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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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nachdenkliches Gesicht. »Da war eine Stelle, wo sie schreibt ... Warte mal, ich suche es eben.« Er blätterte durch die vergilbten Seiten. »Hier ist es.« Er hob das Buch mit angewinkelten Armen an, als wollte er der Textstelle besondere Bedeutung verleihen. »›In einem einzigen Augenblick hatte ich meinen besten Freund, meinen Geliebten, meinen zukünftigen Ehemann verloren. Und die Zukunft, die wir zusammen geplant hatten, war mir entrissen worden. Die Kinder, die noch nicht geboren waren, würden nie zur Welt kommen.‹ Und dann erzählt sie weiter über ihre Beziehung, wie gern sie einander Streiche spielten und Wortspiele machten und wie niemand sie so zum Lachen bringen konnte wie er. Es ist einfach zu traurig.« Als er aufsah, schimmerten Tränen in seinen Augen.
    »Weinst du etwa?« Ich war schockiert. Das sah ihm gar nicht ähnlich.
    »Ich glaube, ja«, antwortete er verlegen und wischte sich über die Augen. »Ich habe keine Ahnung, warum mich das so anrührt.«
    »Na ja, es ist ja auch schrecklich.«
    »Ja, und zu wissen, das sie ihr ganzes Leben in diesem Haus verbracht hat, gibt einem dann den Rest. Habe ich dir erzählt, dass ich ihr letztes Tagebuch oben in einem der Schlafzimmer gefunden habe?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Soweit ich das sehen kann, hat sie die Tagebücher ganz unregelmäßig geführt. Manchmal hat sie jahrelang nichts geschrieben und irgendwann wieder angefangen. Das eine im Schlafzimmer muss sie noch kurz vor ihrem Tod geführt haben. Es lag auf dem Nachtschränkchen. Aber ich würde sie gern alle in der richtigen Reihenfolge lesen, wenn es dir recht ist.«
    »Sicher. Was immer du willst.«
    Er strahlte. Dieser Mann war leicht zufriedenzustellen. »Was hast du denn heute Abend vor?«, erkundigte er sich dann. »Um sechs spiele ich Racquetball mit Ben Cho, aber später könnten wir vielleicht ...«
    »Tut mir leid, aber ich bin schon mit Ryan zum Essen verabredet. Hast du meine Nachricht auf dem Tisch nicht gefunden?« Sein Blick verriet, dass er sie nicht gelesen hatte.
    »Wieder dieser komische Typ?« Er legte das Tagebuch auf die Couch und lehnte sich mit gefalteten Händen vor. »Was läuft da zwischen euch, Lola?«
    »Wieso? Ich mag ihn.« Gut, das klang vielleicht ein bisschen defensiv, aber warum schienen alle zu denken, dass ein so toller Typ wie Ryan sich nicht für ein normales Mädchen wie mich interessieren könnte? Hubert meinte vielleicht sogar, mich vor einem zwielichtigen Charakter beschützen zu müssen, aber wieso kam niemand auf die Idee, dass Ryan sich
ernsthaft zu mir hingezogen fühlen könnte? Das war doch nicht so abwegig, oder?
    Hubert seufzte. »Er ist irgendwie ... nicht greifbar. Als wir uns neulich unterhielten, dachte ich die ganze Zeit: Was spielt er nur für ein Spiel? Du kennst ihn kaum. Und glaub mir – es kann passieren, dass du meinst, jemanden zu kennen, und dann stellt sich plötzlich heraus, dass er oder sie ganz anders ist. Ich will nur nicht, dass du verletzt wirst.«
    Verglich er Ryan etwa mit Kelly? Also bitte. »Du hast doch nur ein paar Minuten mit ihm geredet«, stellte ich klar, »also kannst du dir wohl kaum ein Urteil erlauben. Glaub mir, er spielt kein ›Spiel‹ – wir gehen einfach nur zusammen aus.«
    »Das bin nicht nur ich, der so denkt.« Er stützte das Kinn auf die Faust. »Die ganze Nachbarschaft redet über ihn.«
    »Ich weiß, das habe ich gehört. Er stellt keinen Müll an die Straße, er ist oft weg, er bekommt viele Pakete geliefert. Nichts davon ist ein Verbrechen.« Ich sah auf die Uhr. Mir blieb nur noch eine Stunde, bevor Ryan und ich ins Restaurant gehen wollten.
    »Belinda sagt, sie hat seine Steuererklärungen überprüft, und er hat drei Jahre in Folge zu spät gezahlt. Und nicht nur das, sondern ...«
    »Ich finde, Belinda sollte sich um ihre eigenen Dinge kümmern«, erwiderte ich und erhob mich abrupt. »Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, Hubert – ich muss mich für unser Essen im Palmer House umziehen.«
    Ich ging nach oben und bereitete mich auf meine Verabredung vor, wobei ich quasi von innen nach außen arbeitete. Als Erstes ging ich unter die Dusche, seifte mich gründlich ein und entfernte den Sand, der mir immer noch zwischen
den Zehen klebte. Ich schrubbte meine Ellbogen und Knie mit dem Luffaschwamm, was Piper, wie ich wusste, regelmäßig tat, aber bis heute hatte ich keinen besonderen Sinn darin gesehen. Dann legte ich neues Make-up auf, föhnte mein Haar mit der

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