Eine Tiefe Am Himmel
Munition auf der Brücke eines Sternenschiffes aufbewahrt?
Triumphierende Rufe drangen schwach durch das Klingen in seinen Ohren. Dann rief Brughel: »Los! Los! Los!«
Jau wandte leicht den Kopf, sah seitlich die Brücke hinter sich. Die Luke war noch immer geschlossen, doch jetzt war ein gezacktes Loch hineingeschlagen. Verbogenes Metall und weniger leicht zu identifizierender Abfall schwebten von dort weg.
Und jetzt war Jau Xin ganz allein auf der Brücke der Hand. Er holte tief Luft und versuchte, in seinen Anzeigen Sinn zu finden. In einem Punkt hatte Ritser Brughel Recht. Hier ging es um Jaus Hals.
Die Leistungskurve des Energiekerns lag noch hoch. Er schaute hinaus über den gekrümmten Horizont. Keine Frage mehr. Die Hand war tiefer, in Übereinstimmung mit der Höhe von achtzigtausend Metern auf der Statusleiste. Er hörte das Grollen der Hilfstriebwerke. Bin ich durchgekommen? Wenn er das Schiff richtig orientieren und irgendwie das Haupttriebwerk zünden könnte… Aber nein, sie schwenkten nicht in die richtige Richtung! Das große Schiff richtete sich in seiner Flugrichtung aus, Heck voran. Links und rechts in der Heckansicht waren Teile der äußeren Schiffshülle zu sehen, schräge spinnwebartige Aufbauten, die für die Ströme interstellaren Plasmas vorgesehen waren, doch nie für die Atmosphäre eines Planeten. Jetzt glühten ihre Ränder. Weiche Gelb- und Rottöne sprühten von ihnen weg wie glühende Ozeangischt. Die schärfsten Kanten glühten weiß und wurden abgestreift. Doch die Hilfstriebwerke arbeiteten noch, ein Muster winziger Schübe. Ein aus. Ein aus. Wer immer seine Piloten leitete, unternahm einen perversen Versuch, die Hand ausgerichtet zu halten. Ohne solche präzise Steuerung hätte der Luftstrom entlang des unregelmäßigen Schiffsrumpfes sie torkeln lassen, eine Million Tonnen Material, das von Kräften zerrissen wurde, für die es nicht geschaffen war.
Das Glühen am Heck war eine sich ausbreitende Lichtfläche, nur an ein paar Stellen klar, wo der Schock nicht heiß genug war, um die Hülle verdampfen zu lassen. Jau wurde zurück in seinen Sessel gedrückt, während die Verzögerung sacht, unerbittlich zunahm. Vierhundert Milli-g, achthundert. Doch diese Verzögerung wurde nicht vom Triebwerk des Schiffes verursacht. Es war eine Planetenatmosphäre, der man sie überlassen hatte.
Und da war ein weiteres Geräusch. Nicht das Dröhnen der Hilfstriebwerke. Es war ein satter, anschwellender Ton. Von der Düse bis zur äußeren Hülle war die Hand eine riesige Orgelpfeife geworden. Der Klang fiel Akkord um Akkord, indes das Schiff tiefer voranstieß, langsamer. Und während das Ionisations-Glühen erzitterte und schwand, schwoll das Sterbelied der Hand zu einem Crescendo an – und war verklungen.
Jau starrte auf die Heckansicht, auf eine Szene, die eigentlich nicht möglich war. Die schrägen Aufbauten waren von ihrem Durchgang durch die Hitze geglättet und geschmolzen worden. Aber die Hand war eine Million Tonnen schwer, und die Piloten hatten sie in der Strömung präzise ausgerichtet gehalten, und das meiste von ihrer enormen Masse war erhalten geblieben.
Nahezu ein Standard-g presste ihn gegen seinen Sessel, nun aber fast im rechten Winkel zur früheren Verzögerung. Es war planetare Schwerkraft. Die Hand war jetzt eine Art Flugzeug, eine Katastrophe, die über den Himmel schlitterte. Sie waren vierzigtausend Meter hoch und sanken stetig hundert Meter pro Sekunde. Jau schaute auf den fahlen Horizont, die Gebirgszüge und Eisblöcke, die unter seinem Blickfeld entlangglitten. Manche davon waren fünfhundert Meter hoch, Eis, das beim Gefrieren der Ozeantiefen nach oben gedrückt worden war. Er tippte auf seinem Pult, bekam ein kurzen Flackern von Aufmerksamkeit eines der Piloten, einen Fetzen zusätzliche Information. Sie würden diesen Gebirgszug und die drei darauf folgenden überfliegen. Dahinten, nahe am Horizont, waren die Schatten weicher… ein Trugbild von Entfernung oder vielleicht Schnee, hoch aufgetürmt auf dem zerklüfteten Eis.
Durch die Korridore der Hand hallend, drang das rasche Trommeln von Brughels schwerem Gewehr an Jaus Ohren. Es gab Rufe, Schweigen, dann wieder das Trommeln, weiter entfernt. Jede Luke muss verschlossen sein. Und Ritser Brughel schoss sich den Weg durch jede einzelne frei. In gewissem Sinne hatte der Hülsenmeister Recht; er hatte die physikalische Ebene unter Kontrolle. Er konnte die Rumpfoptik erreichen, die Verbindung nach L1
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