Eine Tiefe Am Himmel
zurücklegte, schwankte sein Bild, als der andere seine winzigen Diener eine andere Konstellation einnehmen ließ.
»Gut, mach es schnell.« Pham war vorgekommen und stand ihm nun gegenüber. Das gelbe Pseudolicht zeigte sein Gesicht abgespannt und mitgenommen. Er hatte die Trinli-Maske nicht fallen gelassen? Nein, das sah nach dem Kater aus, den Pham im Salon gezeigt hatte, doch es steckte mehr dahinter.
»Sie… Sie haben mir zweitausend Sekunden versprochen.«
»Ja, aber die Dinge haben sich geändert. Oder hast du das nicht gemerkt?«
»Ich habe eine Menge gemerkt. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir endlich wirklich darüber reden. Nau, der bewundert Sie wirklich… Sie wissen das, nicht wahr?«
»Nau steckt voller Lügen.«
»Stimmt. Aber die Geschichten, die er mir gezeigt hat – ein Großteil davon ist wahr. Pham, Sie und ich haben jetzt etliche Wachen über zusammengearbeitet. Ich habe über die Dinge nachgedacht, die meine Tante und meine Großonkel gelegentlich über Sie sagten. Über die Heldenverehrung bin ich hinaus. Endlich habe ich erkannt, wie sehr Sie den Fokus… lieben müssen. Sie haben mir viel versprochen, aber die Versprechen sind immer so sorgfältig verpackt. Sie wollen Nau schlagen und zurückgewinnen, was wir verloren haben – aber mehr als alles andere wollen Sie Fokus besitzen, nicht wahr?«
Das Schweigen zog sich fünf Sekunden lang hin. Was wird er auf die direkte Frage antworten? Als er schließlich sprach, klang seine Stimme schrill: »Fokus ist der Schlüssel zur Schaffung einer Zivilisation, die von Dauer ist – überall im Menschenraum.«
»Fokus ist Sklaverei, Pham.« Ezr sagte es leise. »Natürlich wissen Sie das, und ich glaube, im tiefsten Innern hassen Sie ihn. Zamle Eng – den haben Sie zu Ihrer inneren Tarnung gemacht; ich glaube, das war Ihr Herz, das zu Ihnen schrie.«
Pham schwieg einen Moment lang und starrte ihn an. Sein Mund verzog sich. »Du bist ein Dummkopf, Ezr Vinh. Du liest Naus Geschichten und verstehst es immer noch nicht. Ich bin schon einmal von einer Vinh betrogen worden. Das wird nicht wieder geschehen. Glaubst du, ich lasse dich am Leben, wenn du mir in die Quere kommst?«
Pham glitt näher heran. Ezrs Sicht wurde plötzlich ausgeblasen, er war von jeder Orter-Eingabe abgeschnitten. Ezr hob die Hände, Handflächen nach oben. »Ich weiß nicht. Aber ich bin ein Vinh, ich stamme direkt von Sura ab, und von Ihnen auch. Wir sind eine Familie mit Geheimnissen innerhalb von Geheimnissen; eines Tages hätte man mir die Wahrheit über die Brisgo-Lücke erzählt. Doch selbst als Kind habe ich Kleinigkeiten gehört, Andeutungen. Die Familie hat Sie nicht vergessen. Es gibt sogar einen Spruch, den wir niemals außerhalb sagen: ›Wir alle stehen in Pham Nuwens Schuld; du sollst gut zu ihm sein.‹ Und wenn Sie mich umbringen, ich muss mit Ihnen reden.« Ezr starrte in das schweigende Dunkel; er wusste nicht einmal, wo Pham jetzt stand. »Und nach gestern… glaube ich, dass Sie mir zuhören werden. Ich glaube, ich habe nichts zu befürchten.«
»Nach gestern?« Phams Stimme war wütend und nahe. »Vinh, du kleine Schlange, was weißt denn du von gestern?«
Ezr starrte in die Richtung der Stimme. Es lag etwas in Phams Stimme, ein Hass, der jede Vernunft überstieg. Was ist mit Reynolt passiert? Es ging alles schrecklich schief, doch er hatte nichts als die schon geplanten Worte: »Sie haben sie nicht getötet. Ich glaube, was Trud gesagt hat. Sie zu töten wäre einfach gewesen und hätte ebenso gut wie ein Unfall aussehen können. Und so glaube ich ungefähr zu wissen, wo Naus Geschichten wahr sind und wo erlogen.« Ezr streckte beide Arme aus, und seine Hände fielen auf Phams Schultern. Er starrte angespannt ins Dunkel, als wolle er Sicht erzwingen. »Pham! Ihr ganzes Leben lang sind Sie getrieben gewesen. Das – und Ihr Genie – hat uns zu dem gemacht, was wir sind. Aber Sie wollten mehr. Was eigentlich, wird in der Geschichtsschreibung der Dschöng Ho nie ganz klar, aber ich habe es in Naus Aufzeichnungen gesehen. Sie hatten einen wunderbaren Traum, Pham. Fokus könnte Ihnen diesen Traum erfüllen… aber der Preis ist zu hoch.«
Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann erklang ein Geräusch fast wie von einem gequälten Tier. Unvermittelt wurden Ezrs Arme beiseite gestoßen, zwei Hände packten ihn an der Kehle wie ein Schraubstock und pressten sie zu. Es blieb nichts als der Schock der Überraschung, der langsam zur
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