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Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Bäume, tauchten Büsche und Sträucher auf, nahm der Weg Kurven, die er vorher nicht gehabt hatte. Nur weg. Zu viel gewagt. Zu viel riskiert. Er sah nicht einmal mehr zurück. Bestimmt war Cohanur verschwunden, aber vielleicht auch nicht, und er hatte Angst vor diesem Blick. Und davor, zur Salzsäule zu erstarren.
    Erst als er die Nähe der Gebäude erreicht hatte, wagte er es, den Schritt zu verlangsamen. Niemand war hinter ihm her. Alles war in Ordnung. Die Sonne sank über den Hügeln im Westen herab, ihr Licht ließ die fliegenden Städte in der Ferne bernsteinfarben aufleuchten. Auf dem von funkelnden Springbrunnen eingerahmten Vorplatz stiegen ein paar Männer in ein Fluggerät, das dicht über dem Bodenschwebte, eine Hand voll Frauen winkten ihnen zum Abschied. Alles war, wie es sein sollte.
    Adison nahm einen der hinteren Eingänge, um niemandem zu begegnen. Das Antischwerkraftfeld trug ihn durch einen gläsernen Schacht zu seinem Wohnraum empor. Er warf seine Kleidung in den Vernichter, ließ sich in der Dusche von vibrierenden, heißen Wassernebeln reinigen und schlüpfte in neue Gewänder.
    Als er an sein Bett trat, fand er auf dem Kopfkissen einen unscheinbaren kleinen Zettel. Darauf stand, in schiefen, hässlichen Buchstaben: »Mach dich bereit!«
    Adison starrte die Schrift an. Sie schien auf dem Papier förmlich zu tanzen, zu vibrieren vor böser Kraft. Er knüllte den Zettel zusammen, zerpresste ihn in der Faust, sah sich um. Hier konnte er nicht bleiben.
    Er rannte hinaus, die Rampe hinab, zu Eleas Räumen, hoffend, dass sie da war und dass sie allein war.
    Er fand sie, selbstvergessen zu einer seltsamen Musik tanzend, die mitten in der Luft entstand, von nirgendwo und überall zu kommen schien und zu erstickender Stille erstarb, als sie innehielt und ihn fragend ansah.
    »Hier«, sagte er und faltete den Zettel auseinander. »Das lag auf meinem Bett.«
    Elea betrachtete, was er ihr zeigte. Der fragende Ausdruck in ihren Augen veranlasste ihn, sich den Zettel selber noch einmal anzuschauen. Er war leer. Die Schrift war verschwunden.
    »Hier stand ›Mach dich bereit‹ «, sagte Adison. »Ich wollte wissen, ob es sein kann, dass der Zettel von Cohanur stammt.«
    Sie sah ihn erschrocken an. »Du hast Cohanur getroffen?«
    »Ja. Heute Nachmittag.«
    Elea wich zurück. »Hat er dich berührt?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Nein.« Da waren diese Funken gewesen, oder? Adison knüllte den Zettel wieder zusammen und warf ihn wütend davon. »Nein, ich bin nicht sicher. Ich habe nicht darauf geachtet.«
    »Adison«, rief Elea und umschlang ihn mit ihren Armen. »Adison – die Albträume, die Cohanur dir schicken kann, sind keine Träume, wie du sie kennst. Es sind furchtbare, furchtbare Erlebnisse, die dir so wirklich erscheinen, dass dir dein ganzes Leben dagegen wie ein Traum vorkommt. Sie vergiften deinen Geist. Sie verbrennen deinen Verstand. Sie zermalmen dein Herz, Adison.«
    »Er hat mich nicht angefasst«, sagte Adison und löste sich aus ihrer Umarmung. »Trotzdem – kann ich bei dir bleiben heute Nacht?« Elea nickte. Zum Glück, denn er fühlte sich müde. Verdammt müde. »Ich würde mich am liebsten gleich hinlegen …« Er setzte sich auf ihr Bett, sah zu ihr hoch.
    Dann brandete Schwärze rings um ihn empor und verschlang ihn ins Nichts.
     
    Ihm war kalt. Etwas Nasses drückte auf seinen Bauch. Rauer Stoff umschlang seinen Körper. Und sein Kopf schmerzte, als müsse er platzen.
    »Was …?«
    Die Schleier vor seinen Augen wichen, Tränen, oder Schleim, er sah olivgrüne Wände, von denen der Putz bröckelte. Und sein Kopf schmerzte, schmerzte so furchtbar …
    »Was ist …?«
    Er bekam die Hände hoch, sah sie an, bleiche, entsetzliche Hände, nass, schmierig, voller Falten und Runzeln, fasste sich an den Kopf, der schmerzte, und tastete – harte, metallene Stifte auf einem kahlgeschorenen Schädel. Was war das? Was war geschehen?
    Ein Gesicht tauchte auf. Cohanur.
    »Die Schmerzen werden gleich nachlassen«, sagte der hässliche Mann. »Der Übergang ist nicht ganz einfach.«
    »Wo …?« Seine Kehle fühlte sich an wie narkotisiert, er hatte das Gefühl zu grunzen. »Wo bin ich?«
    »Du bist«, sagte Cohanur, »erwacht.«
    Er schloss die Augen, fiel zurück in sein eigenes Keuchen, wartete, bis die Wellen des Schmerzes abebbten. Schließlich konnte er dieAugen wieder öffnen. Cohanur war immer noch da, streckte die magere Hand aus und half ihm, sich aufzusetzen.
    Er sah an

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