Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
backen sollte, entschied mich aber dagegen. Ein kleiner Präsentkorb, vom UPS-Mann geliefert, wäre besser – ein persönliches Geschenk, ohne persönlich vorbeigehen zu müssen ...
Ich zog mit dem Schwamm eine Linie aus weißem Schaum über meinen linken Arm, dann über den rechten und ließ mich zurück ins Wasser gleiten, bis nur noch mein Kopf heraussschaute. Normalerweise blieb ich in der Wanne, bis meine Zehen wie Albinorosinen aussahen oder das Wasser zu kalt wurde – je nachdem, was eher geschah.
Ich war so entspannt, dass ich fast schon schlief, als plötzlich Fußgetrappel ertönte. Überrascht erkannte ich die Stimmen meiner Schwester Mindy und ihrer Busenfreundin Jessica und spürte, wie sich augenblicklich jeder Muskel in meinem Körper anspannte.
»Ich halte das für keine gute Idee«, hörte ich Hubert die Treppe hinaufrufen.
»Sei nicht albern«, erwiderte Mindy, die bereits vor der Badezimmertür stand. »Ich bin ihre Schwester. Wenn ich da nicht rein darf, wer dann?«
Ich hielt die Luft an, als wäre ich dadurch nicht mehr anwesend. Herrje, warum hatte Hubert nicht behauptet, ich sei nicht zu Hause?
»He, Lola«, rief sie nun. »Ich bin’s, Mindy. Mach auf!« Sie klopfte irgendeinen Morsecode an die Tür. »Komm schon, Lola!«
»Eine Minute«, erwiderte ich und hievte mich aus der Wanne.
»Lass mich rein!« Jetzt schlug sie mit der Faust gegen die Tür.
Von wegen. Ich schnappte mein Luxus-Badetuch, hüllte mich darin ein und trocknete mich ab.
»Lola, was ist? Bist du ertrunken?« Sie drückte die Klinke. Gott sei Dank hatte ich abgeschlossen!
»Ich sagte: Eine Minute!«
»Uh, jetzt zickt sie aber!«, kommentierte Mindy, vermutlich zu Jessica.
Mindy wusste nur zu gut, wie sie mich auf die Palme bringen konnte. In ihrer Gegenwart musste ich mich stets bemühen, Ruhe zu bewahren, weil es ihr das größte Vergnügen bereitete, mich zu reizen. Bei ihr gelassen zu bleiben, war eine ständige Herausforderung.
»Hey Lola, komm raus. Ich habe eine Überraschung für dich.«
Ich stöhnte. Überraschungen von Mindy bedeuteten nichts Gutes. Einmal hatte sie mir zum Geburtstag eine einmonatige Mitgliedschaft in ihrem Fitnessstudio geschenkt – was meiner Meinung nach dem einzigen Zweck diente, mich und alle Welt darauf hinzuweisen, dass sie Größe vierunddreißig trug und ich vierzig. An guten Tagen.
Zu Weihnachten schenkte sie mir einmal einen Termin im Fotostudio »Glamour Shots«. Offenbar dachte sie, ich könnte »Glamour« nur mit Weichzeichner und Retouchierarbeit erreichen. Ein anderes Mal lud sie mich zum Abendessen ein, vorgeblich nur zu zweit, aber dann kam sie mit ihrem Freund und seinem sehr viel älteren, ewig unverheirateten Cousin daher, der noch dazu Star-Trek-Fan war. Es sei eine Art »improvisierte Doppelverabredung«, hatte sie nach der Vorspeise erklärt, als ich sie mit mir zur Toilette zerrte. All ihre Geschenke oder Überraschungen waren einzig und allein dafür gedacht, mir unterschwellig meine Unzulänglichkeiten vor Augen zu führen.
»Jessica hat auf der Hochzeitsmesse ein paar Fotos gemacht. Wir können sie auf deinen Computer laden und ansehen«, rief sie jetzt, als ob mich das herauslocken könnte.
»Geh runter«, sagte ich, während ich meinen Bademantel anzog. »Ich komme gleich nach.«
»Kommt doch zu mir ins Wohnzimmer«, hörte ich Hubert vorschlagen. »Wir können ein Glas Wein trinken, während Lola sich in Ruhe fertig macht.«
Wein? Es war noch ein bisschen früh am Tag, um mit dem Trinken anzufangen – ganz abgesehen davon, dass ich gar keinen Wein im Haus hatte. Was redete er nur?
»Also gut«, willigte Jessica ein. »Party bei Lola.« Ich sah direkt vor mir, wie sie eine Faust in die Luft reckte. Sie war der Typ der stets fröhlichen Freundin, die bei Konzerten ein brennendes Feuerzeug schwenkte und sich bei nächtlichen Autofahrten johlend aus dem Schiebedach lehnte. Männern fielen sofort ihre langen Beine und großen Brüste auf. Die Kombination war derart beeindruckend, dass die meisten nicht bemerkten, dass sie eigentlich ein Pferdegesicht hatte.
Mindy mit ihrem lockigen, kastanienbraunen Haar, der Stupsnase und den großen Rehaugen war die hübschere von beiden, aber ihre schmale, schlanke Figur konnte mit Jessicas amazonenhaftem Pornostarkörper nicht mithalten.
»Wir gehen jetzt zu Hubert nach unten«, rief Mindy durch die Tür. »Beeil dich.«
»Okay, bis gleich«, rief ich zurück, war aber nicht sicher, ob sie mich über das
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