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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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Aufmerksamkeit. Es gehörte zu einem gepflegten Geschäft, das ein Kollektiv vor kurzem eröffnet hatte. Sie verkauften künstliche Gedächtnisse. Ich wusste, dass neun von zehn Kunden in der Psychiatrie landeten, aber das hinderte die Leute nicht daran, draußen Schlange zu stehen. Alles, was neu war, weckte Interesse.
    Auf dem Omonia-Platz brauste der Verkehr. Elektrische und benzinbetriebene Autos und von Pferden und Kamelen gezogene Karren bildeten einen Strom, der langsam um den Krater in der Mitte herumfloss, der in den verlassenen Tunnels der Metro endete.
    In den Tunnels gab es Hunderte von Höhlenbewohnern, die niemals Sonnenlicht gesehen hatten. Sie lebten in ausrangierten Waggons, Stollen und Löchern. Abends gingen sie auf Nahrungssuche. Rings um den Krater, neben riesigen Müllhaufen, standen Zelte von Zigeunern.
    Das bunt gemischte Völkchen hatte viele kleine Gesprächsgruppen gebildet und unterhielt sich über die neuesten Nachrichten, die die nationalen und die Satellitenkanäle übertrugen. Eine Gruppe Araber verkaufte Essen an mobilen Imbissbuden. Das Essen war schwarz vor Fliegen. Etwas weiter entfernt sprach ein gut gekleideter, kurzsichtiger Herr mittleren Alters mit altmodischer Brille hastig in sein Taschenbildtelefon. Sein Anzug war sehr teuer. Schnell zog er die Neugier der Menge auf sich. Wenige Minuten später zwängte er sich in einen elektrischen Suzuki-Dreisitzer und verschwand. Vermutlich ein Börsenmakler, der mit irgendeinem Agenten am anderen Ende der Welt kommunizierte. Ich fragte mich, was so ein Typ im Zentrum von Athen zu suchen hatte. Er war ein Vertreter der Elite, die bereits die Zügel der Zivilisation in der Hand hielt, die sich mit rasender Geschwindigkeit in den städtisch-industriellen Zentren Europas, Amerikas und des Pazifischen Bundes ausbreitete.
    Es war ein seltener Anblick. Man hatte nicht oft die Gelegenheit, einen Bewohner der Nordzone zu Gesicht zu bekommen. In der Nordzone, jenseits der Mauer des Vororts Chalandri, lebten die Geldsäcke, die sich in ihren Häuser-Festungen verschanzt hatten und dort von Kampfwaffen – sofern noch welche aus der griechischen Armee übrig geblieben waren – und Privatbullen mit Taschenrevolvern beschützt wurden.
    Ich kaufte mir eine Portion Sushi und ein paar schlecht frittierte Sojakroketten. Das Essen schmeckte nach Zeitungspapier, aber es machte satt. Als ich mit essen fertig war, ging ich zu einem Bonk-Automaten und warf eine Münze ein. Aus dem Inneren des Geräts waren ein paar metallische Geräusche zu hören, und eine winzig kleine zweifarbige Kapsel erschien im Ausgabefach. Ich zerbrach sie und öffnete sie. Die grünen Kristalle leuchteten. Ich sniffte sie. Gut, sehr gut.
    Die Welt um mich herum verblasste. Die Menschenmenge entfernte sich immer weiter, wurde fremd, mikroskopisch klein. Alles kam zur Ruhe. Das Sonnenlicht blendete nun nicht mehr so stark, und ich setzte mich auf ein zertrümmertes Kapitell, das irgendjemand aus dem vor Jahren geplünderten Archäologischen Museum hierher gebracht hatte. Auf dem Kapitell waren Initialen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen eingemeißelt. Ich spürte, dass meine künstliche Hand eiskalt war. Das Bonk ist nicht gut für Cybernerven. Aber was machte das schon.
    Bevor ich den Kontakt mit der Welt verlor, spürte ich, wie eine Hand meine Taschen abtastete. Ich zog meine Pistole und schoss. Ein glatzköpfiges Mädchen in Springerstiefeln und Zwangsarbeiterkleidung stürzte zu Boden, und in ihrer Brust klaffte ein Loch.
    Als ich zu mir kam, war die Sonne schon untergegangen und es war Nacht geworden. Die Leiche des Mädchens vor mir war erstarrt. Fliegen umschwirrten sie.
    Die Menschenmenge war dichter geworden, und man hatte ziemlich viele Feuer angezündet. Einige Neuheiden luden Kisten von einem uralten Lieferwagen ab. Sie bereiteten ein Happening vor und verteilten handbeschriebene Flugblätter aus Pergamentpapier. Mein Kopf brummte immer noch. Sehr gut, das Bonk. Das Beste, was sich ein Drug-Designer in den letzten fünf Jahren ausgedacht hat.
    Ein einarmiger Jugendlicher mit langen Haaren und Bart gab mir ein Flugblatt. Es war im Neodialekt geschrieben – ein Gemisch aus Greeklish und Assembly. Ich las: »You $einsamerMensch abgesch-nittenvon dernatur verfaulst du to death w/verloren im Labyrinth, in den & ^ #@$$Cybernetzen, I/O Error: komm und join us.! Komm/genießmituns die dionysosorgie, die wahrekraft der $Mutter $Erdnatur. Cool you Fool!! *.* Bonsai!!??

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