Eine unbeliebte Frau
fuhr Bodenstein fort, »und Isabel hat ihm bei der Vermittlung geholfen. Dafür bekam sie Geld von Ihrem Mann. Wissen Sie etwas darüber?«
»Isabel hat die Verkaufspferde von Gut Waldhof geritten«, Frau Kampmann ergriff ein Küchenmesser und spielte gedankenverloren damit herum, »sie war eine sehr gute Reiterin. Natürlich bekam sie etwas dafür.«
»Zwanzig Prozent von achtzigtausend Euro sind aber mehr als ›etwas‹.«
»Wer behauptet, dass sie so viel bekommen hat?«, mit einem Mal verschwand das aufgesetzte Strahlen.
»Ich weiß es«, Bodenstein beobachtete interessiert ihr Mienenspiel. »Ihr Mann macht diese Geschäfte auf eigene Rechnung, nicht wahr? Die Jagodas bekamen nur einen kleinen Anteil vom Verkaufserlös, den großen Batzen steckte er in die eigene Tasche, oder?«
»Davon weiß ich nichts.«
»Glauben Sie, dass Frau Jagoda etwas davon weiß?«
»Mit Sicherheit nicht«, entgegnete Frau Kampmann. »In Roberts Vertrag steht eindeutig, dass er keine Geschäfte auf eigene Rechnung machen darf. Sämtlicher Gewinn gehört den Jagodas. Ich denke auch nicht, dass er sich das getraut hätte, außerdem wüsste ich es doch, wenn er größere Mengen Geld nebenher verdient hätte.«
»Sind Sie sicher? Er kann das Geld doch vor Ihnen geheim gehalten haben.«
Ein ärgerlicher und verletzter Ausdruck trat in ihre Augen, aber ihre Miene blieb unergründlich.
»Wenn Isabel nun versucht hätte, Ihren Mann mit ihrem Wissen über diese geheimen Geschäfte zu erpressen«, sagte Bodenstein, »was glauben Sie, wie er darauf reagiert hätte? Was stand für ihn auf dem Spiel?«
»Eine Menge«, murmelte die Frau nachdenklich. Sie schwieg eine Weile. Aus der Nähe betrachtet waren die Spuren, die Hungerkuren und häufige Solarienbesuche in ihrem Gesicht hinterlassen hatten, deutlich zu erkennen.
»Mein Mann ist kein guter Geschäftsmann«, sagte sie dann, »vor Jahren hat er die Reitanlage, die er von seinen Eltern geerbt hatte, verloren. Der Hof wurde zwangsversteigert. Uns blieb weniger als nichts, und Robert musste als Angestellter arbeiten gehen, was ihm nicht gefiel. Zufällig lernten wir in dem Reitstall, in dem er arbeitete, die Jagodas kennen, wir verstanden uns gut mit ihnen. Jagoda schlug meinem Mann vor, seinen Namen für irgendeine dubiose Firma, über die er noch dubiosere Geschäfte abwickelte, herzugeben. Er bot dafür hunderttausend Mark bar auf die Hand, und Robert tat es. Es war kaum ein Risiko dabei, denn diese Firma existierte in Wirklichkeit überhaupt nicht. Als ich einmal fragte, um was es da eigentlich ging, antwortete Jagoda, es sei eine Großwäscherei.«
Frau Kampmann lachte ein bisschen zu schrill.
»Geldwäsche – klar. Uns war's egal. Dann kauften die Jagodas diese Reitanlage und stellten meinen Mann als Verwalter und mich als Bürokraft an. Sie zahlen sehr großzügig, dazu haben wir das Haus mietfrei, einen Geschäftswagen und andere Vergünstigungen. Jagoda löste unsere Schulden bei der Bank ab. Irgendwann kam die nächste Firma, bei der Robert ›Geschäftsführer‹ wurde, und auch da ging alles gut. Mittlerweile hatte Jagoda seine Firma an die Börse gebracht.Da er als Inhaber seine Aktien nicht verkaufen durfte, gab er meinem Mann eine Million, die wir in Aktien der Jago-Pharm anlegen mussten. Der Aktienkurs schoss in die Höhe, Robert verkaufte die Aktien und bekam dafür von Jagoda hundertfünfzigtausend Euro Provision. In den vergangenen Jahren haben sie drei oder vier Firmen gegründet, und jedes Mal bekam Robert Geld dafür.«
Für Bodenstein war das nur die Bestätigung seiner Vermutungen. Jagoda hatte an seiner Firma auf illegale Weise unglaublich viel Geld verdient.
»Und wo ist dieses Geld jetzt?«, wollte Bodenstein wissen und fragte sich, weshalb die Frau ihm, einem Polizeibeamten, so freimütig über diese höchst zweifelhaften Machenschaften berichtete.
»Wie gewonnen, so zerronnen«, erwiderte Frau Kampmann, und ihre Stimme bekam einen bitteren Unterton. »Mein Mann hat das Geld in Aktien investiert, obwohl er von so etwas keinen blassen Schimmer hat. Er meinte, er würde etwas davon verstehen, weil es damals jeder gemacht hat. Es wäre ja auch zu schön gewesen.«
»Das heißt, Sie sind pleite.«
»So pleite wie die JagoPharm«, sie lachte leise, nicht erheitert, sondern resigniert. »Und wenn die Jagoda jetzt noch rauskriegen sollte, dass Robert sie mit den Pferdegeschäften betrogen hat, dann ist er auch noch diesen Job hier los.«
»Ich denke, das
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