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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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Letztes kamen.
    Ryan fuhr los. »Das hat doch gut geklappt, oder was meinst du?«
    »Sehr gut.« Ich streckte meine Hand vor, um den Ring zu bewundern. Der Mittelstein hatte drei Karat, wie Ryan erklärt hatte, und die Diamanten rechts und links davon je eines.
    »Ich glaube, meine Vorstellung war sehr überzeugend.«
    »Ja, sehr überzeugend.« Ich bewegte die Hand hin und her, um die Diamanten im Licht des Armaturenbretts glitzern zu sehen.
    »Sei vorsichtig«, warnte er. »Das ist nur eine Leihgabe vom Juwelier.«
    »Ein Juwelier hat dir den hier ausgeliehen?« Wie funktionierte das denn?
    Ryan nickte. »Ich habe gesagt, ich würde ihn für ein paar Wochen brauchen.«
    Ich wusste nicht, weshalb ich darüber enttäuscht war. Schließlich wusste ich doch, dass alles nur gespielt war. Trotzdem hätte ein Teil von mir den Ring zu gern behalten. »Und dann hat er ihn dir einfach so gegeben? Ich meine, warum macht er das?«
    »Er hatte wohl irgendwie den Eindruck«, erwiderte Ryan mit listigem Grinsen, »dass ich ihn kaufen werde.«
    »Und was wirst du sagen, wenn du ihn zurückgibst?«
    »Ich werde sagen, dass die Liebe meines Lebens mich verschmäht hat.« Er wischte sich eine imaginäre Träne fort. »Und wenn sie sehen, wie elend und erbärmlich ich unter meinem gebrochenen Herzen leide, werden sie mir ein paar billige Manschettenknöpfe aufdrängen. Ein Trostpreis, damit ich nicht mit leeren Händen dastehe und den Juwelier auf ewig mit meiner Schmach verbinde.«
    Es klang, als hätte er schon Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt. Ich begutachtete den Ring aus allen Perspektiven und konnte nun verstehen, warum frisch verlobte Frauen regelmäßig zur Maniküre gingen.
    »Ich habe Dutzende von Ringen angesehen, bevor ich diesen hier auswählte«, sagte Ryan. »Ich weiß, dass manche Leute fünf Karat für etwas protzig halten, aber ich dachte, für unsere Zwecke ist es genau richtig. Wir wollen doch Eindruck schinden.« Er klang zufrieden mit sich.
    »Der wird mit Sicherheit Eindruck schinden.« Zumindest vorübergehend. Danach würde Ryan mit Manschettenknöpfen davonkommen, während ich nur die Erinnerung hätte, mal einen Ring getragen zu haben.
    Als wir auf die Interstate abbogen, legte Ryan eine neue CD ein, von einem der Marsalis-Brüder. Ich vergaß den Namen sofort, nachdem er ihn gesagt hatte. Aber die Musik war nett. In meinem trunkenen Zustand hörte sie sich an wie der Soundtrack eines Films, in dem der filmstarschöne Mann mit seiner vorgeblich Verlobten nach Hause fuhr, nachdem er ihr gerade in einem teuren Restaurant einen angeblichen Antrag gemacht hatte. Wir waren Schauspieler, dachte ich traurig – wie die Darsteller beim Nachstellen von Bürgerkriegsszenarien. Egal, wie überzeugend die Soldaten gekleidet waren, mit ihren authentischen Kostümen und angeklebten Koteletten, wussten die Zuschauer dennoch, dass es nur gestellt war. Niemand rannte los und suchte in der falschen Schlacht Deckung. Niemand wählte 911, um Hilfe für Verletzte zu rufen. Sie sahen aus wie Soldaten, sie spielten Soldaten, aber es war nicht überzeugend.
    Weil es nicht echt war.
    Und das würden auch meine Verwandten merken. Mir wurde klar, dass Ryan und ich nicht echt waren. Wir könnten auf Mindys und Chads Hochzeit vor allen Gästen stehen – Ryan so umwerfend wie immer und ich wie eine aufgetakelte Version der Lola, die sie kannten –, doch selbst mit dem Ring an meinem Finger wäre es ein schiefes Bild. Wir würden aussehen wie zwei Leute, die gerade erst angefangen hatten auszugehen, die noch nicht den zweiten Vornamen des anderen wussten oder welche Zahnpasta er am liebsten nahm. Betrüger. Es wäre traurig und erniedrigend, es nicht überzeugend präsentieren zu können. Wenn es doch nur einen Weg gäbe, es glaubhafter zu machen!
    Ach, wenn ...
    »Ryan«, sagte ich. »Ich habe über unser Gespräch neulich auf deiner Veranda nachgedacht. Erinnerst du dich?«
    »Sicher.« Er stellte die Anlage leiser.
    »Als wir über Mindys Hochzeit sprachen und du sagtest, man würde merken, ob ein Paar schon Sex hatte oder nicht.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Denkst du wirklich, das stimmt?«
    »Ja, das denke ich.« Ryan bog auf die Hauptstraße ab, die zu unserem Wohnviertel führte. »Warum fragst du?« Er sah mich kurz von der Seite an.
    »Es ist nur«, fuhr ich zögernd fort, »dass ich, glaube ich, zu derselben Meinung gekommen bin wie du.«
    »Ich verstehe.« Und dann sagte er eine lange Zeit nichts mehr. Eine sehr

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