Eine Tiefe Am Himmel
demselben toten Gleis. Doch Pham Nuwen hatte ein Leben lang Zeit gehabt, auf Lösungen zu kommen. »Die Flexibilität der Regierung entscheidet für sie über Leben und Tod. Sie nehmen es jetzt seit Jahrhunderten auf sich, Zwangslagen zu optimieren. Genie und Freiheit und das Wissen um die Vergangenheit haben für Sicherheit gesorgt, doch schließlich haben die Optimierungen sie an einen Punkt geführt, wo das System zerbrechlich wird. Die Megalopolis-Monde haben das reichste Netzwerk im Menschenraum ermöglicht, doch sie sind auch der Punkt, an dem alles erstickt…«
»Aber wir wussten… ich meine, sie wussten das. Es hat immer Sicherheitsreserven gegeben.«
Namqem war ein Triumph dezentralisierter Automation. Und jedes Jahrzehnt wurde es ein wenig besser. Jedes Jahrzehnt reagierte die Flexibilität der Regierung auf die Zwänge, die Ressourcenverteilung zu optimieren, und die Sicherheitsreserven schwanden. Die abwärts führende Spirale war viel subtiler als der Frühzeit-Pessimismus eines Karl Marx oder Han Su und hing nur unscharf mit den Erkenntnissen eines Mancur Olson zusammen. Die Regierung unternahm keine Versuche zur direkten Reglementierung. Freies Unternehmertum und individuelle Planung waren weitaus wirkungsvoller. Doch selbst wenn man alle klassischen Fallen von Korruption und Planwirtschaft und verrückten Erfindungen vermied… »Am Ende gibt es Ausfälle. Die Regierung wird direkt eingreifen müssen.« Wenn man alle anderen Bedrohungen vermied, machte einem schließlich die Komplexität der eigenen Erfolge den Garaus.
»Schön, ich weiß.« Sammy blickte weg, und Pham synchronisierte seine Datenbrille, um zu verfolgen, was der junge Mann sah: Tarelsk und Maresk, die beiden größten Monde. Zwei Milliarden Menschen auf jedem. Sie waren funkelnde Scheiben von Stadtlichtern, wie sie übers Antlitz ihrer Mutterwelt glitten – die ihrerseits der größte Park im Menschenraum war. Wenn Namqem endlich am Ende wäre, würde es ein steiler, rascher Zusammenbruch sein. Das Sonnensystem von Namqem war nicht von so desolater Natur wie die reinen Planetoiden-Kolonien in der Anfangszeit der Raumfahrtära – doch die Megalopolis-Monde brauchten Hochtechnologie, um ihre Milliarden am Leben zu erhalten. Große Ausfälle dort konnten sich leicht zu einem Krieg ausweiten, der das ganze Planetensystem ergriff. Das war die Sorte Debakel, die in mehr als einer Heimat der Menschheit alles Leben ausgelöscht hatte. Sammy beobachtete die Szene, friedlich und wunderbar – und jetzt um Jahre veraltet. Und dann sagte er: »Ich weiß. Das ist genau das, was Sie den Leuten immer sagen, in all den Jahren, seit ich bei der Dschöng Ho bin. Und Jahrhunderte vorher. Tut mir Leid, Pham. Ich habe immer geglaubt… Ich dachte einfach nie, dass mein eigener Geburtsort so bald sterben würde.«
»Ich… frage mich…« Pham schaute übers Kommandodeck seines Flaggschiffs und, in kleineren Fenstern, die Kommandodecks der anderen dreißig Schiffe seiner Flotte. Jetzt, mitten auf Fahrt, waren nur drei, vier Leute auf jeder Brücke. Es war die ödeste Arbeit im Weltall. Aber die Nuwen-Flotte war eine der größten, die zum Treffen kamen. Über zehntausend Dschöng-Ho-Leute schliefen an Bord seiner Schiffe. Sie hatten gerade vor einem Jahrhundert Terneu verlassen und flogen in der engsten Formation, die ihre Staustrahlfelder erlaubten. Bis zum fernsten Kommandodeck waren es von Phams Flaggschiff keine viertausend Lichtsekunden. »Bis nach Namqem haben wir noch zwanzig Jahre Flugzeit. Das ist eine Menge Zeit, wenn wir uns entschließen würden, sie auf Wache zu verbringen. Vielleicht… ist das eine Gelegenheit, um zu beweisen, dass das, wovon ich die ganze Zeit geredet habe, wirklich funktionieren kann. Bei unserer Ankunft wird Namqem wahrscheinlich ein Chaos sein. Doch wir sind eine Hilfe von außerhalb ihrer planetaren Falle, und wir treffen zahlreich genug ein, um etwas zu bewirken.«
Sie saßen auf dem Kommandodeck von Sammys Schiff, der Lange Sicht. Auf dieser Brücke war beinahe viel los, fünf von den dreißig Kommandoposten waren besetzt. Sammy ließ den Blick von Posten zu Posten schweifen und schließlich wieder zu Pham. Eine Art Hoffnung breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ja… der ganze Grund für das Treffen kann illustriert werden.« Beiläufig ließ er Zeitplanprogramme laufen, schon von der Idee ergriffen. »Wenn wir Reserveressourcen verwenden, können wir fast hundert Leute pro Schiff auf Wache halten, den
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