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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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neunzig Prozent Wahrscheinlichkeit.«
    Aber Trinli sitzt hier direkt vor meinen Augen! Und ich brauche ihn, um die Lügen nach dem Angriff zu untermauern. »Ich weiß nicht, Anne«, sagte er laut. Vielleicht war Anne im Begriff, wegzurutschen. Es war möglich, obwohl er ihre medizinischen Daten und ihre MRT-Eichung genauer als je zuvor verfolgt hatte.
    Anne zuckte die Achseln, antwortete nicht. Es war die typische wegwerfende Geste eines Blitzkopfes. Sie hatte ihr Möglichstes getan, und es lag bei ihm, ihren Rat zu ignorieren und zum Teufel zu gehen.
    So eine Ablenkung konnte er nicht gebrauchen, wenn die Arbeit von vierzig Jahren auf dem Spiel stand. Und genau darum könnte ein Feind diesen Augenblick wählen, um endlich zu handeln.
    Kal Omo stand direkt hinter Nau und in privater Sprechverbindung mit Reynolt. Von den anderen drei Wachleuten war im Moment nur Rei Ciret im Zimmer. Nau seufzte. »Gut, Anne.« Er gab Omo ein unmerkliches Signal, den Rest seiner Leute ins Zimmer zu holen. Wir werden die beiden auf Eis legen, uns später mit ihnen befassen.
    Nau hatte seinen Opfern keine Warnung zukommen lassen, dennoch – am Rande seines Blickfelds sah er Trinlis Hand in einer Wurfbewegung aufblitzen. Kal Omo stieß einen gurgelnden Schrei aus.
    Nau duckte sich unter den Tisch. Etwas spießte schwer in das dicke Holz über ihm. Es ertönte das Knattern von Drahtpistolen-Feuer, ein weiterer Schrei.
    »Er entkommt!«
    Nau glitt über den Fußboden und schnellte auf der anderen Seite des Tisches zur Decke hoch. Rei Ciret befand sich mitten in der Luft und hieb auf Ezr Vinh ein. »Entschuldigung, Herr Hülsenmeister! Der hier hat mich angesprungen.« Er stieß den blutenden Körper weg; Vinh hatte Trinli den Augenblick verschafft, den er zur Flucht brauchte. »Marli und Tung werden ihn erwischen!«
    Sie versuchten es tatsächlich. Die beiden bestrichen den Hang zum Walde hin mit Drahtfeuer. Doch Trinli war weit vor ihnen und flog von Baum zu Baum. Dann war er fort, und Tung und Marli waren auf halbem Wege zum Wald hinter ihm her.
    »Wartet!« Naus Stimme dröhnte aus den Lautsprechern der Hütte. Lebenslanger Gehorsam ließ die beiden in ihrer überstürzten Verfolgung innehalten. Sie kamen sorgfältig den Hang herab zurück, schauten den ganzen Weg über nach Gefahren aus. Schock und Wut standen überdeutlich auf ihren Gesichtern geschrieben.
    Nau fuhr etwas leiser fort: »Geht hinein. Bewacht die Hütte.« Das war die Art grundlegende Anweisungen, wie sie ein Hülsensergeant geben würde, doch Kal Omo war… Nau schwebte zurück zu dem Versammlungstisch, die Etikette der gemeinschaftlichen Schwerkraft war momentan außer Kraft. Etwas Scharfes und Glänzendes war in die Tischkante gespießt, genau in dem Augenblick, als er sich weggeduckt hatte. Eine ähnliche Klinge hatte Omo den Hals aufgeschlitzt; ihr hinteres Ende ragte aus der Luftröhre des Hülsensergeanten heraus. Omo hatte zu zucken aufgehört. Blut hing rings um ihn in der Luft und trieb nur langsam zum Boden hin. Die Drahtpistole des Hülsensergeanten war halb aus der Tasche.
    Omo war ein nützlicher Mann. Habe ich die Zeit, um ihn auf Eis zu legen? Nau überdachte noch eine Sekunde lang Taktik und Zeitplanung – und Kal Omo verlor.
    Die Wachleute schwebten bei den Fenstern der Hütte, doch ihre Blicke gingen immer wieder zu ihrem Hülsensergeanten zurück. Naus Gedanken jagten Ketten von Konsequenzen entlang. »Ciret, bind Vinh fest. Marli, hol mir Ali Lin.«
    Vinh stöhnte schwach, als sie ihn auf einen Stuhl schoben. Nau kam über den Tisch heran, um sich den Mann näher anzuschauen. Er schien aus der Drahtpistole einen Streifschuss an der Schulter abgekriegt zu haben. Sie war blutig, doch es kam nicht viel Blut nach. Vinh würde leben… lange genug.
    »Eiter, war dieser Trinli schnell«, sagte Tung, und die nachlassende Anspannung sprudelte aus ihm heraus. »Die ganzen Jahre war er bloß ein alter Scheißer, und dann – rumms – murkst er den Hülsensergeanten ab. Murkst ihn ab und macht sich glatt aus dem Staub.«
    »Wäre nicht glatt gegangen, wenn der mir nicht in den Weg gekommen wär.« Ciret stieß Vinh mit der Mündung seiner Drahtpistole gegen den Kopf. »Sie waren beide schnell.«
    Zu schnell. Nau zog sich die Datenbrille von den Augen und starrte sie einen Moment lang an. Eine Dschöng-Ho-Datenbrille, gespeist mit Daten aus dem Orternetz. Er zerknüllte die Brille und holte den Fasersprecher heraus, den er, weil Reynolt darauf bestanden

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