Eine Tiefe Am Himmel
nie den Erfolg von Phams Arbeit miterleben. Sie würde vielleicht nie sehen, wie Recht Pham hatte. Sie war die Einzige, der ich total vertraute. Ich hatte mich ganz auf sie verlassen.
Und mit der Erinnerung schlug ein alter, alter Zorn über Pham zusammen…
Die Mutter aller Treffen. In gewissem Sinne war die ganze Methode, war auch die Mythologie, die Pham und Sura erfunden hatten, diesem einen Augenblick gewidmet. Also war es keine Überraschung, dass die Teilnehmer mit beispielloser Genauigkeit eintrafen. Statt im Laufe von ein, zwei Jahrzehnten heranzutröpfeln, strömten fünftausend Staustrahlschiffe von über dreihundert Welten im Namqem-System zusammen, um in Abständen von weniger als einer Megasekunde anzukommen.
Manche waren noch kein Jahrhundert vorher abgeflogen, von Canberra und Torma. Es gab Schiffe von Strentmann und Kielle, von Welten mit Völkerschaften, die inzwischen fast unterschiedliche biologische Arten waren. Manche kamen von so weit, dass sie nur über Funk von dem Treffen gehört hatten. Es gab drei Schiffe von der Alten Erde. Nicht alle Teilnehmer waren echte Kauffahrer; manche waren von Regierungen ausgesandt worden, die die in Phams Botschaft verheißenen Lösungen zu erhalten hofften. Vielleicht auf einem Drittel der Welten, von denen die Besucher kamen, würde in der Zeit, die Hin- und Rückflug dauerten, die Zivilisation untergegangen sein.
Solch ein Treffen konnte nicht verlegt oder verschoben werden. Wenn die Hölle selbst losgebrochen wäre, hätte sie das nicht aus seiner Bahn werfen können. Und doch erfuhr Pham schon Jahrzehnte vor der Ankunft, dass für die Menschen von Namqem bald schon die Hölle losbrechen würde.
Phams Flaggkapitän war nur vierzig Jahre alt. Er hatte ein Dutzend Welten gesehen und hätte es besser wissen müssen. Doch er war auf Namqem geboren worden. »Sie sind zivilisiert gewesen, bevor ihr zum ersten Mal aus dem Dunkel aufgetaucht seid, Herr Kapitän. Sie wissen, wie man die Dinge zum Funktionieren bringt. Wie ist das möglich?« Er schaute ungläubig auf die Analyse, die mit Sura Vinhs letzter Sendung eingetroffen war.
»Setzen Sie sich, Sammy.« Pham trat einen Stuhl aus der Wand heraus und bedeutete ihm, Platz zu nehmen. »Ich habe die Berichte auch gelesen. Die Symptome sind klassisch. Im letzten Jahrzehnt ist die Rate von Systemblockaden überall bei Namqem ständig gestiegen. Schauen Sie, hier, zu jedem beliebigen Zeitpunkt stecken dreißig Prozent des Geschäftsverkehrs zwischen den äußeren Monden fest.« Sämtliche Apparate waren in Ordnung, doch das System hatte eine so hohe Komplexität erreicht, dass die Raumfahrzeuge keine Starterlaubnis bekommen konnten.
Sammy Park war einer der Besten von Pham. Er verstand die Gründe, die hinter all den synthetischen Glaubensvorstellungen der neuen Dschöng Ho steckten – und hielt trotzdem zu ihnen. Er würde ein würdiger Nachfolger für Pham und Sura werden – vielleicht besser als Phams älteste Kinder, die oft so vorsichtig wie ihre Mutter waren. Doch Sammy war ernstlich verwirrt: »Die Regierungen von Namqem werden doch wohl die Gefahr erkannt haben? Sie wissen alles, was die Menschheit jemals über Stabilität gelernt hat – und sie haben bessere Automatik als wir! Sicherlich werden wir in ein paar Dutzend Megasekunden hören, dass sie das Optimum wieder gefunden haben.«
Pham zuckte die Achseln, ohne seinen eigenen Unglauben einzugestehen. Namqem war so gut, so lange Zeit über. Laut sagte er: »Vielleicht. Doch wir wissen, dass sie dreißig Jahre brauchen würden, um eine Korrektur durchzuführen.« Er wies auf Suras Bericht. »Und die Probleme verschlimmern sich noch.« Er sah Parks Gesichtsausdruck und senkte die Stimme. »Sammy, Namqem hat seit fast viertausend Jahren Frieden und Freiheit. Es gibt im ganzen Menschenraum keine andere Kundenzivilisation, die das von sich sagen kann. Doch das ist der springende Punkt. Ohne Hilfe können sogar sie nicht ewig weitermachen.«
Sammy ließ die Schultern hängen. »Sie haben die tödlichen Katastrophen vermieden. Sie hatten keine Seuchen durch biologische Waffen, keinen Atomkrieg. Die Regierung ist immer noch flexibel und imstande zu reagieren. Es sind nur diese gottverdammten technischen Probleme.«
»Es sind technische Symptome, Sammy, von Problemen, die die Regierung bestimmt nur zu gut versteht.« Und gegen die sie nichts machen kann. Er erinnerte sich an den Zynismus von Gunnar Larson. In gewisser Weise lief dieses Gespräch auf
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