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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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damals nicht mehr mitgemacht habe, als Dave im Kampf gegen Franco starb – Jahre, bevor ich in die Große Zeit geriet –, die Art Sache, die einen fast wünschen läßt, daß man in der Veränderungswelt Kinder haben könnte. Ich fragte mich, warum ich nie daran gedacht hatte, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit auch David wiedererweckt wurde, und ich sagte mir: Nein, es hat sich alles geändert, ich habe mich verändert, es ist besser, die Veränderungswinde stören Dave nicht, sonst bekäm ich’s zu spüren.
    »Nein, ich bin nicht 1917 gestorben – ich wurde damals nur angeworben«, wandte sich Lili an Bruce. »Ich habe noch die ganzen zwanziger Jahre erlebt, wie du an meiner Kleidung erkennen kannst. Oh, Mr. Marchant, ob Sie sich wohl an eins von diesen Gedichten erinnern, die Sie in den Schützengräben begonnen haben? Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie besser sind als Ihr Sonnett, das mit › Der Zweig schwankt im Wind, die Nacht ist stumm; Schau zu den Sternen, kleiner Aff’ und wieg dich in Schlummer ‹ abschließt.«
    Der Spruch hätte mich fast zum Aufschreien gebracht – was für Affen wir doch sind, dachte ich –, obwohl ich selbst davon überzeugt bin, daß man bei einem Dichter am weitesten kommt, wenn man ihm einen seiner eigenen Verse zitiert – sogar möglichst viele. Ich kam zu dem Schluß, daß ich unsere kleinen Briten für den Augenblick ruhig vergessen und mich um Erich kümmern konnte, oder wer mich sonst brauchte.

Die Hölle ist der richtige Platz für mich. In die Hölle gehen die feinen Kirchenleute und die guten Ritter, die beim Turnier oder in irgendeinem großen Krieg getötet werden, wir mutigen Soldaten und die galanten Edelleute.
    Mit ihnen will ich gehen. Auch gehen dorthin die blonden anmutigen Damen, die außer ihrem Herrn noch zwei oder drei Liebhaber haben. Dorthin gehen Gold und Silber, Zobel und Hermelin. Dorthin gehen die Harfinisten und die Sänger und die Könige der Erde.
    Aucassin
     
3
Neuner-Party
     
    Von einem Tablett, das Beau herumtrug, tauschte ich meinen Drink gegen einen neuen aus. Das Grau der Leere gewann nun ein wirklich angenehmes Aussehen, wie ein warmer dichter Nebel, in dem Millionen winziger Diamanten schwebten. Doc saß vornehm an der Bar, einen dampfenden Teetopf vor sich – ein Beigetränk, nehme ich an, da er gerade ein buntes Glas absetzte. Sid unterhielt sich mit Erich, wobei er lachte, und ich überlegte, daß es zwar wie eine Party auszusehen begann, daß da aber noch etwas fehle.
    Es hatte nichts mit dem Hauptversorger zu tun; die Anzeigen leuchteten gleichmäßig rot wie ein hübsches kleines Kaminfeuer inmitten des Sammelsuriums aus Anzeigelämpchen, das alle Kontrollen enthielt außer dem abseits befindlichen und erschreckenden Introversionsschalter, der nie berührt wurde. Da gingen Mauds Couchvorhänge zusammen, und sie und der Römer saßen still nebeneinander.
    Er schaute hinab auf seine schimmernden Stiefel und seine sonstigen schwarzen Sachen, als wäre er eben erst erwacht und traute seinen Augen nicht, und er sagte: » Omnia mutantur, nos et mutamur in illis «, und ich blickte mit hochgezogenen Augenbrauen zu Beau hinüber, der eben das Tablett zurückbrachte, und er machte dem alten Vicksburg Ehre, indem er übersetzte: »Alles verändert sich, und wir verändern uns mit.«
    Dann blickte Markus langsam in die Runde, und ich kann bezeugen, daß ein römisches Lächeln ebenso warm und freundlich ist, wie das Lächeln aus anderen Ländern, und er sagte schließlich: »Wir sind neun, die richtige Zahl für eine Party. Auch die Couches. Sehr gut.«
    Maud lachte stolz, und Erich brüllte: »Willkommen zurück aus der Leere, Kamerad! «, und dann, weil er ja Deutscher ist und die Meinung vertritt, alle Parties müßten laut und sartirisch-bombastisch sein, sprang er auf eine Couch und verkündete: » Meine Damen und Herren , gestatten Sie mir, Ihnen den nobelsten Römer aller Zeiten vorzustellen, Markus Vipsanius Niger, Legat des Nero Claudius (in einem früheren Zeitstrom Germanicus genannt), der im Jahre 763 A. U. C. (Rich tung, Markus? Das ist 10 A. D. Ihr Klotzköpfe!) im mutigen Kampf gegen die Parther und die Schlangen in der Schlacht von Alexandria starb. Hoch, hoch, hoch! «
    Wir alle schwangen unsere Gläser und jubelten mit, und Sid brüllte Erich zu: »Füße von den Möbeln, du ungebildeter Kerl!« und grinste und dröhnte allen drei Husaren zu: »Vergnügt Euch, Patienten«, und Maud und Markus bekamen ihre

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