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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schlupfwinkel fanden. Der Verräter, zu spät entlarvt. Ihre letzten Leute, aus der Luft überfallen. Sie steht an einem Berghang, umringt von balacreanischen Waffen. Selbst in der kalten Morgenluft lag ein starker Gestank von verbranntem Fleisch, doch der Feind hatte zu schießen aufgehört. Sie hatten sie lebendig gefangen genommen.
    »Anne?« Die Stimme war sanft, tröstlich. Die Stimme eines Folterers, der die Stimmung für größeres Entsetzen vorbereitete. »Anne?«
    Sie öffnete die Augen. Balacreanische Folterwerkzeuge wölbten sich rings um sie, gerade am Rande ihres Gesichtsfeldes. Es war der ganze Schrecken, den sie erwartete, nur dass sie sich in Schwerelosigkeit befanden. Seit fünfzehn Jahren haben sie unsere Städte in Besitz. Wozu mich in den Raum schaffen?
    Ihr Verhörer schwebte in Sicht. Schwarzes Haar, typisch balacreanische Hautfarbe, ein jung-altes Gesicht. Das musste ein Leitender Hülsenmeister sein. Doch er trug eine seltsame Fraktille-Jacke wie kein Hülsenmeister, den Anne jemals gesehen hatte. Es war ein Ausdruck falscher Sorge auf sein Gesicht geklebt. Ein Dummkopf, er übertreibt. Er ließ einen Strauß weicher weißer Blumen auf ihren Schoß schweben, als mache er ihr ein Geschenk. Sie rochen nach warmen Sommern der Vergangenheit. Es muss eine Möglichkeit geben, zu sterben. Es muss eine Möglichkeit geben, zu sterben. Ihre Arme waren festgebunden, natürlich. Wenn er nahe genug herankam, hatte sie noch ihre Zähne. Vielleicht, wenn er dumm genug war…
    Er streckte die Hand aus, berührte sanft ihre Schulter. Anne warf sich herum, erwischte ein Stück von der tastenden Hand des Hülsenmeisters. Er fuhr zurück und hinterließ eine Spur von winzigen roten Tropfen, die in der Luft zwischen ihnen schwebten. Doch er war nicht dumm genug, um sie auf der Stelle zu töten. Vielmehr blickte er an den aufgereihten Apparaten entlang wütend auf jemanden, den sie nicht sah. »Trud! Was, zum Teufel, hast du mit ihr gemacht?«
    Sie hörte eine weinerliche Stimme, die ihr irgendwie vertraut war. »Pham, ich habe dich gewarnt, dass das eine schwierige Prozedur ist. Ohne ihre Anleitung können wir nicht sicher sein…« Der Sprecher kam in Sicht. Es war ein kleiner und nervös wirkender Bursche in der Uniform eines balacreanischen Technikers. Seine Augen wurden groß, als er das Blut in der Luft sah. Der Blick, den er Anne zuwarf, war auf befriedigende – und unerklärliche – Weise voll Furcht. »Al und ich können nur unser Bestes tun. Wir hätten warten sollen, bis wir Bil wiederhaben… Schau, vielleicht ist es nur ein vorübergehender Gedächtnisverlust.«
    Der ältere Bursche geriet in Rage, schien aber auch Angst zu haben. »Verdammt! Ich wollte eine Defokussierung und keine Gehirnwäsche!«
    Der kleine Mann, Trud… Trud Silipan, wich zurück. »Keine Sorge. Ich bin sicher, sie wird wieder. Wir haben die Gedächtnisstrukturen nicht angerührt, ich schwör’s.« Er warf einen weiteren furchtsamen Blick in ihre Richtung. »Vielleicht… ich weiß nicht, vielleicht hat die Defokussierung geklappt, und wir erleben eine Art Autorepression.« Er kam etwas näher, noch immer außer Reichweite ihrer Hände und Zähne, und lächelte sie matt an. »Chefin? Erinnern Sie sich an mich, Trud Silipan? Wir haben über Jahre von Wachzeit zusammengearbeitet, und vorher auf Balacrea, unter Alan Nau. Erinnern Sie sich nicht?«
    Anne starrte das runde Gesicht an, das schwache Lächeln. Alan Nau. Tomas Nau. Oh… Gott… Gott. Sie war in einem Albtraum erwacht, der nie zu Ende gegangen war. Die Foltergruben und dann die Fokussierung, und dann ein Leben lang selbst der Feind sein.
    Silipans Gesicht verzog sich, doch seine Stimme war auf einmal zuversichtlich. »Sieh, Pham! Sie weint. Sie erinnert sich!«
    Ja. An alles.
    Doch jetzt klang Pham Nuwens Stimme noch wütender. »Geh raus, Trud. Geh einfach raus.«
    »Es lässt sich leicht überprüfen. Wir können…«
    »Raus!«
    Danach hörte sie Silipan nicht mehr. Die Welt war in Schmerz versunken, eine schluchzende Gram, die ihr den Atem und die Sinne nahm.
    Sie fühlte einen Arm um ihre Schultern gelegt, und diesmal wusste sie, dass es nicht die Berührung eines Folterknechts war. Wer bin ich? Das war die leichte Frage gewesen. Die wirkliche Frage, Was bin ich?, hatte sich ihr noch ein paar Sekunden entzogen, doch jetzt strömten die Erinnerungen auf sie ein, das ungeheuerliche Böse, das sie seit jenem Tag in den Bergen über Arnham gewesen war.
    Sie zuckte vor

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