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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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für den Geleitkäfer. Das Tier wirkte wie ungefähr vierzig Kilo von sehr totem Gewicht. Aber sie gingen abwärts, und jetzt folgte Scherkaner Unterberg ohne weitere Einwände, er brauchte nur gelegentlich Hilfe, um auf den Stufen zu bleiben. Was könntest du jetzt also Besseres tun, na, Oberst? Der auf der Lauer liegende Feind hatte schließlich zugeschlagen. Thrakt schaute über den Krater hin auf die Muster rauchender Zerstörung. Wahrscheinlich sah es ebenso auf der Hochebene aus, und die strategischen Verteidigungsanlagen des Königs waren in Klump gehauen. Zweifellos war das Oberkommando mit Atombomben belegt worden. Was immer ich auch tun wollte, jetzt ist es zu spät.

 
     
SIEBENUNDFÜNFZIG
     
    Das Taxi schwebte vom L1-Gemengsel hoch. Unter ihnen lag die Mündung von S745 offen und verströmte Luft und Eispartikel. Ohne Qiwi hätten sie immer noch hinter der Druckluke in der Falle gesessen. Qiwis Landung und die improvisierte Luftschleuse hätten vielleicht nicht einmal gut verwaltete Blitzköpfe zustande gebracht.
    Nau ließ Ali Lin sanft auf den Vordersitz neben Qiwi gleiten. Die Frau wandte sich von der Steuerung ab, und ihr Gesicht verzerrte sich vor Trauer. »Papa? Papa?« Sie streckte die Hand aus, um seinen Puls zu fühlen, und ihr Gesichtsausdruck entspannte sich ein wenig.
    »Ich glaube, er kommt durch, Qiwi. Schau, in L1-A gibt es Medizinautomatik, und…«
    Qiwi rutschte wieder in ihren Sitz zurück. »Das Arsenal…« Doch ihr Blick blieb bei ihrem Vater, und das Entsetzen wich teilweise der Nachdenklichkeit. Unvermittelt schaute sie weg und nickte. »Ja.«
    Das Taxi beschleunigte mit seinen kleinen chemischen Triebwerken. Nau und seine Männer suchten eilig nach Handgriffen. Qiwi hatte die automatischen Begrenzungen übergangen. »Was ist passiert, Tomas? Haben wir eine Chance?«
    »Ich denke schon. Wenn wir nach L1-A hineingelangen können.« Er erzählte die Geschichte des Verrats, fast die Wahrheit, ausgenommen Ali Lin.
    Qiwi ließ das Taxi glatt in den Bremsanflug einschwenken. Doch ihre Stimme klang fast schluchzend. »Das ist wieder das Diem-Massaker, nicht wahr? Wenn wir sie diesmal nicht aufhalten, werden wir alle sterben. Und die Spinnen auch.«
    Volltreffer. Wenn Qiwi nicht so frisch blankgeputzt worden wäre, wäre dies ein sehr gefährlicher Gedankengang gewesen. Noch ein paar Tage, und sie fände hundert kleine Unstimmigkeiten, die sie zusammensetzen könnte, sie würde das alles rasch durchschauen.
    Doch jetzt, die nächsten paar Kilosekunden lang, kam ihm die Analogie zu Diem zupass. »Ja! Aber diesmal haben wir eine Chance, sie aufzuhalten, Qiwi.«
    Das Taxi ging rasch auf Diamant Eins nieder. Die Sonne glich einem fahlen roten Mond, ihr Licht glitzerte hier und da auf den letzten Vorräten an gestohlenem Schnee. Hammerfest war unterm Horizont verschwunden. Höchstwahrscheinlich steckte Pham Nuwen dort im Obergeschoss fest. Der Kerl war ein Genie, aber er hatte nur einen halben Sieg errungen. Er hatte die Blitzkopf-Dienste abgeschaltet, doch er hatte die Arachna-Operation nicht verhindern können und keine Verbündeten erreicht.
    Und in diesem Spiel war ein halber Sieg nichts wert. In ein paar hundert Sekunden werde ich über die Feuerkraft von L1-A verfügen. Die Strategie würde sich in garantierter Vernichtung kristallisieren, und Pham Nuwens moralische Schwäche würde Tomas Nau den vollen Sieg einbringen.
     
    Ezr verlor nie das Bewusstsein, andernfalls wäre er nicht mehr erwacht. Doch eine Zeit lang war all seine Wahrnehmung auf ihn selbst konzentriert, auf die lähmende Kälte, den bohrenden Schmerz in seiner Schulter und den Arm abwärts.
    Der Drang, Luft in seine Lungen zu saugen, wurde übermächtig. Irgendwo musste es Luft geben; der Park hatte so viel davon wie eh und je. Doch wo? Er wandte sich in die Richtung, wo das falsche Sonnenlicht am hellsten war. Ein Rest von Vernunft stellte fest, dass das Wasser aus dieser Richtung gekommen war. Also fiel es jetzt. Schwimm auf die Helligkeit zu. Er bewegte die Beine schwach, aber so kräftig, wie er nur konnte, und korrigierte mit dem unversehrten Arm die Richtung.
    Wasser. Mehr Wasser. Ewig Wasser. Rötlich im Sonnenlicht.
    Er brach durch die Oberfläche, hustend und sich erbrechend und endlich atmend. Die See erstreckte sich rings um ihn. Sie wogte und stieg ohne einen Horizont. Es war etwas wie eine Piraten-Geschichte von Canberra, die er als Kind gesehen hatte; er war ein Seemann, gefangen in einem endgültigen

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