Eine Trillion Euro
Antichrist der große Gott *%Pan. Amüsierdich …« Hier hörte die fehlerhafte Neosprache auf. Der Rest des Papiers war zerrissen.
Meine Füße waren noch taub, aber nachdem ich ein paar Minuten auf und ab gegangen war, fühlte ich mich besser. Die Feuer und die Neonlichter erzeugten eine eigenartige Atmosphäre. Der Geruch nach Angebranntem, Müll und ungewaschenen Menschen schwebte in der Luft.
Ich kam zum Club ›Bise‹, vor dem sich eine riesige Menschenmenge versammelt hatte. Die riesenhaften Türsteher, zwei Bio-Klone, kontrollierten mit grimmiger Miene Ausweise und ließen die Leute im Schneckentempo durch. Wo sie standen, befand sich ein Kasten mit einem Schlitz. Sie steckten den Ausweis in den Schlitz. Wenn ein rotes Lämpchen leuchtete, hieß das, dass der Gast Arbeit und Einkünfte hatte, er durfte also hinein. Ich stand eingezwängt zwischen einigen Arabern mit Jellabahs, Schwarzen mit athletischen Körpern und einigen anderen, die Astronautenanzüge mit bunten Emblemen trugen. Auf ihre Helme hatten sie mit Marker ›Star Trek‹ geschrieben. Die gehörten ganz sicher zur Bewegung Arthur C. Clarke, zu jenen, die glaubten, dass die Besiedelung des Weltalls der einzige Ausweg für die Menschheit war. Arme Spinner! Irgendwann würde ich auch über sie einen Artikel schreiben müssen.
Ich stand nun vor dem riesenhaften Bio-Klon. Das war ein über hundertfünfzig Kilo schwerer Fleischkoloss, voll gepumpt mit Steroiden und Wachstumshormonen. Seine künstlich entwickelten Muskeln sprengten beinahe sein enges Hemd. Ich gab ihm den Ausweis, der in seiner riesigen Pranke und dann im Schlitz des Geräts verschwand. Rotes Lämpchen. Der Klon winkte mich durch. Ich durfte hinein.
Bevor ich hineinging, sah ich, dass das Gerät, das bei dem anderen Klon stand, rauchte. Es gab eine Explosion, und der Klon stöhnte und griff sich ans Gesicht. Jemand hatte ihm einen gefälschten Ausweis angedreht, der völlig virenverseucht war. Er war außer Gefecht. Ausweis-Bomben waren der neueste Scherzartikel, der illegal im Umlauf war.
Die Menge begann zu lachen und zu kreischen. Der andere Klon zog einen winzig kleinen Taschenrevolver und fing an, blind um sich zu ballern. Die Menge zerstreute sich schreiend, hinter ihr blieben blutüberströmte Körper zurück. Ich beeilte mich hineinzukommen, vorbei an zwei barbusigen Mädchen, die die Gäste mit Metalldetektoren kontrollierten. Eine von ihnen hatte eine Geschwulst am Hals, die so groß wie eine Apfelsine war. Die andere hatte ein gelbes und ein himmelblaues Auge. Beide hatten karmesinrotes Haar und trugen hochhackige Fußballschuhe mit Nägeln.
Das ›Bise‹ war ein guter Laden. Es war das ehemalige Rathaus, das der wütende Pöbel einst in Brand gesetzt und geplündert hatte. Vor zehn Jahren war es renoviert worden, und man hatte einen Club daraus gemacht. Drinnen konnte man interessante Typen treffen, die manchmal auch relativ gute gesellschaftliche Positionen hatten. Männer und Frauen. Viele Geldsäcke vergnügten sich hier nach einer riskanten abendlichen Fahrt ins Stadtzentrum. Für mich war es der ideale Ort, um Euro zu scheffeln. Ich ging oft dorthin.
Die Wände waren schwarz gestrichen, und dauernd liefen Wandfernseher, deren Ton von der Musik übertönt wurde. Die Personen auf den Bildschirmen klappten ihre Münder auf und zu, ohne dass man sie hören konnte. Zuckende grelle Neonlichter beleuchteten die Leute von unten.
Der Club war proppenvoll. Technofreaks, Cybervictims, Mädchen, deren Blick starr war von den rosa Super-MDMA-Pillen, die sie alle paar Minuten schluckten. Junge Leute mit teuren Klamotten, die völlig aufgedreht waren. Die meisten trugen Hüte, Armeehelme, Zylinder oder Wollmützen mit kleinen Stroboskopen. Weiter hinten trieb es ein Pärchen im Stehen. Jemand nahm die Szene auf Video auf. Die Gruppen tanzten, tranken und unterhielten sich über Mode, Computer, über die neuen Psychopharmaka, die gerade ›in‹ waren, über Weltraumfahrten und über Musik.
»Im Sommer gehe ich ins Weltraum-Hilton. Meine Alten bezahlen …«
»Ich würde gern eine Mondumrundung mit dem Nerva Express machen …«
»Gute Idee! Da musst du deine Beine zehn Jahre lang dauernd breit machen, damit du dir das Ticket kaufen kannst!«
»Stand das in der letzten Realtime-Ausgabe von ›Tsak‹?«
»Ich habe den neuesten Ästhesio-Clip von Urban Decadence auf MTV-3 gesehen. Nichts Besonderes, fand ich …«
»Nächste Woche spielen die Giga-Byte im
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