Eine unbeliebte Frau
»Wann kommst du nach Hause? Ich schwör dir, ich lass dich nie wieder irgendwohin fliegen, höchstens nach . „«
»Ich kann dich nicht verstehen«, unterbrach sie ihn, und Bodenstein musste wider Willen grinsen.
»Wann kommst du nach Hause?«, wiederholte er, »ich vermisse dich ganz schrecklich!«
Er zögerte einen Moment.
»Außerdem«, er senkte seine Stimme, »kann ich dir nicht mehr lange für meine Treue garantieren, denn mir ist eine ausgesprochen attraktive Jugendliebe über den Weg gelaufen, zusammen mit ihrer noch attraktiveren einundzwanzigjährigen Tochter.«
Er hatte es noch nie ertragen können, vor Cosima ein Geheimnis zu haben, und auf diese Weise hatte er der ganzen Sache mit Inka die ernsthafte Dimension genommen.
»Na, dann werde ich mich ganz besonders beeilen«, sagte Cosima auf der anderen Seite der Erdkugel. »Früher habe ich vier Wochen wegbleiben können, ohne dass du gleich an Ehebruch gedacht hast.«
»Ein Grund mehr, in Zukunft in meiner Nähe zu bleiben.«
»Wir werden sehen«, sie lachte, aber dann wurde sie ernst. »Ich vermisse dich auch, mein Schatz. Ich muss noch warten, bis der Gips trocken ist, aber dann fliegen wir nach Buenos Aires und von dort aus nach Hause. Wenn das mit den Anschlussflügen klappt, bin ich vielleicht schon am Samstagabend wieder bei dir und zu allen Schandtaten bereit.«
»Nach Buenos Aires, sagst du?«, fragte Bodenstein. Plötzlich hatte er eine Idee. Vielleicht könnte Cosima in Argentinien mehr über Philipp Döring in Erfahrung bringen .
Jagoda machte einen gefassten, ja, beinahe heiteren Eindruck, als er Bodenstein und Pia wenig später im Besuchszimmer des Untersuchungsgefängnisses gegenübersaß.
»Ich bin irgendwie froh, dass alles vorbei ist«, gestand er.
»Sie werden ziemlich lange im Gefängnis sitzen«, erinnerte Pia ihn.
»Tja«, Jagoda zuckte die Schultern, »das habe ich wohl verdient. Ich habe ein paar krumme Dinger gedreht, aber trotzdem ist es ein gutes Gefühl, diesen furchtbaren Drucklos zu sein, die Angst davor, ein falsches Wort zu sagen. Diese dauernde Lügerei hat mir die Nerven ruiniert.«
»Nun«, Bodenstein räusperte sich, »dann kommt es ja auf ein paar Jahre mehr oder weniger nicht an.«
»Wie meinen Sie das?« Jagoda hörte auf zu lächeln.
»Wir sind mittlerweile ziemlich sicher, dass Isabel Kerstner sterben musste, weil Sie fürchteten, dass sie Sie erpressen würde.«
»Wie bitte?« Jagoda richtete sich auf. »Aber das ist nicht wahr!«
»Ich finde die Geschichte ganz schlüssig«, Bodenstein lehnte sich bequem zurück. »Sie haben Leute erpresst, und Isabel wusste davon. Sie hatten damals bereits gemeinsam mit Döring dafür gesorgt, dass Ihre Schwiegereltern bei einem Brand ums Leben kamen, auch das wusste sie. Und dann gibt es das Video von Ihnen. Isabel hatte Affären mit Kampmann und Döring. Ist es nicht durchaus denkbar, dass Ihnen das alles zu heiß wurde?«
Hans Peter Jagoda wurde bleich.
»Nein«, murmelte er, »nein, nein, das stimmt alles nicht!«
»Was stimmt denn dann?«, fragte Pia und deutete auf das Tonbandgerät, das mitlief. »Erzählen Sie uns doch mal Ihre Version vom 27. August. Und wenn möglich bleiben Sie diesmal bei der Wahrheit. Märchen haben wir schon genug auf Band.«
Jagoda erhob sich und trat hinter seinen Stuhl.
»Gut«, sagte er nach einer Weile entschlossen. »Es ist ohnehin alles vorbei. Wo fange ich an?«
»Wir wissen schon eine ganze Menge«, half Bodenstein ihm, »zum Beispiel über Kampmanns Aktivitäten als Geschäftsführer für Ihre Briefkastenfirmen, über die Zahlungen, die Sie an ihn geleistet haben.«
»Die Kampmanns«, Jagoda stieß einen Seufzer aus, »hatten Schulden bis über beide Ohren und den Drang, mit den großen Hunden pinkeln gehen zu wollen. Ich sorgte dafür, dass er seine Schulden abbezahlen konnte, und ließ ihn etwas verdienen, dafür tat er mir hin und wieder einen kleinen Gefallen, völlig risikolos.«
»Sie haben ihn als Strohmann für Ihre Aktienkäufe benutzt«, warf Bodenstein ein. »Das ist im höchsten Maße kriminell.«
»Mag sein. Dafür werden sie mich ja auch bestrafen, aber mit einem Mord habe ich nichts zu tun!«, erwiderte Jagoda heftig.
»Wie hat Isabel davon erfahren, dass Sie mit dem Tod Ihrer Schwiegereltern zu tun hatten?«, fragte Pia.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das von Döring wusste.«
»Aus welchem Grund sollte er Isabel so sehr vertrauen, dass er ihr von einer so brisanten Angelegenheit
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