Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
gesagt. »Alle werden es ganz toll finden.«
Ich presste die Kiefer zusammen. »Das ist eine ganz blöde Idee, Mindy. Bestell die Schokoladentorte ab und vergiss das Singen. Das wird nicht passieren.«
Mindy wandte sich an Jessica. »Ich wusste, dass wir ihr nichts von der Torte hätten erzählen sollen. Ich wusste einfach, dass sie so reagieren würde!« Sie seufzte und faltete keusch die Hände im Schoß. Dann sah sie mich taxierend an. »Du willst mir das doch nicht kaputtmachen, oder, Lola? Du hast gesagt, ich könne meine Hochzeit planen, wie ich wolle, und das ist es, was ich will.«
»Ja, deine Hochzeit kannst du planen, wie du willst«, entgegnete ich. »Aber sobald du meinen Geburtstag mit reinziehst, ist es nicht mehr nur deine Hochzeit. Dann geht es auch um mich und ich habe bestimmte Vorstellungen von meinem Geburtstag. Ich will nicht, dass zweihundert Leute, von denen ich nur die wenigsten kenne, für mich singen.«
Mindy wrang die Hände und seufzte dramatisch. »Warum ist es nur immer so schwer für dich, einfach mitzumachen? Das ist mein Plan: Ich werde heiraten, wir werden schön essen, wir singen ›Happy Birthday‹, wir schneiden die Torte an, wir tanzen. Das Geburtstagslied dauert höchstens eine Minute. Wie unangenehm kann das schon sein? Du kannst doch nicht einfach ignorieren, dass du Geburtstag hast! Und eine doppelte Feier ist cool! Unsere Verwandten fänden das super, das weißt du.«
Ich verschränkte die Arme und starrte sie nur an, woraufhin sie schwieg.
Hubert hob die Hand wie ein Viertklässler, der sich mit seiner Antwort nicht sicher ist. »Ich glaube«, sagte er zu Mindy gewandt, »dass deine Absicht sehr lobenswert ist, aber wenn Lola sich damit unwohl fühlt, könntet ihr vielleicht einen Kompromiss schließen? Vielleicht eine Torte, aber kein Lied?« Er sah zwischen Mindy und mir hin und her.
»Ich könnte aber trotzdem verkünden, dass sie Geburtstag hat, oder? Und wenn dann alle anfangen würden zu singen, könnte ich ja nichts dafür. Ich würde es nicht einmal vorschlagen.« Ihr Gesicht leuchtete.
»Wie wäre es mit folgendem Kompromiss?«, meldete ich mich zu Wort. »Falls ich zu irgendeinem Zeitpunkt deiner Hochzeit die Worte ›Lolas Geburtstag‹ von dir höre, verschwinde ich und rede nie wieder mit dir.« Ich konnte mich gerade noch zurückhalten, die Worte nicht zu schreien. »Und wenn ich ein Geburtstagslied höre, ob angekündigt oder nicht, wird irgendjemand bluten.« Ich stand auf. »Wie wäre das als Kompromiss?«
Die drei starrten mich mit großen Augen an.
»Spielverderber«, sagte Mindy. »Die unlustige Lola schlägt wieder zu.«
»Immer, wenn du deinen Kopf nicht durchsetzen kannst, fängst du an, mich zu beleidigen«, erwiderte ich. »Werd erwachsen, Mindy.«
»Oh, ich bin erwachsen, vielen Dank.« Sie hielt ihre linke Hand hoch und wackelte mit dem Ringfinger, so dass der Diamant im Licht aufblitzte. »Ich bin immerhin diejenige, die heiraten wird, weißt du noch?«
Ich hatte genug gehört. »Ich will ja nicht unhöflich sein«, sagte ich, griff ihre Hochzeitsmagazine und stopfte sie wieder in die Tüte, »aber ihr müsst jetzt gehen.«
»Ich habe noch nicht ausgetrunken«, jammerte Jessica und hielt ihr volles Glas hoch. Irgendwann während der Tortendebatte hatte sie es unbemerkt wieder aufgefüllt.
Ich riss ihr das Glas aus der Hand und trank einen großen Schluck Fat Bastard. Er war überraschend lecker: ein Geschmack
nach Pflaume und Kirsche, kombiniert mit Kiefer und Rauch. Kelly hatte keine Ahnung von Wein. Ich sah auf Jessica hinunter, die mich mit offenem Mund anstarrte.
Mindy erhob sich und nahm die Tüte. »Komm mit, Jessica. Wenn sie so ist, kann man nicht mehr mit ihr reden. Da können wir auch gehen.«
»Sie hat meinen Wein getrunken«, klagte Jessica fassungslos.
»Tut mir leid, dass ihr so schnell weg müsst«, sagte Hubert. »Es war nett, euch wiederzusehen. Es ist lange her gewesen.«
»Vielleicht sehen wir uns jetzt ja öfter, wo ihr zwei zusammenlebt«, sagte Mindy und half Jessica auf.
»Wir leben nicht zusammen«, korrigierte ich.
Hubert lächelte. »O nein, ich werde hier nicht leben. Lola lässt mich nur hierbleiben, bis die Sache mit Kelly geklärt ist.«
»Wie auch immer«, meinte Mindy. »Bleiben. Wohnen. Leben. Nennt es, wie ihr wollt. Trotzdem schlaft ihr unter einem Dach.« Sie zog Jessica am Arm zur Tür. »Ich glaube, ich sollte lieber fahren. Du hattest ein bisschen zu viel fetten Bastard.« Ich hörte
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