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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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verstanden haben. Sehen Sie, wir Hülsenmeister sind aus der Katastrophe heraufgestiegen. Das ist unsere innere Stärke, unser Vorteil. Wenn ich das Temp zerstöre, wird die L1-Operation ungeheuer weit zurückgeworfen. Aber meine persönliche Lage verbessert sich. Ich werde immer noch den Felshaufen haben. Ich werde immer noch viele von den Blitzköpfen haben. Ich werde immer noch die Unsichtbare Hand haben.« Er wandte sich vom Startrohr ab. Er ließ den Blick über die Ausrüstungsbuchten schweifen, zu den verbliebenen Torpedos; vielleicht musste er auch das Dachgeschoss von Hammerfest wegputzen. Das hatte nicht zu den Katastrophenplänen gehört, nicht einmal zu den extremsten. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, es so zu machen, dass manche von den Blitzköpfen am Leben blieben. Ein anderer Teil seines Geistes wartete neugierig darauf, was Pham Nuwen sagen würde. Würde er wie ein gewöhnlicher Mensch kapitulieren, oder würde er das Herz eines echten Hülsenmeisters haben? Diese Frage war das Wesen von Pham Nuwens moralischer Schwäche.
    Unvermittelt ertönte ein Klappern, das im Bunker widerhallte. Ali Lin war aus seinem Blickfeld gefallen, ins untere Ende. Doch das Geräusch ertönte wieder und wieder, eine Million Metallplatten, die zusammenprallten. Vielleicht der innere Eingang? Das war der tiefste Punkt des Bunkers. Nau bewegte sich lautlos zum Rande des Schachts.
    Gegen das Getöse war Pham Nuwens Stimme schwach. »Sie irren sich, Hülsenmeister. Sie haben weder…« Nau schaltete mit einer raschen Handbewegung den Ton aus und bewegte sich langsam vorwärts. Er ging von Hand die feststehenden Kameras im Bunker durch. Nichts. Die primitive Automatik war eine Rettung und eine Seuche. Also gut. Waffen. War hier etwas Kleineres als ein Nuklearsprengkopf in der Nähe? Die Datenbank war für solche Banalitäten nicht eingerichtet. Er ließ die Inventarlisten durch seine Datenbrille laufen und bewegte sich dabei nahe an der Wand, noch immer von unten nicht zu sehen. Das Klappern und Scheppern dauerte an. Ah, das kam von den Servos im Seegrund, deren Lärm durch den Tunnel geleitet wurde! So gut wie eine Fanfare für jemanden, der heimlich einbrechen wollte.
    Der Angreifer, wenn er das denn war, schwebte nach oben und kam in Sicht.
    »Ach, Herr Vinh. Ich dachte, Sie wären ordentlich ersoffen.«
    In der Tat wirkte Vinh halb bewusstlos, sein teigiges Gesicht war fahl. Es gab kein Anzeichen von Pistolendraht-Wunden. Nein, er hat eine von meinen Jacken gestohlen. Das Druckgewebe saß eng und mit perfekten Falten, doch der rechte Arm war leicht verdreht, kraftlos. Vinh hielt Ali sacht an seiner linken Schulter. Er schaute Nau an, und Hass schien seine Lebensgeister zu wecken.
    Doch am unteren Ende des Bunkers kamen keine weiteren Eindringlinge nach. Und Naus Suche im Inventar war abgeschlossen: In dem Schrank unmittelbar hinter ihm befanden sich drei Drahtpistolen! Nau atmete erleichtert auf und lächelte den Krämer an. »Sie haben sich gut gehalten, Herr Vinh.« Ein paar Sekunden Unterschied, und Vinh wäre als Erster hier gewesen und hätte einen echten Hinterhalt gelegt. Statt dessen… der Bursche schien unbewaffnet zu sein, einarmig, schwach wie ein Kätzchen. Und Tomas Nau stand zwischen ihm und den Drahtpistolen. »Ich habe keine Zeit zum Reden, fürchte ich. Entfernen Sie sich bitte von Ali.« Er sprach sanft, wandte den Blick aber nicht von den beiden. Seine linke Hand bewegte sich, um den Waffenschrank zu öffnen. Vielleicht würde die ruhige Masche bei Vinh verfangen, und er könnte ihn sauber umlegen.
    »Tomas!«
    Qiwi stand über ihnen am Eingang zum freien Raum des Bunkers.
    Einen Augenblick lang starrte Nau sie nur an. Sie hatte Nasenbluten. Ihr Spitzenkleid war zerrissen und befleckt. Doch sie lebte. Die Absprengvorrichtung musste sich zusammen mit der Taxiluke verkeilt haben. Solange das Taxi noch angedockt war, griff die Sicherheitsblockierung der Schleuse nicht – und irgendwie hatte sie sich wieder den Weg herein gebahnt.
    »Wir waren eingesperrt, Tomas. Irgendwie war die Schleuse defekt.«
    »O ja!« Die Qual in Naus Stimme war völlig aufrichtig. »Sie ist zugefallen, und ich hörte einen Luftstrom. Ich… ich war mir so sicher, dass du tot warst.«
    Qiwi kam von der Decke herab und dirigierte den Körper von Rei Ciret an eine Greiffilz-Halterung. Der Wachmann war vielleicht am Leben, jetzt aber offensichtlich nicht von Nutzen. »Ich… es tut mir Leid, Tomas. Ich konnte Marli nicht

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