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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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eines Baseballspiels hatte ich einmal gefragt, wann denn Halbzeit sei – und erfuhr erst sehr viel später, dass ein Baseballspiel aus neun »Innings« besteht, egal, wie lang sie dauern), aber ich dachte, ich versuche es einfach. »Sie haben einen wirklich schönen Wagen, das muss man sagen«, begann ich also.
    »Ja, das stimmt. Ich habe ihn jetzt sechs Monate und finde das Fahren immer noch sehr aufregend.«
    »Was ist das denn, ein Mustang?«
    »Wie bitte?« Er wirkte amüsiert. Mir fielen die hübschen Fältchen um seine Augen auf, wenn er lächelte.
    »Ihr Auto – welche Marke ist das?«
    »Es ist ein Jaguar.«
    »Oh.« Davon hatte ich natürlich schon gehört, aber abgesehen von der Tatsache, dass so ein Wagen für mich unerreichbar war, wusste ich nichts darüber. »Das Dunkelblau ist wirklich sehr hübsch.«
    »Eigentlich ist es Indigo.«
    Indigo kannte ich. Es war das I in »Roggbiv«, das die Reihenfolge der Spektralfarben abkürzt: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett. Ich wollte gerade damit herausplatzen, als Antonio mit der Weinflasche kam und mich glücklicherweise vor dieser Zurschaustellung meines Strebertums
bewahrte. Warum konnte der Kellner nicht einen Stuhl heranziehen und sich zu uns setzen, um mich vor weiteren idiotischen Kommentaren zu retten?
    Ryan schien meine Gesprächsinkompetenz nicht zu bemerken. Er lehnte sich vor, als wollte er mir etwas Vertrauliches mitteilen. »Sie werden nicht glauben, wie lange es gedauert hat, den Wagen vom Händler zu bekommen. Sie wollten, dass ich einen fertigen aus ihrem Fuhrpark nehme, aber ich habe darauf bestanden, alle möglichen Extras zu bestellen. Ich dachte, wenn ich schon so viel Geld ausgebe, dann sollte ich auch das bekommen, was ich will.« Die nächsten fünf Minuten redete Ryan über sein Auto und ich nickte und bemühte mich, interessiert zu wirken. Nachdem er den Wein eingeschenkt hatte, beschloss ich allerdings, geradeheraus zu fragen, was mich beschäftigte. »Piper sagte, Sie wohnen irgendwo in meiner Nachbarschaft?«
    »Ja. Ist die Welt nicht klein?« Er lächelte wieder und zeigte seine schönen Zähne. »Ich wohne in der King Street.«
    »Ich auch!« Verblüfft riss ich die Augen auf.
    »Ach, tatsächlich? Was für ein Zufall!«
    »Welche Hausnummer haben Sie?«
    »Vierhundertsiebenundzwanzig.«
    Meine Hausnummer war 424. Ich rechnete. »Dann müssen Sie direkt gegenüber wohnen. Neben Brother Jasper?«
    »Ich kenne keinen der Nachbarn«, erklärte er entschuldigend. »Ich reise sehr viel, deshalb bin ich nicht oft da.«
    Jetzt ging mir ein Licht auf. »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte ich und wedelte mit dem Zeigefinger. »Ich habe gehört, wie die Nachbarn sich über Sie unterhalten haben. Sie sind der Kerl, der allen Rätsel aufgibt. Man munkelt, Sie seien
bei der CIA oder in einem Zeugenschutzprogramm oder so etwas.«
    Ryan sah mich verwundert an. »Was?«
    »O ja, Sie sind auf der King Street Gesprächsthema Nummer eins. Die nennen Sie den ›mysteriösen Mann‹.«
    »Was Sie nicht sagen!« Er legte den Kopf schief, als würde er überlegen, ob ich das ernst meinte. »Wirklich?«
    Ich hielt drei Finger hoch. »Großes Pfadfinderehrenwort.« Meine Pfadfinderzeit war eine Weile her und ich war nicht sicher, ob man zwei Finger nahm oder drei. Nicht, dass ich hier den Jungenschwur leistete anstelle des Mädchenschwurs oder so etwas!
    Er schmunzelte. »CIA? Zeugenschutzprogramm?«
    Als ich nickte, lachte er lauthals los. Ein Pärchen am Nebentisch unterbrach sein Gespräch und sah in unsere Richtung. Nach einer Weile nahm er seine Serviette und tupfte sich die Augen trocken. »Das ist es, was die alle denken?«, fragte er nach. »Ich habe nur mal im Vorbeigehen mit jemandem gesprochen und bin fast nie zu Hause. Ich habe keine Ahnung, wie sie auf so was kommen.«
    »Aber gerade Ihre Abwesenheit macht Sie so mysteriös. Das und die ganzen Paketlieferungen und dass Sie niemals Müll an die Straße stellen. Sehr verdächtig.«
    »Was ich brauche, bestelle ich lieber«, sagte er, »weil ich nicht gern einkaufen gehe. Und ich produziere nicht viel Müll, weil ich nicht oft da bin. Höchstens mal einen Müllbeutel voll und den stelle ich dann neben die Beutel vor dem blauen Haus, damit die Müllmänner nicht extra bei mir halten müssen.«
    »Niemand sieht Sie draußen herumlaufen.«
    »Ich bin nicht unsichtbar«, erwiderte er. »Natürlich komme und gehe ich, aber wie schon gesagt, ich bin oft unterwegs. Wenn ich häufiger

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