Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
Getrampel ihrer Füße hinweg, Huberts Wein entgegen, überhaupt hörten.
Ich zog mich in aller Ruhe an, um mich für die Störung meiner kostbaren Badezeit zu rächen. Dass das ein Fehler war, merkte ich erst, als ich wieder in den Flur kam und beide Frauen laut lachen hörte. Wie ich dann sah, saßen sie rechts und links von Hubert auf der Couch und betrachteten ein Buch, das aufgeschlagen auf seinem Schoß lag. Jessica hielt ein halbvolles Glas mit etwas, das wie Grapefruitsaft aussah. Sie lehnte sich so weit vor, dass ihr die Brüste fast aus dem Neckholder-Top fielen.
Ich trat ins Wohnzimmer und setzte mich in einen Sessel. »Was ist denn so lustig?«, erkundigte ich mich. Ich hatte das Gefühl, in einen Saunaabend von Hugh Hefner und zwei seiner Bunnys geraten zu sein. »Was guckt ihr da?«
»In einer der Kisten habe ich gerade eines unserer alten Jahrbücher gefunden«, erklärte Hubert. »Ich dachte, das könnte den beiden gefallen.«
»Auf der Highschool warst du ja noch so dünn«, kommentierte Mindy, tippte auf die Seite und zeigte dann mit demselben Finger auf mich. »Was für ein Unterschied!«
Verdutzt sah Hubert auf. »Sie sieht doch genauso aus wie früher, finde ich.«
Mindy neigte den Kopf zur Seite und musterte mich. »Nein, sie hat nur die Haare noch wie früher – deshalb denkst du wahrscheinlich, sie hätte sich nicht verändert. Sie trägt schon ewig diesen schlaffen Hänge-Look. Bei meiner Hochzeit werden wir uns Hochfrisuren stecken lassen. Dann ist sie gezwungen , an dem Tag mal gut auszusehen.«
»Wie schön, dass du das Jahrbuch gefunden hast«, sagte ich säuerlich. »Gut gemacht, Hubert.«
»Er hat auch Wein gefunden.« Jessica hielt ihr Glas hoch, als wolle sie mir zuprosten. »Fat Bastard!«
»Wie bitte?«
»Der Wein heißt ›Fat Bastard‹«, erklärte Hubert. »Kelly und ich haben bei einer Weinprobe mal ein paar Flaschen gekauft.« Als er Kellys Namen erwähnte, trübte sich seine Miene. Das Biest hatte ihn nach wie vor im Griff. »Kel wollte ihn wegen des Namens kaufen, aber er schmeckte ihr eigentlich nicht besonders.«
»Tja, Pech für sie«, meinte Jessica und lachte mit weit aufgerissenem Mund, so dass ich die Füllungen in ihren Backenzähnen sehen konnte. »Da bleibt mehr für uns.«
»Wie viel habt ihr denn schon getrunken?«, wollte ich wissen.
»Oh! Meine Hochzeit!« Mindy sprang vom Sofa und hob eine große Plastiktüte vom Boden auf. »Wir müssen dir unbedingt alles zeigen, was wir auf der Messe gesammelt haben.« Sie schob meinen Stapel Zeitschriften vom Couchtisch und breitete stattdessen ihre Broschüren aus. »Das meiste davon habe ich eigentlich schon. Jess und ich sind nur wegen der Stimmung hingegangen.«
Ich konnte gerade noch ein wenig Interesse für die Blumengestecke und Foto-Arrangements aufbringen, aber als
sie anfing, den Läufer zu beschreiben, der zum Schutz ihrer Brautkleidschleppe im Mittelgang der Kirche ausgelegt werden sollte, erinnerte mich ihre Stimme an die gedämpften Trompetenklänge von Charlie Browns Lehrerin: bla, bla, bla, bla, bla.
»Wann heiratest du denn nun?«, unterbrach Hubert das monotone Geplapper.
Jessica trommelte mit den Fingernägeln auf den Tisch. »Willst du es ihnen sagen?« Sie blickte mit hochgezogenen Brauen von Hubert zu mir.
»Das ist meine Überraschung«, kündigte Mindy an.
Ganz bestimmt hatten sie schon zu viel getrunken. Mindys und Chads Hochzeitstermin war kein Geheimnis – er war schon vor drei Jahren festgelegt worden und das Datum hatte sich mittlerweile in mein Hirn gebrannt.
»Es ist der dritte Samstag im August«, sagte ich zu Hubert. »Weil sie sich am dritten Wochenende im August kennengelernt haben, kurz vor Beginn ihres dritten Jahrs an der Highschool.« Ich war sicher, dass Hubert die Geschichte kannte. Mindy und Chad waren fünf Jahre jünger als wir, so dass wir die Highschool zu jener Zeit bereits abgeschlossen hatten, aber er war oft genug zu Besuch bei uns gewesen, um von der schicksalhaften Begegnung im Freibad zu hören.
»Ich korrigiere«, warf Mindy nun ein. »Die Hochzeit war für das dritte Wochenende im August festgesetzt, aber es gab eine Änderung. Der Empfangssaal ist leider schon belegt und sie haben uns einen Alternativtermin angeboten.«
»Mit Preisnachlass«, fügte Jessica hinzu.
»Zum Glück hatte Father Joe zum neuen Termin noch keine andere Hochzeit, so dass es wunderbar passte.« Meine
Schwester grinste, als wäre ihre Neuigkeit das größte Glück auf
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