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Eine Überwinterung im Eise

Eine Überwinterung im Eise

Titel: Eine Überwinterung im Eise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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ihretwegen entbrannt war, machte sie erbeben; Ludwig Cornbutte konnte sie kaum wieder beruhigen.
    Trotz der Kriegserklärung wurden die Mahlzeiten zur bestimmten Stunde und wie ehemals gemeinsam eingenommen. Durch die Jagd
     hatte man in der ersten Zeit noch einige Schneehühner und weiße Hasen erhalten, aber bald sollte auch diese Hilfsquelle noch
     versiegen, denn die Kälte wurde unerträglich. Sie setzte am 22. December mit der Sonnenwende ein, und das Thermometer zeigte
     an diesem Tage fünfunddreißig Grad unter Null. Die Seeleute bekamen Schmerzen in den Ohren, der Nase und allen Extremitäten
     und wurden von so tödtlicher Starrheit und so heftigen Kopfschmerzen ergriffen, daß das Athmen ihnen immer schwerer wurde.
    In diesem Zustande hatten die Leute nicht mehr den Muth, auf Jagd auszugehen oder sich andereBewegung im Freien zu machen; sie kauerten sich um den Ofen, der nur sehr ungenügende Wärme ausstrahlte, und fühlten, sowie
     sie sich von ihm entfernten, ihr Blut auf's Neue erstarren.
    Johann Cornbutte fühlte sich am Meisten angegriffen; er konnte seine Wohnung nicht verlassen, und alle Symptome des Scorbuts
     traten bei ihm auf; seine Beine bedeckten sich mit weißlichen Flecken. Marie war wohlauf und sehr thätig; sie pflegte die
     Kranken so geschickt und liebevoll, wie eine barmherzige Schwester, und erntete dafür Dank und Verehrung von allen Seiten.
    Der 1. Januar wurde den Nordpolfahrern zu einem der trübsten Tage; das Wetter war unerträglich kalt und sehr stürmisch; man
     konnte nicht ausgehen, ohne sich dem Erfrieren auszusetzen, und nur die Muthigsten wagten, auf dem Verdeck, das von dem Zelt
     geschützt wurde, spazieren zu gehen. Johann Cornbutte, Gervique und Gradlin durften nicht daran denken, ihr Bett zu verlassen.
     Die beiden Norweger, Aupic und André Vasling befanden sich frisch und gesund; sie blickten zuweilen wild und schadenfroh auf
     ihre Gefährten, die so elend dahinsiechten.
    Ludwig Cornbutte führte Penellan auf das Verdeck und fragte ihn, wie es mit dem Feuerungsmaterial stände.
    »Die Kohlen sind schon lange aufgebraucht, antwortete dieser; wir verbrennen jetzt unsere letzten Holzstücke.
    – Wenn es uns nicht gelingt, diese Kälte zu bekämpfen, sind wir verloren, äußerte Cornbutte. – Es bleibt uns nur noch ein
     Mittel übrig, bemerkte Penellan; wir müssen alles nur entbehrlicheHolzwerk von den Verschanzungen bis zur Wassertracht herab auf unserer Brigg verbrennen; im Fall der größten Noth können
     wir sie sogar gänzlich zerstören und ein kleineres Fahrzeug construiren.
    – Dies wäre ein nur im äußersten Falle anwendbares Mittel, entgegnete Ludwig Cornbutte, zu dem man nur schreiten könnte, wenn
     unsere Leute wieder gesund werden; leider aber nehmen unsere Streitkräfte sichtlich ab, während die Partei unserer Feinde
     sich zu stärken scheint. Es ist das ziemlich auffallend!
    – Ich habe ganz dieselbe Bemerkung gemacht, gab Penellan zu; ich glaube, wenn wir nicht so vorsichtig Tag und Nacht wachten,
     könnten wir in große Gefahr kommen.
    – Nehmen wir jetzt Beile zur Hand, um Holzernte zu halten, sagte Ludwig Cornbutte. Und trotz der Kälte erstiegen beide Männer
     die Verschanzungen des Vorderdecks und hieben alles Holz herunter, das nicht von unentbehrlichem Nutzen für das Schiff war.
     Dann kamen sie mit Brennmaterial beladen wieder zurück, der Ofen erhielt neue Nahrung, und ein Mann mußte als Wache bei ihm
     zurückbleiben, damit das Feuer nicht ausginge.
    Ludwig Cornbutte und seine Freunde waren halbtodt vor Erschöpfung; denn da sie ihren Feinden nicht die geringste Arbeit anvertrauen
     konnten, lag die ganze Last der häuslichen Sorgen allein auf ihnen. Binnen Kurzem kam auch die Scorbutkrankheit bei dem alten
     Kapitän Cornbutte zum Vorschein, und er litt unbeschreiblich davon. Gervique und Gradlin spürten gleichfalls Anzeichen des
     schrecklichen Uebels, und ohne den reichlichen Vorrath an Citronensaft wären die Armen jedenfalls schnell ihren Leidenerlegen; so aber brauchte man mit diesem wirksamen Mittel nicht zu sparen.
    Eines Tages jedoch – es war am 15. Januar – als Ludwig Cornbutte in die Kombüse hinabstieg, um neue Citronen zu holen, erstarrte
     er fast vor Schrecken – die Citronenfässer waren verschwunden. Er ging wieder hinauf, um Penellan das Unglück mitzutheilen,
     und Beide wußten für dies Räthsel nur eine Lösung: Es war ein Diebstahl begangen worden; über die Thäter befanden sie sich
     keinen

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