Eine tollkuehne Lady
dass du mehr über diese Georgiana herausfindest, wenn du kannst. Es gefällt mir nicht, dass sie hier ist, nicht im Geringsten. Schlimm genug, dass diese Engländer durch den Palast kriechen, aber sogar hier, im Harem? Was muss ich alles ertragen! Oh, dass dieses kleine Flittchen Meena sie hierher gebracht hat! Ich wünschte, sie wäre tot! “
Firoz blickte sie fragend an.
Hinter dem Schirm blieb Sujana stehen und lachte leise. „Mein Freund, im Moment war das nur so dahingesagt“, schalt sie ihn belustigt. „Alles zu seiner Zeit. “
Beinahe hätte Firoz gelächelt, aber er verbarg sein Vergnügen, neigte den Kopf und verließ das Audienzzimmer, um den Befehl seiner Königin zu befolgen.
Noch nie zuvor waren unter den Kuppeldächern des Palastes von Janpur Dudelsäcke zu hören gewesen. Doch nun, während die Höflinge der Marathen zusammenkamen und darauf warteten, dass das Fest begann, hatte Major MacDonald ein paar seiner Hochländer versammelt, damit sie ihren Gastgebern den kriegerischen Schwertertanz seines stolzen Regiments vorführten.
In vollem Hochland-Ornat mit Kilts und Tamo’Shanters, der typischen schottischen Kopfbedeckung, tanzten die tapferen Schotten ihren lebhaften Jig über die Schwerter hinweg, die gekreuzt am Boden lagen. Während die Dudelsäcke und Trommeln erklangen, zeigten sie ihre Kraft und Beweglichkeit, indem sie über den Klingen in schnellem Rhythmus hin und her sprangen, ein jeder mit einer Hand hoch über dem Kopf, die andere in die Hüfte gestemmt.
„Ursprünglich war der Tanz dazu gedacht, die Männer vor der Schlacht auf zu wärmen“, erklärte Ian der Gruppe von Marathen, die neben ihm standen, während Ravi pflichtschuldig übersetzte. „Haben Sie den Whiskey probiert, Gentlemen? “, fügte er hinzu und deutete mit seinem Glas auf den Tisch, wo ein Diener Whiskey einschenkte, den die britische Delegation in einem Fass mitgebracht hatten. „Unter den Männern in meinem Land ist das das beliebteste Getränk. “
Zum Glück hatten sie als Geschenk für den Hof des Maharadschas auch fünfhundert Flaschen Champagner bei sich gehabt, denn einige der Marathen nippten an dem trockenen, bitteren Whiskey und spuckten ihn um ein Haar wieder aus. Ravi übersetzte eine der Bemerkungen zu dem Präsent mit „flüssigen Dreck trinken“. Tatsächlich schienen einige zu überlegen, ob dieses Geschenk nicht vielleicht eine Beleidigung darstellen sollte, aber zum Glück fand der Champagner Anklang.
Äußerlich entspannt ließ Ian seinen Blick immer wieder aufmerksam durch den Bankettsaal schweifen, nippte an seinem Whiskey und ignorierte den Anflug von Heimweh, den dieser in ihm auslöste - der Stammsitz seiner Familie lag nur einen Steinwurf von der schottischen Grenze ent-fernt. Er hakte den Daumen in die Tasche seiner weißen Seidenweste und betrachtete die farbenfrohe Ansammlung von bunten indischen Tuniken, Turbanen und strahlenden Uniformen. Obwohl er einen tadellosen schwarzweißen Anzug trug, fühlte er sich merkwürdigerweise nicht festlich genug gekleidet.
Doch das war nun mal sein Stil. Farbenfrohe Gewänder entsprachen nicht seiner Natur.
Weiter ließ er den wachsamen Blick über die Menge gleiten, bis er die Brüder Knight entdeckte. Für seine diplomatischen Pläne waren sie eine ausgezeichnete Wahl gewesen. Gute Männer. Ihre Fähigkeit, das Wohlwollen und den Respekt der Marathen zu gewinnen, hatte ihn beeindruckt. Aber Charme war offensichtlich ein Familienerbe. Erst vorhin hatte Ian gehört, wie sich die Brüder mit ihren Gastgebern sehr angeregt über die Vorteile der Kavallerie unterhielten - die Marathen waren neben allem anderen als ausgezeichnete Kavalleristen bekannt.
Gabriel war der Ruhigere und Ernsthaftere der beiden, und Ian spürte die Tiefen in diesem Mann, die zu ergründen er vermutlich keine Zeit haben würde. Aber Dereks Wesen war heiter und leichter zugänglich, und bald war er umringt von einer Gruppe aus Höflingen und Leibwachen, die über seine Geschichten lachten.
Als sich der schottische Tanz seinem fulminanten Höhepunkt näherte, bemerkte Ian eine einsame Gestalt an der Wand - ein dunkel gekleideter, bärtiger Mann, der ihn offenbar beobachtete. Ganz plötzlich war Ian ziemlich sicher, in ihm den Spion wiederzuerkennen, den er vor dem Akbar Hotel in Kalkutta gesehen hatte. Wie zuvor machte der Mann sofort kehrt und verschwand durch die nächste Tür.
Das also hatte es mit diesem Spion auf sich - Johar hatte ihn geschickt. Nun,
Weitere Kostenlose Bücher