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Eine Überwinterung im Eise

Eine Überwinterung im Eise

Titel: Eine Überwinterung im Eise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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mehr da? rief Andre Vasling; dann sind wir unrettbar verloren!
    – Lassen Sie uns suchen«, schlug Penellan vor. Beide gingen um die Hütte herum, die einen Eisblock von mindestens fünfzehn
     Fuß Höhe bildete. Während der Dauer des Sturmes war eine ungeheure Menge Schnee gefallen, und der Wind hatte ihn an der einzigen
     erhöhten Stelle der Ebene zusammengeweht. Das Eishaus war vom Orkan fünfundzwanzig Meilen weiter nach Nordosten geschleudert,
     und die Gefangenen hatten das Loos ihres gleitenden Kerkers getheilt. Der von einer anderen Eisscholle getragene Schlitten
     mußte wohl in anderer Richtung fortgeweht sein, denn man bemerkte keine Spur von ihm; die Hunde waren jedenfalls dem furchtbaren
     Wetter erlegen.
    André Vasling und Penellan fühlten, wie Verzweiflung sich ihrer bemächtigte. Sie wagten nicht wieder in das Schneehaus zurück
     zu kehren, aus Furcht, den Begleitern diese verhängnißvolle Botschaft überbringen zu müssen. Beide erkletterten, um Ausschau
     zu halten, den Eisblock, der die Hütte enthielt, aber sie bemerkten nichts, als nach allen Seiten hin unendliche weiße Strecken.
     Die Kälte hatte ihre Glieder bereits wieder gelähmt, und die Feuchtigkeit in ihren Kleidern war in eisige Zacken verwandelt,
     die um sie herum hingen. Eben als Penellan von dem Hügel herabsteigen wollte, warf er einen Blick auf André Vasling und sah,
     wiedieser starr nach einem bestimmten Fleck ausschaute, zusammenfuhr und erbleichte.
    »Was ist Ihnen, Herr Vasling? fragte er.
    – O, nichts! antwortete Dieser; wir wollen jetzt hinabsteigen und so schnell wie möglich aus diesen Breiten fliehen, die wir
     nie betreten hätten, wenn man meinem Rath gefolgt wäre.«
    Aber statt zu thun, wie der Obersteuermann vorschlug, stieg Penellan noch einmal, und höher wie zuvor hinauf, um genau nach
     dem Orte auszuspähen, der die Aufmerksamkeit des Obersteuermanns in so auffallender Weise erregt hatte. Und gleich darauf
     brachte dieser Ausblick bei ihm eine total andere Wirkung hervor als bei seinem Gefährten; er schrie laut auf vor Freude und
     rief:
    »Gott sei gedankt und gepriesen!«
    In nordöstlicher Richtung stieg ein leichter Rauch auf, dort mußten also menschliche Wesen leben und athmen! Auf den Freudenruf
     Penellan's waren auch die anderen Seeleute herbei geeilt, und Alle überzeugten sich, daß die Behauptung des Untersteuermanns
     richtig war.
    Ohne noch des Mangels an Lebensmitteln zu gedenken oder sich durch die strenge Kälte zurückhalten zu lassen, rückte nun die
     ganze Gesellschaft, fest in ihre Mäntel gehüllt, nach Nordosten vor.
    Ihr Ziel war etwa fünf bis sechs Meilen entfernt, und die Schwierigkeiten, es zu erreichen, erwiesen sich als sehr bedeutend.
     Der Rauch erhob sich nicht mehr in die Lüfte, und keine Bodenerhebung konnte den Wandernden als Merkzeichen dienen, denn die
     Eisfläche bildete eine vollständige Ebene. Es kam darauf an, nicht von der geraden Linie abzuweichen.
    »Nach entfernten Gegenständen können wir uns nicht richten, begann Johann Cornbutte; so müssen wir andere Hilfsmittel suchen:
     Penellan geht voran, Vasling folgt ihm auf etwa zwanzig Schritte, und ich gehe wieder ebenso weit hinter diesem her. Auf diese
     Weise werden wir beurtheilen können, ob Penellan in gerader Linie bleibt.«
    Der Marsch hatte so eine halbe Stunde gewährt, da stand Penellan plötzlich horchend still. Die Seeleute umringten ihn.
    »Habt Ihr Nichts gehört? fragte er.
    – Nein, nicht das Geringste.
    – Sonderbar! meinte Penellan; es kam mir vor, als ob ich von dieser Seite her Geschrei vernähme.
    – Geschrei? fiel das junge Mädchen ein; danach wären wir unserm Ziel ganz nahe!
    – Wir haben noch keinen Grund, das anzunehmen, entgegnete André Vasling; in diesen hohen Breiten und bei so strenger Kälte
     trägt der Schall außerordentlich weit.
    – Nun, wie dem auch sein mag, mahnte Johann Cornbutte, laßt uns weiter gehen, denn sonst erfrieren wir.
    – Nicht doch! rief Penellan! hört doch!«
    Einige schwache, kaum vernehmliche Laute wurden hörbar. Es klang herüber wie Angst- und Schmerzensrufe. Zwei Mal wiederholte
     sich der Ton; man hätte glauben können, es riefe Jemand um Hilfe. Dann wieder tiefes Schweigen rings umher.
    »Ich habe mich nicht geirrt, weiter!« sprach Penellan.
    Und er begann in der Richtung, aus der die Rufe kamen, vorwärts zu laufen.
    Als er ungefähr zwei Meilen zurückgelegt hatte, fand er zu seinem größten Erstaunen einen Mann auf dem Eise

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