Eine Tiefe Am Himmel
deutete auf Ezrs Platz an der Mitte des Tisches.
Vinh bewegte sich langsam hin, setzte sich. Es war schwer, Tomas Nau in die Augen zu schauen. Die anderen… Anne Reynolt wirkte so ungeduldig und leicht zu irritieren wie immer. Es machte keine Mühe, ihrem Blick auszuweichen, da sie ihm sowieso nie direkt in die Augen schaute. Ritser Brughel wirkte so erschöpft wie der Hülsenmeister, doch er hatte ein sonderbares Lächeln, das an und aus ging. Der Mann starrte ihn stur an; Vinh erkannte plötzlich, dass in Brughel unausgesprochener Triumph brodelte. All die Toten – auf beiden Seiten – bedeuteten diesem Sadisten nichts.
»Flottenverwalter.« Naus leise Stimme brachte Vinh dazu, ihm den Kopf zuzuwenden. »Was J. Y. Diems Verschwörung angeht…«
»Ich habe davon gewusst, Hülsenmeister.« Die Worte waren etwas zwischen Zurückweisung und Eingeständnis. »Ich…«
Nau hob die Hand. »Ich weiß. Aber Sie waren nur ein unbedeutender Teilnehmer. Wir haben einige andere identifiziert. Den alten Mann, Pham Trinli. Er hat ihnen Schutzfarbe verschafft – und ist für seine Mühe fast umgekommen.«
Brughel kicherte. »O ja, er ist halb abgekocht worden. Ich wette, er winselt sogar jetzt noch.«
Nau wandte sich um und schaute Brughel an. Er sagte nichts, starrte ihn nur an. Nach einer Sekunde nickte Ritser, und sein Ausdruck glich sich auf stumpfe Art dem von Nau an.
Der Hülsenmeister wandte sich wieder Vinh zu. »Niemand von uns kann sich in dieser Angelegenheit Wut oder Triumph leisten. Jetzt brauchen wir jeden, sogar Pham Trinli.« Er schaute Vinh bedeutungsvoll an, und Ezr erwiderte den Blick in seine Augen.
»Ja, Herr Hülsenmeister. Ich verstehe.«
»Wir werden Sie anschließend über die Verschwörung befragen, Flottenverwalter. Wir möchten alle identifizieren, auf die wir ein wachsames Auge haben müssen. Zunächst gibt es viel wichtigere Dinge, als in der Vergangenheit herumzuwühlen.«
»Nach alledem soll ich weiter Flottenverwalter bleiben?« Er hatte diese Position so gehasst. Jetzt hasste er sie noch mehr, wenn auch aus ganz anderen Gründen.
Doch der Hülsenmeister nickte. »Sie waren vorher die passende Person und sind es weiterhin. Zudem brauchen wir Kontinuität. Wenn Sie meine Führung sichtlich und aus ganzem Herzen akzeptieren, hat die Gemeinschaft als Ganzes bessere Chancen.«
»Jawohl.« Manchmal war es möglich, Schuld abzubüßen. Das war mehr, als Jimmy und Tsufe und Pham Patil jemals tun konnten.
»Gut. Soweit ich es verstehe, hat sich unsere materielle Situation stabilisiert. Es gibt derzeit keine Notfälle. Was ist mit Xin und Wen? Werden sie die Eisblöcke retten können, auf die sie Jagd machen? Mehr Treibstoff für sie herzustellen, ist eine vorrangige Aufgabe.«
»Wir haben die Raffinerie in Betrieb genommen, Herr Hülsenmeister. Wir werden in ein paar Kilosek beginnen, sie mit Rohstoff zu versorgen.« Und könnten die Taxis auftanken. »Ich hoffe, dass wir die letzten Eisblöcke binnen vierzig Kilosek am Boden und im Schatten haben.«
Nau warf Anne Reynolt einen Blick zu.
»Die Schätzung ist vernünftig, Hülsenmeister. Alle anderen Probleme sind unter Kontrolle.«
»Dann haben wir Zeit für die wichtigen, menschlichen Angelegenheiten. Herr Vinh, wir werden später am Tag mehrere Mitteilungen machen. Ich möchte, dass Sie sie verstehen. Sowohl Ihnen als auch Qiwi Lisolet werden wir für Ihre Hilfe beim Aufspüren der Verschwörung danken.«
»Aber…«
»Ja, ich weiß, dass es da ein Element der Vorspiegelung gibt. Aber Qiwi ist nie in die Verschwörung eingeweiht gewesen, und sie hat uns tüchtig geholfen.« Nau machte eine Pause. »Das arme Mädchen ist davon zerrissen worden. In ihr steckt eine Menge Zorn. Um ihretwillen und im Interesse der ganzen Gemeinschaft bitte ich Sie, auf die Geschichte einzugehen. Ich brauche die Betonung, dass es bei der Dschöng Ho viele gibt, die nicht irrational sind, die gelobt haben, mit mir zusammenzuarbeiten.«
Er machte eine Pause. »Und jetzt das Wichtigste. Sie haben meine Rede gehört, den Teil, wo es darum ging, die Lebensweise der Aufsteiger kennen zu lernen?«
»Den… Fokus?« Was sie wirklich mit Trixia gemacht hatten.
Hinter Nau huschte das sadistische Grinsen abermals über Ritser Brughels Gesicht.
»Das ist die Hauptsache«, sagte Nau. »Vielleicht hätten wir offen darüber sprechen sollen, aber die Ausbildungszeit war noch nicht abgeschlossen. Unter den gegenwärtigen Umständen kann Fokus über Leben und Tod
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