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Eine Überwinterung im Eise

Eine Überwinterung im Eise

Titel: Eine Überwinterung im Eise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Johann Cornbutte; jedenfalls sind die Massen durch den Orkan zusammen getrieben. Wäre es nicht gerathener, den Durchbruch
     an einer andern Stelle zu versuchen?
    – Ich weiß nicht, antwortete Penellan; ich denke, wir fahren in der eingeschlagenen Weise fort, wäre es auch nur, um unsere
     Gefährten nicht zu entmuthigen. Früher oder später müssen wir auf einen Ausgang treffen!
    – Wird uns der Spiritus nicht ausgehen? fragte Johann Cornbutte.
    – Ich hoffe, nein, erwiderte der Untersteuermann; freilich nur unter der Bedingung, daß wir auf Kaffee und heiße Getränke
     verzichten. Uebrigens beunruhigt mich dieser Umstand nicht am Meisten.
    – Was noch sonst, Penellan?
    – Das Oel in unserer Lampe ist bald zu Ende, sie wird demnächst erlöschen; und auch unsere Lebensmittel reichen nicht mehr
     weit. Es bleibt uns kein anderer Trost, als: wir sind in Gottes Hand!«
    Hierauf wandte sich Penellan wieder nach der Thüröffnung, um die Stelle André Vasling's einzunehmen, der gleichfalls energisch
     an der gemeinsamen Befreiung mit arbeitete.
    »Ich will Sie jetzt ablösen, Herr Vasling, sagte er, aber achten Sie unterdessen genau auf jede drohende Senkung, damit wir
     zeitig Vorkehrungen dagegen treffen.«
    Die Zeit der Ruhe war gekommen, und als Penellan den Gang noch um einen Fuß verlängert hatte, hörte auch er mit der Arbeit
     auf und streckte sich neben seine Gefährten nieder.

Elftes Capitel.
Eine Rauchwolke.
    Als die Seeleute andern Morgens erwachten, war Alles um sie her dunkel; die Lampe war ausgegangen. Johann Cornbutte weckte
     nun Penellan und bat ihn um Feuer, worauf dieser sich schnell erhob, um den Ofen anzuzünden, dabei aber heftig gegen die Decke
     stieß. Er erschrak furchtbar, denn noch am Abend zuvor hatte er aufrecht stehen können. Als das Feuer im Ofen brannte, sah
     der Untersteuermann beim unbestimmten Schimmer der Spiritusflamme, daß die Decke um einen Fuß tiefer gesunken war.
    Penellan machte sich mit Ueberanstrengung seiner Kräfte von Neuem an die Arbeit. Marie hatte den Untersteuermann beobachtet,
     und als sie jetzt den Ausdruck tiefer Verzweiflung und angespanntester Willenskraft auf seinen rauhen Zügen las, kam sie auf
     ihn zu, ergriff seine beiden Hände und drückte sie zärtlich. Penellan fühlte, wie ihn der Muth wieder belebte.
    »Gott wird sie so nicht sterben lassen!« rief es in ihm.
    Er kroch in die enge Oeffnung, stieß mit kräftiger Hand den Eisenstab hinein und – fühlte keinen Widerstand. War er bis an
     die weichen Schneeschichten gelangt? Er zog seinen Stock zurück, und ein Lichtstrahl drang in das Eishaus.
    »Hilfe, Hilfe! Freunde!« rief er.
    Und mit Händen und Füßen stieß er den Schnee zurück. Aber die äußere Hülle war nicht aufgethaut, wie er geglaubt hatte; mit
     dem Lichtstrahl kam eine heftige Kälte in's Zimmer und ließ alle feuchten Theile sofort starr und steif frieren. Er vergrößerte
     nun mit seinem Messer die Oeffnung und konnte endlich wieder frische Luft athmen. Er sank auf seine Kniee, um Gott für die
     Rettung aus dieser Gefahr zu danken, und bald schlossen sich ihm das junge Mädchen und seine übrigen Reisegefährten an.
    Prächtiger Mondschein erhellte ringsum die Gegend, aber es war so kalt, daß die Seeleute die Temperatur nicht ertragen konnten
     und alsbald wieder in das Haus zurückkehrten. Penellan jedoch blickte sich vorher um und suchte vergebens das Vorgebirge;
     die Hütte befand sich inmitten einer unermeßlichen Eisebene. Er wollte nun seine Schritte nach dem Schlitten mit den Proviant-Vorräthen
     lenken, aber auch dieser war verschwunden.
    Die Kälte zwang ihn nun einzutreten, doch theilte er den Begleitern noch nichts von seinen Beobachtungen mit. Jeder beschäftigte
     sich nun damit, die Kleider an der Spiritusflamme zu trocknen. Als man das Thermometer einige Augenblicke der Luft ausgesetzt
     hatte, zeigte es dreißig Grad unter Null.
    Nach einer Stunde beschlossen André Vasling und Penellan, der Kälte zu trotzen und sich hinaus zu begeben. Sie hüllten sich
     so fest wie möglich in ihre feuchten Kleider ein und traten durch den Gang, dessen Wände bereits wieder felsenfest gefroren
     waren, in's Freie.
    »Wir sind in nordöstlicher Richtung fortgerissen, begann Andre Vasling und suchte sich nach denSternen, die in außerordentlichem Glanze leuchteten, zu orientiren.
    – Daran wäre nichts Schlimmes, erwiderte Penellan, wenn uns nur der Schlitten begleitet hätte!
    – Wie, der Schlitten ist nicht

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