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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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Aber mein braver Taxifahrer kam da irgendwie durch. Es ist doch erstaunlich, was Verbrennungsmotoren alles so können, wenn man vier Räder drantut. Alle hundert Meter hielt mein Fahrer an und versuchte herauszufinden, wo die Portatech Ltd. war. Man muss dazu wissen, dass es von Lagos keine brauchbaren Karten gibt, weil sich alles so schnell ändert, dass Karten eh nutzlos wären. Größere Siedlungszusammenhänge, die kann man so Pi mal Daumen angeben, aber einzelne Straßennamen: Vergiss es. Alle hundert Meter wurden wir in eine andere Richtung geschickt, während sich um uns herum Trauben von Kreaturen zusammenrotteten, die wie Zombies auf mich wirkten. Ich saß in der Karre wie auf einem Präsentierteller. Der einzige Weiße. Eine Pistole wäre nicht schlecht gewesen. Oder ein Gewehr.
    Schließlich machten wir vor einer verrotteten Lagerhalle Halt, die einmal blau gewesen war. Tore oder so gab’s nicht. Einfach nur eine gigantische Blechbaracke, durch die man quer durchsehen konnte.
    »Hier?«, fragte ich.
    »Doch, doch«, war die Antwort meines Fahrers, »kommen Sie, kommen Sie!«
    Der Gestank war unbeschreiblich. Auf der anderen Seite der Blechhalle: das Hafenbecken. Es schien ein Gemisch aus Scheiße und Öl zu enthalten, so roch es nämlich. Ohrenbetäubendes Möwengeschrei über unseren Köpfen. Ja, das durfte auch nicht fehlen.
    Der Taxifahrer war mir schon vorausgegangen. In der Halle war nichts. Nichts außer Staub und Fliegen. Und einem Container. Den Resten eines Containers. Man konnte den Resten noch ansehen, dass sie einmal ein Container gewesen waren, weil noch nicht alles verbogen, zerkratzt, in Stücke geschnitten und zerdeppert war, man erkannte noch die Grobform. Und ein wenig Inhalt gab es auch noch. Rohre, Rollen, die kümmerlichen Reste eines Förderbands, verkohlte Elektronik, Elektromotoren, solche Sachen. Obwohl man den Container und seinen Inhalt offenbar mit Benzin übergossen und angezündet, mit Schrotflinten und Trennscheiben attackiert hatte, war glasklar erkennbar: Das war der Container, den uns Dr. Eberhard in Kinzighofen vorgeführt hatte. Wie zum Hohn waren am Hinterende auch noch ein paar der wunderbaren afrikageeigneten Aluminiumeimer verstreut, die angeblich von dieser Containerfabrik produziert worden waren. Mir war schwindlig. Ich hörte die Fliegen summen; über mir das hämische Gelächter der Möwen.
    »Kommen Sie«, sagte der Taxifahrer in seinem seltsam klaren Englisch. »Bald kommen die anderen zurück.«
    Ich wollte gar nicht wissen, wen er damit meinte. Ich ließ mich von ihm zum Auto zurückführen.
    3 Millionen, dachte ich auf der Fahrt zum Flughafen zurück, 3 Millionen. Ich zermarterte mir das Gehirn darüber, ob die Portatech vielleicht wirklich geglaubt hatte, ihre Fabriken könnten Realität werden, oder ob der Beschiss von Anfang an festgestanden hatte. Immerhin hatten sie den ›Prototyp‹ noch nach Nigeria verschifft, vielleicht um sicherzugehen, dass sie für die ›weltweite‹ Internet-Präsentation was in der Hinterhand hatten. Dann hatte einer der Betrüger beschlossen, die Aktion lieber jetzt als später abzubrechen, und puff! hatte sich die Portatech in Luft aufgelöst. Was spielt das auch jetzt noch für eine Rolle, dachte ich. 3 Millionen. 3 Millionen.
    Am Flughafen prellte ich den Taxifahrer um seinen Lohn. Ich ließ mir meine Reisetasche von ihm in das Gebäude hineintragen, und als er sie mir zurückgeben wollte, schrie ich: »Geben Sie mir meine Tasche zurück! Geben Sie her!« Ich riss ihm die Tasche aus der Hand und lief weg, hinein in die gleichmütige Menge. Der Taxifahrer folgte mir nicht. Recht so, dachte ich, ihr verarscht mich nicht mehr.
    Daheim erwartete mich schon eine Mail von Rüdiger.
    »Du Idiot«, schrieb er, »glaubst du mir jetzt endlich, dass ich Recht hatte mit diesem Portatech-Mist? Abgelinkt haben sie dich, und zu Recht. Wer so doof ist wie du, verdient einfach Strafe. Mir war das ja von vornherein klar, aber du Penner wolltest nicht auf mich hören. Ich hab übrigens das hübsche Sümmchen, das ich mir von dir zusammengeschnorrt habe, in Portatech-Aktien investiert. Die waren am Anfang spottbillig zu haben und gingen dann richtig durch die Decke. Und weil ich genau wusste, dass die ganze Portatech ein einziger Beschiss ist, habe ich sie gerade rechtzeitig verkauft und einen Mordsreibach gemacht. Mein Einsatz hat sich ungefähr verdreißigfacht, wenn du es genau wissen willst. So ein Spielchen kann man natürlich nur

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