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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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›Rodon‹, Supportgruppe sind die Last Chance.«
    »Hatten die sich nicht aufgelöst?«
    »Nein.«
    »Hast du Lust auf ‘ne schnelle Nummer?«
    »Und ob!«
    Ich bestellte einen doppelten Athens Sling und verzog mich in eine Ecke. Die Musik wurde lauter. Das mussten die $Muscleflex-G mit ihrem neuesten Hit sein. Der Bass hämmerte auf meinen Magen ein. Ich spürte, wie die Metallnerven meines Arms klimperten. Ich trank mein Glas mit einem Zug leer und bestellte noch einen Drink bei der Bedienung mit den grünen Haaren und dem metallenen Kleid. Ich zündete mir auch eine Golden Joint an. Schade, dass es im Club keinen Bonk-Automaten gab. Der Laden war noch ausbaufähig.
    Gegen fünf Uhr morgens hatten sich die Reihen gelichtet. Es waren nur noch ein paar Grüppchen übrig. Alle waren stoned oder aufgedreht, weil sie unzählige Getränke und Pillen intus hatten. Dann sah ich sie.
    Sie war mittelgroß, hatte schwarze Haare und vorstehende Backenknochen. Schöne Beine in phosphoreszierenden Strumpfhosen. Sie hatte sie übereinander geschlagen und saß auf einem Barhocker. Ihre Haare nahmen eine andere Farbe an, je nachdem, aus welchem Winkel man sie betrachtete. Auch sie rauchte Golden Joint. Ihre Augen hatten einen sonderbaren Glanz, und sie trank mit langsamen Bewegungen einen orangefarbenen Cocktail mit grünen Eiswürfeln aus einem hohen Glas mit zwei Füßchen.
    Sie warf mir einen Blick zu und zog noch einmal an ihrer Zigarette. Sie war schön. Ich trank den Rest von meinem sechsten Athens Sling aus und ging dann lächelnd auf sie zu.
    »Hallo.«
    Sie gab mir einen Zungenkuss, bevor ich noch ein Wort erwidern konnte. Als sie sich zu mir beugte, sah ich, dass sie im Nacken einen Chromstecker hatte. Ganz sicher ein Meta-Hacker. Da hatte ich aber Dusel gehabt!
    Wir trieben es in der Toilette. Ihr Körper zuckte, aber sie sagte kein Wort. Ich auch nicht. Auf dem Boden stand drei Zentimeter hoch Schmutzwasser und Pisse, und weiter drüben lag ohnmächtig ein Typ mit geschorenem Kopf und abgeschnittenen Ohren, der noch eine Spritze in seinem über und über tätowierten Arm stecken hatte.
    Ich kam mit einem merkwürdigen Geräusch. Ich knöpfte meine Hose zu und suchte in meinen Taschen nach den Golden Joint. Sie sagte noch immer nichts und zog ihren Slip hoch.
    In dem großen Saal waren ungefähr noch zehn Leute. Der Club wollte schließen, und einige dunkelhäutige Typen hatten angefangen, den Boden zu saugen. Da sagte sie zum ersten Mal etwas.
    »Gib mir eine Zigarette.«
    Ich zog die Schachtel wieder heraus.
    »Sehr gesprächig bist du ja nicht, was?«
    Sie sah mir in die Augen. Sie trug intelligente Kontaktlinsen, die je nach psychischer Verfassung des Trägers eine andere Farbe bekamen. Im Moment waren sie goldgrün.
    »Ich rede nicht mit Leuten, die ich nicht kenne.«
    Ich lachte. »Aber du treibst es bedenkenlos mit ihnen, wie?«
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.« Sie schien sich bedrängt zu fühlen. Ich beschloss, das Thema zu wechseln.
    »Meta-Hacker?«, fragte ich sie und zeigte dabei auf den Chromstecker an ihrem Nacken. »Journalist?«, fragte sie, während sie den Rauch ausblies.
    »Woran hast du das gemerkt?«, fragte ich verwundert.
    »Der starre Blick, das Gesicht eines Menschen, der sich meistens im Internet verliert und dort nach Informationen sucht. Ein Datenjäger. Das war mir von Anfang an klar, als ich dich gesehen habe. Das ist Erfahrungssache.«
    Ich lächelte. »Also wusstest du, was für ein Kraut ich rauche, oder?«
    »Zum Einstieg Golden Joint.« Zum ersten Mal lächelte sie. »Und dann Informationssmog aus dem Internet.«
    Ich wusste von Anfang an, was sie wollte. Ein Metahacker ist eines jener bedauernswerten Geschöpfe, die sich einer Interface-Transplantation unterzogen haben, damals vor zehn Jahren, als das ›in‹ war. Sie stöpselten sich in die Computernetze ein und verloren sich auf der Suche nach neuen Welten und dem perfekten Cybertrip sofort in den Informationssplittern. Bis die Netze dann durch das Internet ersetzt wurden.
    Mir war kein Fall bekannt, wo ein Metahacker überlebt hätte, nachdem er sich ins Internet eingestöpselt hatte. Der Schwindel erregende Gigabyte-Fluss verbrannte ihnen buchstäblich die Neuronen, sprengte sie mitten im elektronischen Orgasmus eines beispiellosen Supertrips ohne Rückfahrkarte in die Luft.
    Ich wusste, was sie wollte. Ein Journalist hat immer ein Holomodem – wenn er als Journalist überleben will. Ich wusste, dass sie das

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