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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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wirklich sehr dankbar, dass Sie das tun«, durchbrach ich unser Schweigen. Ich wollte noch mehr sagen, wusste aber nicht, wie ich es ausdrücken sollte, ohne dass es anbiedernd klang.
    »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte er und bog in unsere Straße ein. Es war dunkel, doch aus den Häusern schimmerte Licht und die Straßenlaternen beleuchteten den Baldachin aus Blättern, den die Bäume über die
Gehwege spannten.
    Als wir vor mein Haus fuhren, sah ich überrascht, dass Pipers Minivan noch immer in meiner Auffahrt stand. Ich hatte angenommen, dass sie weggefahren war, sobald sie Hubert abgeliefert hatte. »Piper ist noch da?«
    »Sie wollte warten, bis Sie nach Hause kommen, um Hubert nicht allein zu lassen.«
    Oh. »Tja, also ... danke! Wenn Sie einmal etwas brauchen, sagen Sie Bescheid. Ich bin Ihnen was schuldig.«
    »Sie schulden mir überhaupt nichts. Für so etwas sind Freunde doch da.«
    Das Wort »Freunde« irritierte mich. Ich hätte Brother Jasper nicht unbedingt zu meinen Freunden gezählt. Er war älter als mein Vater, vielleicht sogar älter als mein Großvater – das war schwer zu sagen. Aber nun, da er das Wort ausgesprochen hatte, war ich stolz, dass er uns als Freunde betrachtete. Es war gut, jemanden wie ihn zum Freund zu haben. Plötzlich war ich gerührt und mir wurde warm ums Herz ... vielleicht so wie beim Grinch aus dem Kinderbuch von Dr. Seuss, dessen Herz an einem Tag um drei Größen anschwoll.
    »Wenn Sie irgendetwas brauchen, ob am Tag oder in der Nacht, kommen Sie einfach zu mir und klopfen an«, sagte er. »Die Welt kann groß und kalt sein und es gibt keinen Grund, warum wie einander nicht helfen und es uns gegenseitig leichter machen sollten.«
    »Okay.« Ich öffnete die Beifahrertür. »Ich werde daran denken. Vielen Dank.«
    Sein Weg nach Hause war nur kurz, da unsere Auffahrten direkt gegenüber lagen. Ich sah ihm noch einen Moment
nach, dann drehte ich mich um und ging zu mir.
    Die Eingangstür war unverschlossen. Als ich ins Wohnzimmer trat, war Piper nirgends zu entdecken, doch Hubert sah ich ausgestreckt auf der Couch liegen, die Füße über der Lehne. Jemand hatte eine von Tante Mays bestickten Decken über ihn gelegt und einen Eimer vor das Sofa gestellt. Er schien wach oder zumindest bei Bewusstsein. Mit geschlossenen Augen stöhnte er leise vor sich hin, wie ein alter Mann mit Zahnschmerzen.
    Ich kniete mich neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. »Hubert?«
    Er drehte den Kopf und öffnete halb die Augen. Die Bewegung schien ihn große Kraft zu kosten. »Lola?«
    Sobald er den Mund öffnete, kam mir der Geruch von Whiskey und Erbrochenem entgegen. Bäh.
    Er bewegte die Lippen und schaffte fast ein Lächeln. »Oh, Lola, wie gut, dass du da bist!«
    »Ja, ich bin wieder da. Wie ich hörte, hast du einiges durchgemacht.«
    »O Gott, ja.« Er stöhnte. »Du wirst es nicht glauben. Kelly ...« Er hob den Kopf und es sah zunächst so aus, als wollte er mit mir reden, doch als sich sein Mund so formte, als würde er gleich einen Pingpongball ausstoßen, wusste ich, was kommen würde.
    »In den Eimer!«, rief ich und hob denselben hoch.
    Er traf ihn zu neunundneunzig Prozent, aber es war das übrige eine Prozent, das mich fertig machte. »Piper!«, jammerte ich. »Ich brauche Hilfe.«
    Piper kam aus der Küche, gefolgt von Crazy Myra, die einen Hausmantel aus Quiltstoff trug und einen Kaffeebecher
in der Hand hielt. Meinen Kaffeebecher.
    »Oh, hallo Lola, wir haben dich gar nicht gehört.« Piper klang unfassbar ruhig, gemessen an dem Umstand, dass auf meinem Sofa ein Mann mit Alkoholvergiftung lag und ein Teil der Beweismittel auf meinem Arm gelandet war.
    Hubert wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und ließ sich auf die Couch zurücksinken. Ich stellte den Eimer wieder ab. »Er hat sich übergeben«, erläuterte ich für den Fall, dass sie es nicht mitbekommen hatten. Oder nicht rochen.
    »Schon wieder?«, meinte Piper nur.
    Myra schüttelte den Kopf. »Der Junge verträgt nichts. Nicht, dass das schlecht ist. Bei denen, die was vertragen, sollte man misstrauisch sein.«
    »Ich kann euch hören«, sagte Hubert leise. »Ich bin nicht tot.«
    »Könnten Sie wohl einen Moment auf ihn aufpassen, Myra? Ich muss mich waschen und ein paar Handtücher holen. Piper, kommst du mit und hilfst mir?«
    Myra setzte sich in den Ohrensessel und stellte den Becher auf einem Knie ab. Piper folgte mir in die Küche.
    »Ich bin froh, dass du wieder

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