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Eine Überwinterung im Eise

Eine Überwinterung im Eise

Titel: Eine Überwinterung im Eise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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der furchtbarsten Kälte zubringen zu können. Er war ein sehr energischer und
     außerordentlich muthiger Mann, aber trotz seines festen Charakters und seiner kräftigen Konstitution hatte er dem entsetzlichen
     Klima fast erliegen müssen und sah einem nahen Tode entgegen, als sein Vater ihn wiederfand. Er mußte übrigens nicht nur gegen
     die Elemente, sondern auch gegen die Böswilligkeit der norwegischen Matrosen ankämpfen, obgleich Letztere ihm doch ihr Leben
     verdankten. Sie waren so wild und uncultivirt, daß auch die natürlichsten Gefühle bei ihnen keine Stätte fanden. So wie daher
     Ludwig Cornbutte Gelegenheit fand, unter vier Angen mit Penellan zu sprechen, warnte er ihn vor den beiden Norwegern und rieth
     ihm, ein wachsames Auge auf sie zu haben. Penellan dagegen theilte Ludwig mit, welch zweideutiges Benehmen sich Vasling seit
     Cornbutte's Verschwinden hatte zu Schuldenkommen lassen, und wies auf seine Bemühungen um Marien's Hand hin. Der junge Kapitän setzte jedoch großes Vertrauen auf den
     Obersteuermann und wollte diesen Anklagen keinen Glauben schenken.
    Der ganze nun folgende Tag wurde der Ruhe und der Freude des Wiedersehens gewidmet; Fidèle Misonne und Pierre Nouquet erlegten
     in nächster Nähe des Hauses, von dem sie sich nicht weit entfernen wollten, einige Seevögel, und bald hatte Marie ein so schönes
     kräftiges Gericht davon bereitet, daß in die Adern der ganzen Gesellschaft wieder neuer Lebensmuth und neue Kraft strömten.
     Auch das kräftig geschürte Feuer trug viel dazu bei, eine merkliche Besserung im Zustande der Kranken herbeizuführen. Kurz,
     es war dies der erste Freudentag, der den Armen zu Theil wurde, und sie feierten ihn mit voller Hingebung in dieser elenden
     Hütte, die sechshundert Meilen weit im nördlichen Eismeere lag, und während draußen eine Kälte von dreißig Grad herrschte.
    Diese Temperatur dauerte bis zum Neumond an, so daß die Gesellschaft erst am 17. November, also acht Tage nach ihrer Vereinigung
     mit Ludwig Cornbutte und seinen Gefährten, aufbrechen konnte. Sie vermochten sich jetzt nur nach den Sternen zu orientiren;
     der Frost war weniger scharf, und es schneite sogar.
    Bevor die Seeleute ihre Rückreise antraten, erfüllten sie noch die traurige Pflicht, ihren armen Kameraden Cortrois zu beerdigen,
     und war dies für Alle eine erschütternde Ceremonie. Ein Jeder sagte sich, daß er, wenn auch der Erste, nicht der Einzige sein
     würde, der die Heimat nicht wiedersähe.
    Der Zimmermann Misonne hatte aus den Bretternder Hütte eine Art Schlitten zusammengestellt, der ihnen zum Transport der Vorräthe dienen sollte und von den Matrosen abwechselnd
     gezogen wurde. Johann Cornbutte lenkte den Marsch auf den bereits zurückgelegten Wegen, und wenn die Ruhezeit kam, wurde das
     Lager mit großer Schnelligkeit organisirt. Der alte Seemann hoffte zuversichtlich, daß er seine Proviant-Depots wieder antreffen
     würde, denn diese waren bei einem Zuwachs der Gesellschaft von vier Personen unumgänglich nöthig geworden.
    Wirklich zeigte sich ihnen das Glück günstig genug, um sie wieder in Besitz ihres Schlittens zu bringen, auf dem sich noch
     Lebensmittel in reicher Menge befanden. Die Hunde hatten zur Stillung ihres Hungers die Riemen gefressen und sich dann an
     die Vorräthe auf dem Schlitten gemacht, die sie bis jetzt zurückgehalten.
    Die Truppe nahm nun ihren Weg nach der Ueberwinterungsbai wieder auf, die Hunde wurden vor den Schlitten gespannt, und so
     kam die Expedition ohne weiteren Unfall an ihr Ziel.
    Zum geheimen Schrecken Ludwig Cornbutte's und Penellan's schien es jedoch, als sei ein Keim der Zwietracht in die kleine Gesellschaft
     gefallen; Aupic, André Vasling und die beiden Norweger hielten sich fast immer allein, wurden jedoch ohne ihr Wissen genau
     beobachtet und überwacht.
    Endlich, am 7. December, zwanzig Tage nach ihrer Wiedervereinigung, bemerkten sie die Bai, in der die Jeune-Hardie überwinterte;
     wie groß war aber ihr Erstaunen, als sie fanden, daß die Brigg vier Meter hoch in der Luft auf Eisblöcken schwebte.
    In lebhafter Sorge um die zurückgebliebenenGefährten eilten sie herzu und wurden von Gervique, Turquiette und Gradlin mit lautem Freudengeschrei empfangen. Sie Alle
     befanden sich bei guter Gesundheit, hatten jedoch gleichfalls schwere Gefahren bestanden.
    Der furchtbare Sturm mußte das ganze Polarmeer durchwüthet und aufgewühlt haben; die Eisschollen waren zertrümmert, verschoben
     und,

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