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© 2000 Andreas Eschbach
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Mein Freund Rainer Wekwerth war, als er noch unter dem Namen David Kenlock publizierte, von seinem Verlag gebeten worden, eine Anthologie rund um Aberglaube, schwarze Magie und dergleichen herauszugeben. »Andreas«, sagte er also eines Abends über einem blutigen Steak zu mir, »ich will von dir eine Story zum Thema Voodoo.« Und wenn Rainer so etwas zu einem sagt, gibt es keine Widerrede.
Nun ist Voodoo nicht gerade mein Hobby. Ich griff also erst mal zu Lexikon und Internet, um mich ein wenig schlau zu machen. Anregende Details fanden sich reichlich, doch sie wollten sich nicht zu einer Geschichte formen.
Erst beim Friseur kam mir die zündende Idee …
Die Geschichte erschien im Dezember 2002 in der Anthologie »Alte Götter sterben nicht«. Ich muss immer an sie denken, wenn ich den Abschnitt Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel eines Medikaments lese. Ich frage mich dann immer, ob sie nicht irgendwo ein bisschen wahr ist …
Natürlich redet man mit den Leuten. Klar. Ich meine, gut, bei manchen weiß man, die wollen nicht reden, die wollen nur die Haare geschnitten bekommen und fertig; da hält man den Mund. Aber sonst quatscht man eben über das Wetter oder was im Ort so los ist, und wenn man sich ein bisschen besser kennt, auch mal über Politik. Andere erzählen einem ihre ganze Lebensgeschichte. Da frage ich mich dann, ob ich eigentlich Friseur bin oder ein Psychotherapeut, der nebenher Haare schneidet.
Wie dieser Arzt, der Anfang letzten Jahres in den Laden kam. Stellt sich gleich mit Doktortitel vor, will Waschen, Schneiden und Föhnen, und schon beim Shamponieren erzählt er, dass er gerade eine Praxis im Ort eröffnet hat, eine Fachpraxis für Schmerztherapie. Na ja, was fang ich damit an? Ich nickte und meinte, gut, und fragte halt, wie er darauf käme, dass sich so was trägt. Ich meine, wenn man mal nachzählt, wie viel Allgemeinärzte hier schon sitzen. Ganz schlecht sind die ja auch nicht.
Ja, meinte er, seine Spezialität sei, dass er jahrelang in der ganzen Welt unterwegs war, in Zentralafrika, im Amazonas, auf Neuguinea, Haiti und weiß der Himmel wo sonst noch, dass er immer unter Eingeborenen gelebt und deren Medizinmännern ihre Geheimnisse abgelauscht hat, sich hat einweihen lassen in uralte Heiltraditionen, und so weiter. Das alles wollte er mit moderner Medizin kombinieren und auf diese Weise zur letzten Zuflucht für alle werden, denen sonst niemand helfen konnte. »Was glauben Sie«, sagte er, »wie viele Leute sich Jahre und Jahrzehnte mit Schmerzen plagen, ohne dass ein Arzt auch nur den Grund dafür herausfindet, von Heilung gar nicht zu reden? Da gibt es viel zu tun, glauben Sie mir.«
»Ach so«, machte ich und war froh, einigermaßen gesund zu sein. Abgesehen davon, dass ich nicht mehr der Jüngste bin und der einzige Herrenfriseur im Laden. Da tun einem abends die Füße schon rechtschaffen weh.
Jedenfalls, am Schluss gab er ordentlich Trinkgeld, zu viel, als dass es unverdächtig gewesen wäre, und tatsächlich zieht er einen Stapel Prospekte von seiner Praxis aus der Tasche und fragt, ob ich die bei mir auslegen wolle.
»Ungern«, sagte ich. »Das dürfen Sie nicht persönlich nehmen. Aber wenn ich damit anfange, kommt über kurz oder lang jeder Verein und Handwerksmeister im Ort, und ich muss anbauen, um alles unterzubringen.«
»Klar«, nickte er. »Ich meinte auch nicht umsonst.« Er klappte einen von den Prospekten auf und zeigte auf eine eingestempelte Nummer. »Das ist ein Gutschein für zwanzig Prozent Rabatt auf die Erstuntersuchung. Wenn jemand damit ankommt, sehe ich anhand der Nummer, dass er den Prospekt von Ihnen hat, und Sie kriegen eine Prämie.«
So klang das natürlich schon anders. Er erklärte, wie viel er mir zahlen würde, und ehrlich gesagt, so rasend viel verdient man mit Haareschneiden nicht, als dass man eine Gelegenheit, nebenher was reinzukriegen, leichten Herzens ablehnt. Bei all den Steuern und Abgaben heutzutage muss man flexibel sein, um über die Runden zu kommen. Kurz und gut, ich war einverstanden.
Drei Wochen später kam er wieder.
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