Eine tollkuehne Lady
flüsterte er liebevoll.
„Jetzt schon.“
„Na schön. Und du versprichst mir, mir zu sagen, worüber du dir den Kopf zerbrichst, wenn ich nachher vorbeikomme?“
Sie nickte und machte sich auf ein Gespräch gefasst, das ihr einiges an Mut abverlangen würde.
„Was immer es sein mag“, ergänzte er leise, „wir werden damit fertig werden.“
Ich liebe dich, dachte sie plötzlich, und blickte ihn mit einem Kloß in der Kehle an.
Aber sie nickte ihm nur wieder zu.
Neben ihnen wurde gelacht, und Matthew kam angerannt und umklammerte Ians Bein. „Papa, gehst du mit uns ein Eis essen?“
Ian legte die Hand auf den Kopf des Kindes. „Nein, mein Kleiner, diese Gentlemen brauchen mich hier. Du gehst mit Miss Georgie, und ich sehe dich bald - ich schwöre es dir.“
„Ja, Papa.“
„Und du wirst dich benehmen“, fügte er hinzu und musterte seinen Sohn streng. „Ich will nichts mehr hören von weiteren Wutanfällen. So benimmt sich kein Prescott.“
Georgie unterdrückte ein Lächeln, als Matthew reumütig von einem Fuß auf den anderen trat.
„Tut mir leid, Sir.“
„Schon gut.“ Ian lachte leise und tätschelte seinem Sohn liebevoll das Kinn. „Also gut, ihr zwei solltet allmählich aufbrechen, ehe all die Eiscreme schmilzt.“
„Kommen Sie, Lord Aylesworth“, rief Georgie heiter. Sie ergriff die Hand des Jungen und lächelte Ian an, der ihr Lächeln mit glänzenden Augen erwiderte.
Matthew winkte den älteren Lords, mit denen er sich angefreundet hatte, zum Abschied zu, und Georgie führte ihn an der Hand aus den Hallen der Mächtigen. Ian blieb dort stehen, wo er war, und blickte ihnen nach, bis sie aus seiner Sichtweite verschwunden waren.
Es dauerte weitere zwei Stunden, bis die Sitzung beendet war, man abgestimmt hatte und die Stimmen ausgezählt worden waren. Ians Seite hatte den Sieg davongetragen, aber er hielt sich nicht damit auf, die Glückwünsche seiner Kollegen entgegenzunehmen. Eilig verließ er Westminster und befahl seinem Kutscher, ihn sofort nach Knight House zu bringen.
Als er ankam, erfuhr er von Mr. Walsh, Hawks Butler, dass Miss Knight ihn im Musikzimmer erwartete. Er drückte dem Butler Zylinder und Spazierstock in die Hände und ging durch die Marmorhalle zur Treppe, doch dann fiel sein Blick in das Vorzimmer.
Durch die offene Tür sah er zahlreiche Blumensträuße, als hätte man hier kurzfristig ein Blumengeschäft eingerichtet.
Ian wandte sich zu dem Butler um. „Sagen Sie, Walsh, ist jemand gestorben?“
„Äh - nein, Sir. Die Blumen wurden heute für Miss Knight abgegeben. Bewunderer von dem gestrigen Ball“, fügte er in verschwörerischem Flüstern hinzu.
„Was, alle?“, rief Ian.
„Sie können sich gern selbst davon überzeugen, wenn Sie das wünschen, Mylord.“
Stirnrunzelnd blickte Ian ihn an, dann betrat er das Zimmer, um sich selbst zu vergewissern. Beinahe hätte er geniest, so schwer hing der Duft der verschiedenen Blumen in der Luft.
Mit angespannter Miene zog er die Karte aus dem ersten Dutzend Rosen und las sie. Dann verfinsterte seine Miene sich noch mehr. Bei Durchsicht der verschiedenen Sträuße offenbarte sich ihm eine bemerkenswerte Anzahl von Rivalen um Georgianas Zuneigung: Ein Duke, elf Earls und zwei Viscounts.
Verdammt.
Mr. Walsh stand an der Tür, hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und den Kopf stolz erhoben angesichts des Erfolgs, den das neueste Familienmitglied bei seinem ersten offiziellen Auftritt gehabt hatte.
Ian starrte ihn wortlos an.
„Es ist ein Glück, dass Mylord stets Kampfgeist besessen haben“, bemerkte der Butler mit unbewegter Miene.
Ian verzieh ihm diese Bemerkung, kannte Mr. Walsh ihn doch, seit Ian in Matthews Alter gewesen war. „Verdammt gut, dass ich nicht mit leeren Händen gekommen bin.“
„Zweifellos, Sir. Viel Glück“, fügte der Butler hinzu und blickte wieder mit unbeteiligtem Gesichtsausdruck ins Leere.
Ian nickte dem gewitzten alten Burschen entschlossen zu, dann verließ er eilig das Vorzimmer, durchquerte die Halle und sprang die Treppe hinauf.
Als er das Musikzimmer im oberen Stockwerk betrat, sah er seine schöne Freundin im Sonnenlicht, das durch die vielen Fenster an der rückwärtigen Wand schien.
Sie befand sich auf dem Boden, gekleidet in seltsame Gewänder, den schlanken Körper in einer befremdlichen Pose verrenkt. Verwirrt legte Ian den Kopf schief, als sie ihre Beine streckte und sich auf den Kopf stellte.
Was zur Hölle ...?
Ihre schmalen Füße
Weitere Kostenlose Bücher