blieben blind. Er sprach das nicht aus. Vielmehr führte er Ezr durch einige Textmuster, mit denen Vinh üben konnte.
Pham hatte viel darüber nachgedacht, wie viel von der Befehlsschnittstelle er dem Vinh-Jungen eigentlich zeigen wollte. Doch Ezr wusste bereits genug, um ihn zu verraten. Ohne ihn umzubringen, war dagegen nichts zu machen. All die verdammten Hinweise, die ich ausgelegt habe und die auf die Zamle-Eng-Geschichte zeigten, und er hat trotzdem die Wahrheit ausgemacht. Hoffen wir, dass es nur sein Hintergrund einer Großen Familie war, der das ermöglicht hat. Pham hatte ihn nun jahrelang in Unwissenheit gelassen, hatte nach Anzeichen für Gegenpläne Ausschau gehalten, versucht, die tatsächliche Fähigkeit des Jungen zu ermessen. Was er gesehen hatte, war ein zwanghafter, unsicherer Heranwachsender, der in einer Tyrannei erwachsen wurde – und sich dennoch einige Vernunft bewahrte.
Wenn es zum Knacken kam, wenn Pham schließlich gegen Nau und Brughel vorging, würde er jemanden brauchen, der ihm half, an den Strippen zu ziehen. Er musste dem Jungen ein paar von den Tricks beibringen… doch es gab Nächte, da Pham mit den Zähnen knirschte, wenn er daran dachte, welche Macht er einem Vinh überantwortete.
Ezr lernte den Befehlssatz sehr schnell. Jetzt dürfte er keine Schwierigkeiten haben, die anderen Techniken zu erlernen, die Pham für ihn offengelegt hatte. Volle Sicht würde sich langsam einstellen, aber…
»Ja, ich weiß, dass du noch nicht mehr als Lichtblitze siehst. Versuche einfach, dich an die Testmuster zu halten. In ein paar Megasek wirst du so gut wie ich sein.« Fast so gut.
Schon die Versicherung schien den Jungen zu beruhigen. »Gut, ich werde üben und üben – immer in meinem Zimmer, wie Sie gesagt haben. Das gibt mir das Gefühl… ich weiß nicht, als ob ich jetzt eben mehr erreicht hätte als bisher in Jahren.«
Nur hundert Sekunden von der vorgesehen Zeit blieben noch. Die Tarnung, die sie vor den Schnüfflern verbarg, konnte nicht verändert werden. Egal. Einfach gegenüber dem Jungen natürlich reagieren. Plattheiten. »Du hast in der Vergangenheit eine Menge geschafft. Zusammen haben wir eine Menge über die Hammerfest-Operation erfahren.«
»Ja, aber das wird etwas anderes sein… Wie wird es sein, wenn wir gewinnen, Herr Nuwen?«
»Danach?« Was durfte er nicht sagen? »Es wird… großartig sein. Wir werden Dschöng-Ho-Technik haben und eine planetare Zivilisation, die schon beinahe imstande ist, die Technik zu verwenden. An sich ist das die mächtigste Handelsposition, die irgendwer von der Dschöng Ho jemals hatte. Aber wir werden mehr bekommen. Im Laufe der Zeit werden wir
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