Eine Tiefe Am Himmel
schaffen. Die übrigen werden draußen in den Bergen sein. Da gibt es überall Höhlen, nicht viel besser als Tier-Tiefen. Dort verbringen die ärmsten Bauern das Dunkel. Dort ist dann das Unzeit-Ungeziefer wirklich tödlich.«
Die alte Dame bemerkte seinen Blick. Sie bedachte ihn mit einem schiefen kleinen Grinsen. »Ich glaube nicht, dass ich noch eine Sonnenhelle erlebe. Das ist in Ordnung. Meine Kinder werden dieses Land bekommen. Es gibt eine Aussicht; sie könnten hier ein kleines Gasthaus bauen. Aber wenn ich das Dunkel überlebe, werde ich hier eine kleine Hütte bauen und ein Schild aufstellen, das mich zum ältesten Kupp der Gemeinde erklärt… Und ich werde in das Tal hinabschauen. Ich hoffe, dass es dann sauber ist. Wenn das Ungeziefer wieder da ist, dann höchstwahrscheinlich, weil sie eine arme Bauernfamilie ermordet und deren Tiefe genommen haben.«
Danach brachte Dame Enclearre das Gespräch auf andere Dinge, fragte nach dem Leben in Weißenberg und nach Scherks Kindheit.
Sie sagte, nun, da sie die finsteren Geheimnisse ihrer Gemeinde enthüllt hätte, solle er enthüllen, was er vorhabe, wenn er mit einem Automobil hinunter zum Landeskommando fuhr.
»Nun ja, ich dachte daran, mich der Armee anzuschließen.« In Wahrheit beabsichtigte Scherkaner eher, dass sich das Kommando seinen Plänen anschlösse, als umgekehrt. Diese Haltung hatte die Universitätsprofessoren zum Wahnsinn getrieben.
»Hmm. Das ist doch ’n weiter Weg, wo Sie daheim in Weißenberg im Handumdrehen in die Armee hätten eintreten können. Ich habe gesehen, dass das Gepäckende ihres Autos fast so groß wie ein Bauernwagen ist.« Sie wedelte neugierig mit den Händen.
Scherkaner lächelte sie einfach an. »Meine Freunde haben mir empfohlen, eine Menge Ersatzteile mitzunehmen, wenn ich mit dem Automobil auf dem Stolz des Einklangs fahren will.«
»Klar doch.« Sie stand mit einiger Mühe auf, stützte sich auf beide Mittelhände und die Füße. »Also, diese alte Dame braucht ihren Schlaf, sogar an so einem hübschen Sommerabend in so guter Gesellschaft. Frühstück gibt’s gegen Sonnenaufgang.«
Sie führte ihn in sein Zimmer, bestand darauf, die Treppe hinaufzuklettern, um ihm zu zeigen, wie man die Fenster öffnete, und um das Schlafgitter auszuklappen. Es war ein luftiges kleines Zimmer mit vor Alter abblätternden Tapeten. Es musste einmal ihren Kindern gehört haben.
»… und der Abort ist außen an der Hinterseite des Hauses. Kein Stadtluxus hier, Herr Unterberg.«
»Mir ist es recht, meine Dame.«
»Gute Nacht dann.«
Sie war schon auf der Treppe, als ihm noch eine Frage einfiel. Es gab immer noch eine Frage. Er steckte den Kopf aus der Schlafzimmertür. »Sie haben jetzt so viele Bücher, Dame Enclearre. Hat Ihnen die Gemeinde schließlich die übrigen gekauft?«
Sie hielt in ihrem vorsichtigen Klettern die Treppe hinab inne und lachte auf. »Ja, Jahre später. Und das ist auch eine Geschichte. Es war der neue Gemeindepriester, obwohl der liebe Kupp es nicht zugeben will; er muss sein eigenes Geld genommen haben. Aber eines Tages lag diese Postsendung vor meiner Tür, direkt von den Verlegern in Weißenberg, neue Exemplare von den Büchern für Lehrer, für jedes Schuljahr.« Sie winkte ab. »Ein verrückter Bursche. Aber alle die Bücher werde ich in die Tiefe mitnehmen. Ich werde dafür sorgen, dass sie der bekommt, der die nächste Generation Gemeindekinder unterrichtet.« Dann stieg sie weiter die Treppe hinab.
Scherkaner richtete sich auf dem Schlafgitter ein, ruckelte herum, bis sich die höckrige Polsterung bequem anfühlte. Er war sehr müde, doch er fand keinen Schlaf. Die winzigen Fenster des Zimmers blickten über das Tal. Sternenlicht ließ in einem winzigen Rauchfaden die Farben verbrannten Holzes erkennen. Der Rauch hatte sein eigenes fernrotes Licht, doch es gab kein Funkeln von lebendigem Feuer darin. Ich glaube, sogar Perverse schlafen.
Von allen Bäumen ringsum kamen die Laute der Waldelfen, winziger Geschöpfe, die sich paarten und Vorräte horteten. Scherkaner wünschte, er hätte etwas Zeit für Insektenkunde. Das Surren der Geschöpfe schwoll an und ab. Als er klein war, hatte es die Geschichte von den Faulen Waldelfen gegeben, doch er erinnerte sich auch an die albernen Verse, die man auf die Musik der Elfen machte. »So tief, so hoch, so viel zu lernen noch.« Das komische kleine Lied schien in dem Zirpen verborgen zu sein.
Die Worte und das endlose Lied sangen ihn schließlich
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