Eine Tiefe Am Himmel
dass ihre Abstimmung wegdriftete. Ich weiß nicht. Sie hatte die Sicherheitshaube abgenommen und machte Diagnostik. Anscheinend war da eine Art situationsbedingter Aussetzer in der Steuer-Software; wir versuchen noch, das nachzuvollziehen. Jedenfalls kriegte sie einen Steuerimpuls direkt ins Gesicht. Da war ein kleines Stück von ihrer Kopfhaut an dem Pult hinter der Steuerung, wo sie zusammengebrochen ist. Zum Glück war die stimulierte Drogenerzeugung Alpha-Retrox. Sie hat eine Gehirnerschütterung und eine Überdosis Retrox… Wie gesagt, es ist alles reparabel. Noch vierzig Tage, und wir haben unsere liebe alte Reynolt wieder.« Er lachte schwach.
»Minus ein paar neuere Erinnerungen.«
»Natürlich. Blitzköpfe sind keine Hardware; ich habe keine Sicherheitskopien.«
Am Tisch wurde unbehaglich gemurmelt, doch es war Rita Liao, die den Gedanken in Worte fasste: »Das passt alles gar zu gut. Es sieht aus, als ob jemand sie erledigen wollte.« Sie zögerte. Früher am Tage war es Rita gewesen, die die Gerüchte über Ritser Brughel verbreitete. Es zeigte, wie weit es mit diesen Aufsteigern gekommen war, dass sie ihre Nasen in Dinge steckten, die womöglich ein Hülsenmeister-Konflikt waren. »Hat Hülsenmeister Nau den Freiwachen-Status des Vize-Hülsenmeisters überprüft?«
»Und seine Agenten?« Das kam von einem Dschöng-Ho-Mann hinter Ezr.
Trud haute seine Gabel auf den Tisch. Seine Stimme klang ärgerlich und gequetscht. »Was glaubt ihr denn! Der Hülsenmeister untersucht die Möglichkeiten… sehr sorgfältig.« Er holte tief Luft und schien zu erkennen, dass der Preis des Ruhms zu hoch war. »Ihr könnt absolut sicher sein, dass der Hülsenmeister das ernst nimmt. Aber schaut – die Retroxüberschwemmung war einfach eine massive Überdosis, ungezielt, genau, was man bei einem Unfall erwarten würde. Der Gedächtnisverlust wird lückenhaft sein. Jeder Saboteur, der so etwas täte, wäre ein Dummkopf. Sie könnte tot sein, und es hätte ganz genauso nach einem Unfall ausgesehen.«
Einen Augenblick lang schwiegen alle. Pham ließ seinen Blick über sie schweifen.
Silipan nahm die Gabel wieder in die Hand, legte sie abermals hin. Er starrte in seinen halbleeren Container mit den Schrimptentakeln. »Gott, ich bin so müde. In zwanzig… verdammt, in fünfzehn Kilosek habe ich wieder Dienst.«
Rita streckte die Hand aus und klopfte ihm sacht auf den Arm. »Also ich bin froh, dass du rübergekommen bist und uns gesagt hast, was Sache ist.« Unter den Leuten ringsum wurde Zustimmung gemurmelt.
»Bil und ich werden den Laden jetzt eine Zeit lang schmeißen. Es hängt alles von uns ab.« Trud schaute von Gesicht zu Gesicht und suchte Trost. Seine Stimme klang zugleich prahlerisch und jammernd.
Sie trafen sich später am Tag in dem Pufferraum unter der Außenhülle des Temps. Das Treffen war lange vor der Einweihung des Seeparks vereinbart worden. Ezr hatte es mit Ungeduld und Angst erwartet – das Treffen, wo er mit Pham Nuwen über Fokus Klartext reden wollte. Ich habe meine kleine Rede zu halten, meine kleinen Drohungen auszusprechen. Wird das genügen?
Ezr bewegte sich schweigend an Fongs Setzling-Töpfen vorbei. Das helle Licht und der Geruch von Trebyun-Gemüse hinter ihm wurden schwächer. Die Dunkelheit, die blieb, war für unbewaffnete Augen zu tief. Vor acht Jahren, bei seinem ersten Treffen mit Nuwen, hatte es schwaches Sonnenlicht gegeben. Jetzt zeigte die Kunststoffhülle nur Dunkelheit.
Doch nun verfügte Ezr über andere Möglichkeiten zu sehen… Er gab dem Orter, der auf seiner Schläfe saß, ein Signal. Eine geisterhafte Sicht erstand. Die Farben waren nur Schattierungen von Gelb, wie man sie sehen kann, wenn man den Finger fest seitlich gegen den Augapfel drückt. Doch das Licht war kein zufälliges Muster. Ezr hatte lange und hart an Phams Übungen gearbeitet. Jetzt zeigte das gelbe Licht die gekrümmten Wände der Ballons und der Außenhülle. Manchmal war die Sicht gestört. Manchmal lag der Blickpunkt unter seinen Füßen oder hinter seinem Kopf. Doch mit den richtigen Befehlen und viel Konzentration konnte man sehen, was ohne Hilfsmittel niemand sah. Pham sieht immer noch besser. Im Laufe der Jahre hatte es Hinweise gegeben. Nuwen benutzte die Orter wie ein privates Imperium.
Pham Nuwen war vor ihm; er stand hinter einer Wandstrebe, unsichtbar bis auf die Tatsache, dass sich vor ihm Orter befanden, die zurückschauten. Während Ezr die letzten paar Meter zwischen ihnen
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