Eine tollkuehne Lady
Zufriedenheit durchströmte sie. Sie streckte sich in dem so herrlich bequemen Bett, aber sie hatte es nicht eilig aufzustehen. Sie lag auf der Seite und hörte zu, wie in dem Park vor dem Fenster die Vögel zwitscherten.
Es war ein neuer Tag, und die Dinge erschienen ihr heute Morgen ein wenig leichter als noch am gestrigen Abend. Ihre Brüder waren am Leben. Die Cousins, von denen sie befürchtet hatte, sie würden auf sie herabblicken, hatten sich als reizend erwiesen und sie mit offenen Armen empfangen. Ihre Freundlichkeit hatte Georgie verlegen gemacht, in Anbetracht ihrer früheren Vorurteile den Londonern gegenüber. Jetzt wusste sie es besser. Sie befand sich an einem sicheren Ort, und Ian hatte sie gebeten, seine Frau zu werden.
Dann erinnerte sie sich an die lustvollen Dinge, die sie in der Nacht zuvor miteinander getan hatten, nur um dann durch einen nächtlichen Besuch seiner früheren Geliebten gestört zu werden - was für ein Debakel! Sie stöhnte auf und zog sich das Kissen über das Gesicht.
Heute würde sie eine Entscheidung treffen müssen, was sie ihm auf seinen Heiratsantrag erwidern wollte. Außer natürlich, sie hatte das alles nur geträumt!
Sie warf das Kissen beiseite, setzte sich auf, noch immer in das zerknitterte Chemisier gekleidet, in dem er sie beinahe verführt hätte. Dann kletterte sie aus dem hohen Bett und ging zum Fenster hinüber, um hinauszusehen. Gegenüber, auf der anderen Seite des Parks, entdeckte sie Ians prachtvolles Haus - das mit der burgunderroten Tür. Im Tageslicht wirkte es noch großartiger. Sie blickte über die Bäume von Green Park, und hoffte, einen Blick auf Ian zu erhaschen, aber das war nur ein Wunschtraum.
Er erschien nicht.
Die gelbe Sonne stand hoch am Himmel. Unten spazierten alle möglichen Leute über die mit Kies bestreuten f. Wege des Parks. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die hüfthohe Kommode, auf der die Blumenvase stand, während sie sich vorstellte, ihn heute wiederzusehen. Er hatte versprochen, dass er kommen und sie besuchen würde.
Ein leises Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. „Sind Sie wach, Miss?“, fragte eine leise Stimme mit einem Cockney-Akzent. „Ich bin Daisy. Man hat mich ausgewählt, Ihre Zofe zu sein.“
„Komm herein“, rief Georgie und war froh über die Unterbrechung. Sie wandte sich vom Fenster ab und lief dem Mädchen entgegen.
Daisy war mit zwei weiteren Mädchen gekommen, um Georgie zu bedienen, was sie sehr rührte. Daisy bereitete ein Bad für sie vor, während die Mädchen ihr das Frühstück brachten.
„Lord Griffith hat der Küche ausrichten lassen, dass Sie kein Fleisch essen, stimmt das, Miss?“
„Oh - ja“, sagte sie, verwundert, weil er nicht vergessen hatte, dass sie Vegetarierin war. Natürlich, er war so aufmerksam.
„Sind Eier in Ordnung?“
Georgie nickte, und das Mädchen hob den silbernen Deckel von ihrem Teller, auf dem sie ein typisches englisches frühstück erwartete, nur ohne den üblichen Schinken und die Würstchen. Sie nahm sich etwas von dem Obst, Gebäck, Rührei und ein paar Bohnen.
„Möchten Sie, dass wir Ihre Koffer für Sie öffnen, Miss?“, fragte das Mädchen, während Georgie aß.
Sie nickte und freute sich auf ihre persönlichen Sachen, nach all den Monaten auf See.
Der Duft von Sandelholz und Räucherstäbchen erfüllte die Luft, als ihre Reisekoffer nacheinander geöffnet wurden. Zwischen den einzelnen Bissen sah Georgie den Inhalt durch. Die Mädchen bestaunten die schillernden Farben ihrer Saris und andere exotische Gegenstände, vor allem die Schals aus reiner Kanchipuram-Seide, als Camille eintraf, die persönliche Zofe der Duchess.
Die Expertin für Schönheitsfragen in Knight House bot Georgie an, ihr beim Ankleiden und Frisieren zu helfen. Als sie bemerkte, dass die lange Seereise ihre Spuren an Haut und Haaren des Gastes hinterlassen hatte, holte Camille ohne weitere Umschweife ein Sortiment an Cremes und Tinkturen, um Georgie zu helfen, ihr gutes Aussehen wiederherzustellen.
Avocado wurde ihr ins Haar gerieben, während ihr Gesicht, ihre Hände und die Haut ihres Dekolletes mit Zitrone eingerieben wurde, um die leichte Bräune verschwinden zu lassen. Es folgten Milch und Rosenwasser, während Georgies Hände dick mit Kakaobutter eingecremt wurden. Eine Mischung mit Hafermehl wurde in das Badewasser geschüttet, um ihre Haut zu erfrischen, und zum Schluss wurde das alles mit Lavendelseife abgewaschen.
Als
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