Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
ihrer Hochzeit den Scheinwerfer auf meinen dreißigjährigen Single-Status zu richten. Als gute Freundin reagierte Piper mit angemessener Empörung. »Was für ein Miststück!«, rief sie, als ich fertig war. »Das ist ja fast so schlimm wie damals, als sie beim Gynäkologen deinen Namen benutzte.« Das hatte ich schon
fast wieder vergessen – mit sechzehn hatte Mindy sich vom Gynäkologen unserer Mutter die Pille verschreiben lassen und dazu meinen Namen und meine Versicherungsnummer angegeben. Der altersschwache Arzt hatte uns offenbar nicht unterscheiden können. Als die Versicherung die Rechnung dann zu uns nach Hause schickte, konnte ich Mindy auf zehn Meter Entfernung ansehen, dass sie dahintersteckte, aber natürlich leugnete sie alles. Bis heute bin ich nicht sicher, ob meine Eltern mir damals glaubten, dass ich unschuldig war. Ich ging zu der Zeit schon aufs College und besorgte alles, was ich brauchte, über den Arzt auf dem Campus. Nicht, dass ich das meinen Eltern je erzählt hätte! »Was für ein Miststück!«, wiederholte Piper. »Das hört wohl niemals auf, oder?«
»Sie genießt es eben, mich in aller Öffentlichkeit bloßzustellen. Ich habe ihr gedroht, die Feier zu verlassen, aber ich weiß genau, dass sie die Torte trotzdem bestellt.« Ich drückte das Telefon dichter ans Ohr. Von unten hörte ich Hubert staubsaugen. »Und was soll ich dann tun? Wenn ich wirklich gehe, bin ich die zickige Spielverderberin. Egal, was ich tue – sie gewinnt.«
»Da hat sie dich wirklich in die Ecke gedrängt.« Piper schnalzte mitfühlend mit der Zunge. »Du kannst die Feier nicht verlassen, soviel steht schon mal fest. Aber was, wenn du etwas völlig Überraschendes tust und es ihr heimzahlst? Sie bei ihrem eigenen Spiel schlägst?«
»Ja, das ist eine tolle Vorstellung«, erwiderte ich bitter. So etwas hatte ich noch nie versucht, vor allem, weil Mindy derart hinterhältig war, dass ich ihre Tricks vorher nie durchschaute. Ich war immer diejenige, die sich – metaphorisch gesprochen – aufs Pupskissen setzte und mit breitem Lächeln
vorgeben musste, es lustig zu finden. O ja, ein Foto-Shooting bei »Glamour Shots« ist genau das, was ich mir immer gewünscht habe! Eine Mitgliedschaft bei deinem Fitnesscenter? Super, was für ein tolles Geschenk! »Vielleicht fällt mir ja eines Tages etwas ein, womit ich ihr den Wind aus den Segeln nehme.«
»Eines Tages? Wie wäre es mit jetzt? Verschiebe nicht auf morgen, was du heute kannst besorgen!« Pipers Stimme war anzuhören, dass sie eine Idee hatte.
»Woran denkst du?«
»Lass uns das doch mal durchgehen«, begann sie. »Mindy will nur deshalb bei der Hochzeit ein so großes Hallo um deinen Geburtstag machen, weil sie so herausstellen kann, dass du dreißig und unverheiratet bist und mit jedem Tag älter wirst, ohne jegliche Perspektive am Horizont. Ja?«
Und das sollte mich aufmuntern? »Ja.«
»Aber was wäre, wenn«, fuhr Piper hörbar erregt fort, »du ihren miesen kleinen Tortenplan durchkreuzt und selbst eine Ansage machst? Was, wenn du aufstehst und etwas verkündest, dass allen den Atem raubt? Und was, wenn deine Ansage sogar Mindy die Show stiehlt?«
Eine Ansage, die Mindy die Show stahl? Das konnte ich mir nicht vorstellen. »Soll ich etwa sagen, ich hätte einen Gehirntumor und würde bald sterben?«
Piper lachte. »Aber nein! Siehst du, das ist dein Problem. Du musst deine Erwartungen an dich selbst höher schrauben. Versuch doch ausnahmsweise einmal, positiv zu denken.«
»Soll ich sagen, ich hätte in der Lotterie gewonnen?«
»Noch besser: Du gibst deine eigene Verlobung bekannt. Du präsentierst einen umwerfenden Typen und einen riesigen
Diamanten. Doppelt so groß wie Mindys. Und der Kerl muss ein echter Hingucker sein – so ein James-Bond-Typ.«
Über mir summte eine Fliege in der Ecke. »Sicher, ich bestelle einfach einen aus dem James-Bond-Katalog. Guter Plan, Piper, abgesehen von dem Teil, bei dem ich innerhalb der nächsten drei Wochen einen heißen Typen und eine Verlobung an Land ziehen muss. Ansonsten ... prima.«
»Ach, du hast einfach keine Fantasie! Du musst doch nicht wirklich verlobt sein. Wir finden jemanden, der bei der Sache mitspielt. Nach der Hochzeit, wenn es nicht mehr wichtig ist, kannst du ja sagen, ihr hättet euch wieder getrennt.«
Es war wieder mal typisch Piper, mit einem nahezu filmreifen Plan daherzukommen.
»Na ja«, meinte ich, »selbst wenn ich das alles hinkriegen würde, weiß ich aber nicht,
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