Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sich, in Bewegung zu bleiben. Wenn er die Blutung zum Stillstand bringen könnte… aber er konnte nicht einmal seine Jacke ausziehen. Sein Denken trieb vom Unmöglichen weg. Grau schlich sich an den Enden in seinen Geist. Was kann ich tun in den Sekunden, die mir noch bleiben? Er arbeitete sich über die Trümmer voran, das Gesichtsfeld auf den Boden nur ein paar Zentimeter vor seinem Gesicht begrenzt. Wenn er Naus Arbeitszimmer finden könnte, sogar ein Sprechfunkgerät. Wenigstens könnte ich Pham warnen. Es gab kein Funkgerät, nur Schutt überall. Das schöne Holz, das Fong gezüchtet hatte, war nur noch Feuerholz, die Spiralmaserung geborsten.
    Ein nackter weißer Arm langte unter einem zerschmetterten Garderobenschrank hervor. Ezrs Geist schreckte angesichts des Entsetzens und des Rätsels auf. Wen haben wir zurückgelassen? Omo, ja. Doch der Arm war nackt, glänzte in blutleerem Weiß. Er berührte die Hand am Ende des Arms. Sie zuckte, glitt um seine Finger herum. Aha, überhaupt keine Leiche, nur eine von diesen Druckjacken, die Nau bevorzugte. Ein Gedanke tauchte aus dem Dämmerschein auf: Vielleicht kann ich die Blutung stillen. Er zog an dem Jackenärmel. Er gab nach, blieb hängen, dann schwebte er frei. Ezr verlor den Halt am Boden, und einen Augenblick lang war es ein Tanz von ihm und der Jacke. Der linke Ärmel ging auf, bis hinab in die Finger, wo sich die Öffnung verzweigte. Er schob den Arm in ganzer Länge hinein, und die Jacke schloss sich von den Fingern bis zur Schulter. Er zog das Gewebe über seinen Rücken und legte die rechte Seite lose um seinen misshandelten Arm. Jetzt konnte er zu Tode bluten, und niemand würde noch einen Tropfen sehen. Zieh den Stoff fest. Er ruckelte ihn zurecht. Enger, einen richtigen Druckverband. Er strich mit der linken Hand die Jacke über dem verletzten Arm fest, presste aus dem Fleisch darunter qualvollen Schmerz heraus. Doch das Druckgewebe reagierte und wurde steif. Wie aus weiter Ferne hörte er sich vor Scherz stöhnen. Für einen Moment verlor er das Bewusstsein; als er wieder zu sich kam, lag er leicht auf dem Kopf.
    Doch jetzt war sein rechter Arm ruhiggestellt, der Druckärmel maximal gespannt. Es war solch ein schmerzhaftes Extrem, doch vielleicht würde es genügen, um ihn am Leben zu erhalten.
    Er trank von vorbeischwebendem Wasser und versuchte zu denken.
    Hinter ihm erklang ein missmutiges Miauen. Das Himmelskätzchen glitt heran, setzte sich auf seine Brust und den unversehrten Arm. Er griff hinauf, fühlte den zitternden Körper. »Auch in Schwierigkeiten?«, fragte er. Es kam als Krächzen heraus. Die großen dunklen Augen des Kätzchens schauten ihn an, und es grub sich tief in den Raum zwischen seiner Brust und den linken Arm. Seltsam. Normalerweise ging ein krankes Kätzchen weg und versteckte sich; das hatte Ali Lin eine Menge Scherereien bereitet, obwohl die Wesen markiert waren. Das Himmelskätzchen war durchnässt, doch es schien ganz munter zu sein. Vielleicht – »Bist du gekommen, um mich zu trösten, Kleines?«
    Er fühlte jetzt das Schnurren und die Wärme seines Körpers. Er lächelte; schon jemanden zu haben, der ihm zuhörte, munterte ihn auf.
    Es erklang ein Flattern von Flügeln. Noch zwei Kätzchen. Drei. Sie schwebten über ihm und miauten gereizt, als wollten sie sagen: »Was habt ihr aus unserem Park gemacht« oder vielleicht: »Wir wollen was zu essen«. Sie wirbelten um ihn herum, jagten das Kleine aber nicht von seinem Arm weg. Dann glitt der größte, ein Kater mit lädierten Ohren, von Ezr weg und setzte sich auf den höchsten Punkt der Ruinen. Er schaute finster auf Ezr herab und begann seine Flügel zu putzen. Das verdammte Vieh sah nicht einmal nass aus.
    Der höchste Punkt, der in den Ruinen geblieben war… eine Diamantröhre von fast zwei Metern Durchmesser, bedeckt von einer Metallkappe. Ezr begriff plötzlich, worauf er schaute: das Tunnelende in Naus Zimmer, höchstwahrscheinlich eine direkte Verbindung nach L1-A. Er schoss den Hügel hinan zu der Säule mit der Metallkappe. Der Kater duckte sich, zögerte, Ezr aus dem Weg zu gehen. Sogar jetzt waren die Wesen so besitzergreifend wie immer.
    Die Kontroll-Lichter an der Luke zeigten grün, der Zugang war offen.
    Er schaute den großen Kater an. »Du weißt, dass du auf dem Schlüssel zu allem sitzt, was, Kumpel?«
    Er löste sanft das kleinste Kätzchen von seiner Jacke und scheuchte sie alle vom Lukenmechanismus fort. Er glitt zurück, öffnete sich. Würden

Weitere Kostenlose Bücher