Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
Beine. »Irgendjemand hat da noch zu viel an«, flüsterte er mir ins Ohr.
Ach ja? Ich rutschte unter ihm ein Stück zur Seite. »Vielleicht könnte ich ...« Doch noch ehe ich den Satz beenden konnte, stöhnte er auf.
»Was sagst du dazu?«, fragte er, nahm meine Hand und führte sie nach unten. Ich hob den Kopf und sah meine Hand auf etwas liegen, das man nur als Wiener Würstchen beschreiben konnte. Er lächelte. »Siehst du, was du mit mir machst?«
In einem kurzen Augenblick der Klarheit überlegte ich, ob wohl ein Kondom in Reichweite war, aber das bezweifelte ich schnell. Dieser Mann hatte nicht mal Untersetzer – wie konnte er dann auf so etwas wie das hier vorbereitet sein?
Er führte meine Hand, als sollte ich in einen anderen Gang schalten, aber wer wusste schon, wer dieses Gerät zuletzt bedient hatte? »Vielleicht sollten wir vorsichtig sein?«, deutete ich vage an.
»Nimmst du etwa nicht die Pille?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ach, keine Sorge, da weiß ich, was zu tun ist. Mach einfach weiter.«
Tatsächlich machte ich gerade nicht viel. Ich lag nur vollkommen schockiert auf dem Rücken und fragte mich, in was ich da hineingeraten war. Zwar hatte ich alles Spontane und
Freigeistige auch für mich immer neidvoll herbeigesehnt, aber jetzt kamen mir doch arge Bedenken, ob das wohl so gut wäre.
Meine Gedanken wurden von seltsamen Geräuschen unterbrochen, die von draußen kamen – Stimmen und Schritte und etwas, das wie das statische Rauschen und Fiepen von Walkie-Talkies klang. »Was ist das?«, fragte ich und zog meine Hand weg.
»Ich weiß nicht. Ignorier es einfach.« Er hatte sich wieder auf mich gelegt, ließ sein Becken auf meinen Hüften kreisen und fasste mir an die Brust. »Fühlt sich toll an, oder Lola?«
Eines von Ryans Fenstern war definitiv geöffnet. Die Stimmen draußen wurden lauter und erinnerten mich an die Szene in Frankenstein Junior , wo die Dorfbewohner das Schloss stürmen. Ich konnte es nicht ignorieren. Selbst Ryan schien abgelenkt und hielt inne, um zum Fenster zu sehen. Schließlich sagte er: »Mein Gott, ich wünschte, sie würden aufhören, was auch immer sie da tun!«
Und dann hörte ich es – Belinda rief: »Baxter, Baxter! Komm, mein Junge, komm zu Mami.« Sie klang, als würde sie direkt vor dem Haus stehen.
»Ihr Hund ist weggelaufen«, sagte ich.
»Verdammt!«, zischte Ryan. »Ich mache das Fenster zu.« Er stemmte sich hoch, stand auf und ging quer durchs Zimmer, wobei er mir seine Rückseite präsentierte. Doch bevor er das Fenster erreichte, drang ein heller Lichtstrahl durch die Spalten der Jalousie nach innen. »Verdammt«, fluchte er und ließ sich auf alle Viere fallen. »Was, zum Teufel, tun die da draußen nur?«
Der Lichtstrahl beschrieb Kreise. Du meine Güte, das sah aus wie eine Invasion. Ich setzte mich aufrecht, zog mein
Oberteil wieder hoch, klipste den Verschluss zu und ging zum Fenster, um zwischen den Schlitzen nach draußen zu sehen. Auf dem Bürgersteig erkannte ich Belinda, Brother Jasper, ein paar von den Chos sowie zwei der Studentinnen, die unten an der Ecke wohnten. Belinda hielt eine Taschenlampe, eins dieser großen langen Dinger, mit denen man Flugzeuge zur Landung dirigieren könnte. Die Gruppe beratschlagte eine Weile und ging dann paarweise in verschiedene Richtungen auseinander. »Sie gehen weg«, sagte ich zu Ryan, der immer noch auf dem Boden kauerte.
»Zu spät«, entgegnete er säuerlich. Er stand auf und wie ich zu meinem großen Glück entdeckte, war es wirklich zu spät.
35
»Er hat ihn also nicht hoch gekriegt?«, fragte Piper nach. Wir gingen durchs Einkaufszentrum und sie schob Brandon in seinem Buggy vor sich her, während ich ihr einen Abriss von den Geschehnissen des letzten Abends gab.
»Doch, am Anfang hat es geklappt. Aber es hat nicht gehalten. Da war dieser Lärm – die Nachbarn suchten laut nach einem entlaufenen Hund.« Ich blieb stehen, um ein Bilderbuch aufzuheben, das Brandon weggeworfen hatte. Piper nahm es mir ab und stopfte es in die Wickeltasche. »Sie haben gerufen und mit der Taschenlampe in sein Wohnzimmer geleuchtet. Das hat wohl seine Konzentration geschwächt.«
»Offenbar war das nicht alles, was geschwächt wurde.« Piper lachte und gab dabei ein grunzendes Geräusch von sich.
»Ach, hör auf«, bat ich, musste aber trotzdem schmunzeln. Über manche Dinge konnte man erst im Nachhinein lachen.
»Und? Wie sah er aus?«
»Wer?«
Sie trank einen Schluck aus ihrer
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