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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gestalt in einfachem Arbeitsanzug.
    »Trixia?«, sagte er leise. Er streckte die Hand aus, um ihre Schulter zu berühren. Sie wandte den Kopf nicht. Vinh kämpfte sein Entsetzen nieder und zog sie herum, um ihr ins Gesicht zu schauen. »Trixia?«
    Einen Moment lang schien sie ihm direkt in die Augen zu blicken. Dann drehte sie sich von seiner Berührung weg und versuchte an ihm vorbei auf die Fenster zu schauen. »Du blockierst mir die Sicht. Ich kann nichts sehen!« Sie klang nervös, am Rande der Panik.
    Ezr drehte den Kopf, um zu sehen, was auf den Fenstern so wichtig war. Die Wände rings um Trixia waren mit Struktur- und Ableitungsdiagrammen ausgefüllt. Eine ganze Sektion schien aus Vokabular-Optionen zu bestehen. Es gab Worte in Nese mit Mehrfach-Zuordnungen zu Fragmenten von unaussprechlichem Unsinn. Es war eine typische Sprachanalyse-Umgebung, jedoch mit mehr aktiven Fenstern, als ein vernünftiger Mensch verwenden würde. Trixias Blick sprang von Stelle zu Stelle, ihre Finger tippten Menüpunkte ein. Ab und zu murmelte sie einen Befehl. Ihr Gesicht war von totaler Konzentration erfüllt. Es sah nicht fremdartig aus und war an sich nicht entsetzlich; er hatte es früher gesehen, wenn sie von einem Sprachproblem total fasziniert war.
    Sobald er ihr aus dem Blickfeld trat, war er aus ihren Gedanken verschwunden. Sie war stärker auf ihre Arbeit… fokussiert…, als er sie je zuvor gesehen hatte.
    Und Ezr Vinh begann zu verstehen.
    Er beobachtete sie ein paar Sekunden lang, sah zu, wie sich die Muster in den Fenstern ausbreiteten, Entscheidungen getroffen wurden, Strukturen sich veränderten. Schließlich fragte er mit ruhiger, fast interesseloser Stimme: »Und wie läuft’s so, Trixia?«
    »Gut.« Die Antwort kam sofort, der Ton war genau der der alten Trixia, wenn sie beunruhigt war. »Die Bücher aus der Spinnenbibliothek, die sind wunderbar. Ich habe jetzt einen Schlüssel zu ihren Schriftprinzipien. Niemand hat je derlei gesehen, niemand hat je derlei getan. Die Spinnen sehen nicht so wie wir; die Bilder werden bei ihnen auf ganz andere Weise zusammengesetzt. Ohne die Physikbücher wäre mir nie der Gedanke an aufgespaltene Grapheme gekommen.« Ihre Stimme war fern, ein wenig aufgeregt. Sie wandte sich beim Sprechen nicht zu ihm um, und ihre Finger tippten weiter. Jetzt, da sich seine Augen an das trübe licht gewöhnt hatten, sah er beängstigende Kleinigkeiten. Ihr Arbeitsanzug war frisch, doch an der Vorderseite liefen Sirupflecke hinab. Ihr Haar, obwohl kurz geschnitten, sah wirr und schmutzig aus. Ein Fleck von etwas – Essen? Rotz? – hing knapp über den Lippen in ihrem Gesicht.
    Kann sie sich wenigstens selber waschen? Vinh schaute nach unten zur Tür. Der Raum war nicht groß genug für drei, doch Reynolt hatte Kopf und Schultern durch die Öffnung gesteckt. Sie schwebte leichthin auf den Ellbogen. Sie starrte mit intensivem Interesse zu Ezr und Trixia hoch. »Dr. Bonsol hat gute Arbeit geleistet, sogar bessere als unsere eigenen Linguisten, und die sind seit dem Studium fokussiert. Dank ihr werden wir die Sprache lesen können, noch ehe die Spinnen selbst ins Leben zurückkehren.«
    Ezr berührte Trixia wieder an der Schulter. Wieder drehte sie sich weg. Es war eine Geste von Zorn oder Furcht, als schüttle sie eine lästige Fliege ab. »Erinnerst du dich an mich, Trixia?« Keine Antwort, doch er war sicher, dass sie sich erinnerte – es war einfach nicht wichtig genug für einen Kommentar. Sie war eine verwunschene Prinzessin, und nur die bösen Hexen konnten sie erwecken. Doch diese Verzauberung hätte sich vielleicht nie ereignet, wenn er mehr auf die Ängste der Prinzessin gehört, wenn er Sum Dotran zugestimmt hätte. »Es tut mir so Leid, Trixia.«
    Reynolt sagte: »Genug für diesen Besuch, Flottenverwalter.« Sie winkte ihn aus dem Zimmerchen.
    Vinh glitt zurück. Trixia wandte keinen Moment den Blick von ihrer Arbeit. Etwas wie diese Konzentration hatte ihn ursprünglich zu ihr hingezogen. Sie war Triländerin, eine von den wenigen, die sich der Dschöng-Ho-Expedition ohne nahe Freunde oder sogar eine kleine Familie angeschlossen hatten. Trixia hatte davon geträumt, das wahrlich Fremdartige zu erfahren, Dinge zu lernen, die kein Mensch je gekannt hatte. Sie hatte den Traum so heftig verfolgt wie die Kühnsten von der Dschöng Ho. Und jetzt hatte sie, wofür sie sich aufgeopfert hatte – und weiter nichts.
    Auf halbem Wege aus der Tür hielt er inne und schaute durchs Zimmer auf

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