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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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spielen, wenn man sich ein wenig weiterbildet und nicht den lieben langen Tag auf seinem fetten Erbenarsch herumsitzt und Pornovideos anguckt. Auf deine Freundschaft kann ich übrigens ab sofort verzichten. Ich bin kein Freund von Verlierern. Tschüs.«
    Marx macht mobil, dachte ich. Bei Arbeit, Sport und Spiel.
    Ein paar Tage lang begoss ich mein Selbstmitleid mit schottischem Whiskey. Marx war schuld. Mein Vater war schuld. Mein Bankberater. Und natürlich Rüdiger. Der verräterische Rüdiger, den ich eines Tages schon noch erwischen würde. Keiner hatte mich gewarnt. Alle hatten mich angestachelt, mein Geld arbeiten zu lassen, und jetzt war es abgearbeitet. Saubande, elende. Ich träumte von komplizierten Morden. Bei Marx musste ich für meine Mordfantasien sogar in die Vergangenheit reisen.
    Dann ging mir auf, dass das alles nichts brachte. Ich hörte erst einmal mit dem Trinken wieder auf. Wenn ich will, kann ich ganz schön diszipliniert sein. Dann fing ich mit Lesen an. Als Kind hatte ich immer Comics gelesen, wenn ich überhaupt nicht mehr durchblickte, so machte ich das jetzt auch. Und wie ich vorhergesehen hatte, wurde mir das bald, so nach drei, vier Tagen, echt zu dumm. Im Grunde, dachte ich, ist ja eigentlich gar nicht so viel passiert. Du hast noch zehn Millionen, das reicht ja dicke bis zum Ende. Aber irgendwo stimmt es ja, was Rüdiger sagt. Du kannst nicht immer nur herumsitzen und nichts tun. Dachte ich. Die letzten Comics schob ich mit einer gewissen grimmigen Entschlossenheit zurück in mein Comicregal.
    Ich wusste noch nicht gleich, was genau ich anders machen wollte als bisher. Aber es war so was in der Luft wie damals, als ich Tina gefragt hatte, ob sie mit mir ins Kino will. Ich suchte sogar ihre Adresse raus, aber als ich dann den alten Zettel in der Hand hatte, war’s das auch nicht. Es ging jetzt nicht um Liebe. Es ging um Arbeit.
    Wie zufällig fielen mir meine alten Bücher aus dem Studium wieder in die Hand. Der Strohmeyer (Werkstoffkunde), Eberhard-Wittgenstein (Grundkurs Pulvermetallurgie) und natürlich der gehasste Brehme: ›Theorie und Praxis der modernen Prozessautomatisierung‹, zwei dicke, seit den frühen Sechzigern immer wieder aufgelegte, schwere Bände, ein Haufen abstrakter Mist, der mich damals nicht interessiert hatte, aber laut Prof. Dr. Ing. Mergentheim von essenzieller Wichtigkeit gewesen war, und zwar vor allem deswegen, weil sein Freund Brehme den Sermon verzapft hatte. Ob man es glaubt oder nicht, ich schlug Band 1 genau dort auf, wo es um die Ente ging:
    Die Geschichte der Prozessautomation ist so alt wie der menschliche Werkzeuggebrauch selbst. Die Maschinenwerdung von Verfahren und Algorithmen, zu der sich der Traum konkretisierte, der Mensch solle ohne entwürdigende Arbeit auskommen, konnte aber erst ab einem bestimmten Stadium der technologischen Entwicklung brauchbare Resultate erwirken. Kennzeichnend für die frühesten Resultate ist ihre Scheinhaftigkeit. Die ersten Automaten waren noch mehr Traum als Wirklichkeit, noch mehr Sehnsucht als Sinn. Bekanntlich führte Vaucanson 1735 der Öffentlichkeit eine mechanische Ente vor, die angeblich nicht nur trinken, watscheln und fressen, sondern auch verdauen und echte Exkremente produzieren konnte. Die enorme Popularität dieser Ente bis zum heutigen Tag verdankt sich der visionären Kühnheit des Entwurfs (Vaucanson träumte von einer ›bewegten‹ Anatomie, die aus dem Kunstwerk Rückschlüsse auf die Natur erlaubte) – und der Gutgläubigkeit des Publikums: Der Zauberkünstler Jean Eugene Robert-Houdin, Namenspatron des späteren Entfesselungsgenies Harry Houdini, enthüllte in seinen Memoiren (1857), dass der Verdauungsprozess der Ente auf einem Taschenspielertrick beruhte.
     

    Das bekannteste Bild der Ente ist pure Fantasie.
    Ich lächelte, ich spürte es von innen. Ich klappte das Buch zu. Ich hatte eine Idee.
    Container hatte ich mir teurer vorgestellt. € 2.850,- Neupreis (eine Seereise ex Fernost), alles zzgl. MwSt, frei Verladen, ex Depot Bremen. Yeah. Summa Summarum 6.000 Eier. Und das klappte wie am Schnürchen. Als der Kran das Ding neben meiner Villa niedersinken ließ, freute ich mich wie ein Schneekönig. Die Spuren von dem Kran in der Wiese waren nicht so schön, aber ich dachte: Das tritt sich fest, da wächst was drüber. Schön fand ich den Container. Rot war er, richtig schön. Meiner. Und eine Bedienungsanleitung gab es auch, damit nichts schieflief.
    Ich bin jetzt sehr fleißig.

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