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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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erzählte, die ja auch ihn in nicht unerheblichem Ausmaß betraf?«
    »Friedhelm erzählt viel, vor allen Dingen, wenn er betrunken ist«, erwiderte Jagoda. »Warum fragen Sie ihn nicht selbst danach?«
    »Das ist im Augenblick nicht möglich«, bemerkte Bodenstein, »er wurde verletzt und ist noch nicht wieder vernehmungsfähig. Aber das spielt hier jetzt auch keine Rolle. Woher wusste Isabel von dem Mordkomplott gegen die Eltern Ihrer Frau? Hat sie versucht, Sie mit den Fotos von Hardenbach und Ihrer Frau zu erpressen?«
    Jagoda setzte sich wieder auf den Stuhl und seufzte.
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«, bohrte Pia.
    »Ja, das bin ich«, sagte Jagoda. »Ich habe diese Bilder nie gesehen. Mich hat sie mit diesem Film erpressen wollen,aber ich habe ihr klargemacht, dass sie mich nicht erpressen kann.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich pleite bin«, Jagoda machte eine hilflose Bewegung mit den Armen und lächelte dünn. »Ich bin arm wie eine Kirchenmaus.«
    »Ach? Und was ist mit dem Geld, das Sie bei den Strohverkäufen der JagoPharm-Aktien verdient haben? Es müssen Millionen sein.«
    »Einen großen Teil habe ich ausgegeben. Alles andere habe ich wieder in die JagoPharm gesteckt. Ich dachte, ich kriege es hin.«
    »Wie hat Isabel darauf reagiert?«
    »Sie wurde sauer«, antwortete Jagoda. »Sie war ein ziemlich undankbares Mädchen. Immerhin hatte sie ja eine ganze Weile ordentlich Geld von mir bekommen.«
    »Dafür hat sie ja auch etwas getan«, warf Pia ein.
    »Nichts, was sie nicht selbst tun wollte«, sagte Jagoda.
    »Auf jeden Fall hat sie kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie Geld brauchte, um frei zu sein und ihre Zukunftspläne zu verwirklichen.«
    »Was für Pläne waren das?«, erkundigte Pia sich, während Bodenstein in der Akte mit den Vernehmungsprotokollen des Falles blätterte, die vor ihm auf dem Tisch lag.
    »Die änderten sich ständig«, erwiderte Jagoda, »das habe ich Ihnen ja schon erzählt. Aber dann kam alles anders, denn Philipp Döring machte ihr einen Heiratsantrag.«
    »Aber der ist doch schwul, oder nicht?«
    »Ja«, Jagoda schüttelte nachdenklich den Kopf, »das fand ich auch zuerst seltsam, aber dann wurde mir klar, dass das für Isabel überhaupt keine Rolle spielte. Ihr war nur das Geld wichtig. Senora Durango auf der großen Hazienda in Argentinien. Urlaub auf der Luxusyacht, Geld wie Heu.«
    »Aber was hat Philipp Döring dazu veranlasst, Isabel heiraten zu wollen?«
    »Keine Ahnung«, Jagoda zuckte die Schultern. »Ich hielt es erst für einen Witz. Er wird seine Gründe gehabt haben.«
    »Wusste Friedhelm Döring etwas von den Plänen seines Sohnes?«
    »Ja.«
    »Tatsächlich?« Bodenstein hatte die Stelle aus dem Gespräch mit Anna Lena Döring in den Protokollen gefunden, nach der er gesucht hatte. »Wir haben erfahren, dass er das alles gar nicht so lustig fand, erst recht nicht die Tatsache, dass es von Ihnen und Isabel einen ziemlich brisanten Film gibt. Ich zitiere: ›... Friedhelm machte ihm Vorwürfe. Er sagte, mit den Filmen könnten sie das alles noch eine Weile hinziehen, bis drüben alles klar sei. Was genau er damit meinte, weiß ich nicht. Er versprach Hans Peter, dafür zu sorgen, Isabel aus dem Weg zu schaffen, weil sie ohnehin zu viel wüsste und zu unverschämt sei. Hans Peter sagte, je schneller, desto besser, denn er wollte ihre Wohnung auf den Kopf stellen, um diesen Film zu finden ...«‹
    Bodenstein blickte Jagoda an.
    »Wie ist das zu verstehen? Und was bedeutet ›bis drüben alles klar ist‹?«
    »Mit ›drüben‹ meinte er Paraguay«, sagte Jagoda. »Ich hatte die Staatsbürgerschaft von Paraguay beantragt und wartete nur noch auf das Okay. Falls es hier mit der Jago-Pharm schiefgegangen wäre, wäre ich nach Südamerika gegangen. Paraguay ist eines der wenigen Länder, das kein Auslieferungsabkommen mit Deutschland getroffen hat.«
    »Und wie wollte Döring Isabel aus dem Weg schaffen?«
    Jagoda schwieg beinahe eine ganze Minute lang. Bodenstein und Pia sahen ihn geduldig an.
    »Isabel wäre nie lebend in Argentinien angekommen«, sagteer schließlich. »Friedhelm hatte seine Leute schon genau instruiert. Auf einer dreihundert Hektar großen Hazienda kann man eine Leiche wunderbar verschwinden lassen.«
    Das klang schlüssig. Und damit fielen Jagoda und Döring als Verdächtige aus. Sie hätten Isabel ein paar Tage später getötet, aber irgendjemand war ihnen zuvorgekommen. Dieser Jemand hatte ihnen zwar einen Mord abgenommen, aber

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