Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Erde?«
    Waanu schien wenig Lust zu haben, darüber zu reden. »Ja. Wir sindauf der Erde. Und wir siedeln in der ganzen Galaxis, auf anderen Planeten, auf Sonnen …«
    »Auf Sonnen?! «
    »Ich verstehe von diesen Dingen nicht sehr viel. Ruh dich aus, und dann leiste uns Gesellschaft.« Ohne im Mindesten anzüglich zu wirken, gerade so, als spreche er über die denkbar alltäglichsten Dinge, fügte er hinzu: »Die Frauen sind sehr gespannt darauf, mit einem Mann aus der Vergangenheit zu schlafen.«
     
    Dies kann nicht das Jahr 3000 sein. Das war das Mantra seiner ersten Tage und Wochen, sein Morgengebet und seine Abendandacht. Dies muss das Paradies sein. Er stieg von einem Bett ins andere, kroch von einer Frau zur nächsten, vergaß Sitte und Anstand, erschöpfte sich hemmungslos und wurde umschwärmt dafür.
    »Wie alt bist du eigentlich?«, fragte er eines Morgens, als er neben Elea aufwachte, die ihm von allen am besten gefiel.
    Elea sah ihn an, als wisse sie nicht, wovon er rede. »Wozu willst du das wissen?«
    »Es interessiert mich eben.« Sie sah aus wie zwanzig, aber sie benahm sich nicht so. Hatten die Menschen des vierten Jahrtausends die ewige Jugend gefunden? Die Unsterblichkeit womöglich?
    »Denk nicht so viel an die Vergangenheit oder die Zukunft«, sagte Elea und legte die Hand auf seine Brust. »Du denkst überhaupt so seltsam viel. Heute ist heute, jetzt ist jetzt. Liebe mich, anstatt nutzlose Fragen zu stellen.«
    Adison setzte sich auf. »Wir Neandertaler denken nun mal viel«, stieß er hervor und erkannte, dass dies doch nicht das Paradies sein konnte, denn im Paradies würde man nicht alle Wünsche erfüllt bekommen und danach unzufrieden erwachen.
    Dies war das Jahr 3000, und es gab keine Pflichten mehr. Man musste nicht mehr arbeiten, um zu leben, nicht einmal essen oder trinken oder sich entleeren – man konnte einfach tun, was man wollte.
    Adison fragte sich, wie er das auf die Dauer aushalten sollte.Er begann, lange, einsame Spaziergänge zu unternehmen. Es war schwierig, sich nicht zu verlaufen, denn die Bäume in dem riesigen Park, in dem sie lebten – tatsächlich erreichte er niemals ein Ende, einen Zaun oder eine Mauer –, sahen einander alle sehr ähnlich, waren makellose, wunderschöne Bäume, zweifellos geklont oder wie immer man das inzwischen nannte, und eine Weggabelung sah aus wie jede andere. Ab und zu glitten Fluggeräte vorbei, und er sah zahlreiche Passagiere durch die großen Fenster, aber er bekam nie Kontakt mit einem von ihnen. Auch in den schwebenden Städten sah man das Leben wimmeln, und bisweilen, wenn er weit hinausging, sah er am Horizont leuchtende Gebilde den Himmel erklimmen, die Raumschiffe sein mussten.
    »Vielleicht später einmal«, sagte Waanu auf seine Frage, ob er einmal mit so einem Raumschiff mitfliegen könne.
    »Was heißt das, ›später‹?«, wollte Adison wissen.
    »Später eben«, erwiderte Waanu, legte den Arm um Lisere und verschwand mit ihr im nächsten Gemach.
    Es mochten etwa zwanzig oder fünfundzwanzig Männer und Frauen sein, die hier lose zusammenlebten, in diesem Park, in diesen sinnverwirrenden, den Gesetzen der Schwerkraft spottenden Gebäuden. Nicht mit jedem von ihnen kam er in Kontakt; viele der Männer tauchten nur flüchtig auf und verschwanden bald wieder, mit bizarren, summenden Fluggeräten meistens. Und wenn sie da waren, hockten sie mit ein paar der Frauen zusammen, unterhielten sich mit ihnen in dem für Adison kaum verständlichen Kauderwelsch und äugten höchstens ab und zu misstrauisch zu ihm herüber.
    »Was tun sie?«, wollte Adison wissen. »Wohin gehen sie? Ich weiß nicht einmal, wie sie heißen.«
    »Sie haben wichtige Dinge zu tun«, sagte Nykis und schmiegte sich an ihn. »Mach dir keine Gedanken darüber.«
    Als er einige Rundwege erforscht hatte, begann er zu laufen. Selbst das Laufen war nicht mehr so, wie er es gekannt hatte. Es fiel zu leicht. Es strengte an, natürlich, aber er bekam keinen Muskelkater, es schmerzte nicht, es war einfach nicht mehr wie früher. Vermutlich hatten sie auch das in den Griff bekommen inzwischen.
    Auf einer dieser Runden war es, im Dämmerlicht der golden untergehenden Sonne, dass er von ferne eine Gestalt zu Gesicht bekam, die aus dieser Umgebung herausstach wie ein Schrei aus einer Symphonie. Schwarz gekleidet war er, ein buckliger Mann mit einem hässlichen Gesicht, und stand in einiger Entfernung am Wegesrand. Adison blieb stehen und musterte den Unbekannten, konnte

Weitere Kostenlose Bücher