Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
Rauch aufgingen. Das wäre nur gerecht.
Piper grinste. »Du kannst ja mitkommen. Wir machen einen Frauenabend daraus.« Sie umarmte mich. »Nein, im Ernst, ich muss wirklich los.«
23
Kurz nachdem Piper gefahren war, verließ auch Myra das Haus, meinen Kaffeebecher immer noch in der Hand. Ich protestierte nicht. Es war einer meiner Lieblingsbecher, aber mir fiel der alte Spruch ein, dass man Dinge, die man liebt, gehen lassen soll. Würde er wirklich zu mir gehören, würde ich ihn zurückbekommen – wenn nicht, hatte er mir nie wirklich gehört. Oder so ähnlich. Es gab Wichtigeres, worüber ich nachdenken musste.
Ich tauschte Huberts Eimer gegen einen besseren aus. Besser, weil er leer war. Den schmutzigen leerte und reinigte ich und verstaute ihn wieder. Dann holte ich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, kehrte ins Wohnzimmer zurück und setzte mich mit gekreuzten Beinen neben der Couch auf den Boden. Huberts Arm hing an der Seite nach unten, die Fingerspitzen auf dem Boden. Ich hob den Arm an, um ihn neben den restlichen Körper zu legen, und erschrak, als er sich von allein bewegte und meine Schulter streifte.
»Oh, du bist wach«, sagte ich.
»Ich war die ganze Zeit wach.« Er sprach die Worte nicht so klar aus wie sonst, doch ich verstand ihn trotzdem. »Ich bin nicht bewusstlos. Mir ist nur übel.«
»Ist übel das neue Wort für betrunken?«
Er schnitt eine Grimasse. »Betrunken bin ich auch, aber vor allem ist mir schlecht. Lebensmittelvergiftung. Ich habe zum Mittag ein Meeresfrüchte-Sandwich gegessen, das eindeutig verdorben war.«
»Lebensmittelvergiftung?«
»Ja.« Seine Augen waren geschlossen und ich sah, wie sich sein Brustkorb hob und senkte.
»Und du bist sicher, dass es dieses Sandwich war?«
»Als ich es gegessen habe, war ich noch nicht sicher, aber als es dann wieder hochkam ...« Er sprach, als hätte er Murmeln in den Backen, wie Marlon Brando in Der Pate . »Ich habe immer wieder versucht, Piper zu sagen, dass es das Sandwich war, aber sie wollte nicht zuhören.«
Er war also betrunken, hatte Lebensmittelvergiftung und ein gebrochenes Herz? Tja, das war dann wohl das Musterbeispiel eines schlechten Tages! Ich schraubte den Deckel der Wasserflasche auf. »Möchtest du Wasser?«
Er stützte sich auf einen Ellbogen, griff nach der Flasche und nahm vorsichtig ein paar Schlucke, bevor er sich wieder hinlegte.
»Denkst du, du hast dich genug übergeben?«, wollte ich wissen.
»Fürs Erste, ja.«
Ich schraubte die Flasche wieder zu und stellte sie neben den Eimer. Draußen hörte ich ein Auto vorbeifahren und in einiger Entfernung Hunde bellen. In der Nachbarschaft war also alles normal.
»Das mit Kelly tut mir wirklich leid«, sagte ich nach ein paar schweigsamen Minuten.
»Ja, mir auch.«
»Aber, weißt du ... Du wirst es überstehen. Ich fand sowieso immer, dass ihr nicht besonders gut zusammenpasst.« In meinen Augen war Kelly eher der Typ ›Satansbraut‹. »Du wirst jemand Neues finden, jemanden, der dich verdient. Bestimmt gibt’s eine Menge Frauen, die sich freiwillig die Weisheitszähne ziehen lassen würden, um mit einem so tollen Typen wie dir auszugehen. Du musst es nur probieren.« Vermutlich Dutzende im autonahen Umkreis.
»Ich will niemanden mehr probieren.« Er klang genervt. »Ich bin es leid, mit Frauen auszugehen. Ich will jemanden fürs Leben. Heiraten, Kinder kriegen ... Das ganze Programm.«
»Das wirst du auch, Hubert. Bestimmt. Wir werden beide irgendwann einmal heiraten.« Meine Worte hingen hoffnungsvoll in der Luft. Allein es auszusprechen, ließ es erreichbar erscheinen. Vielleicht war ja wirklich etwas dran am positiven Denken. Ich zumindest fühlte mich von Hoffnung durchströmt. Wenn jemand wie Ryan mich um eine Verabredung bat, dann war ich eindeutig verabredungswürdig. Selbst wenn wir am Ende nicht zusammenkämen, würde es da draußen jemanden für mich geben.
Und wenn Ryan und ich doch zusammenkamen ... Ich wagte kaum, daran zu denken, aus Angst, es allein dadurch zu zerstören – aber wäre das nicht eine wunderbare Wende meiner Lebensgeschichte? Alle zukünftigen Klassentreffen würden eindeutig mehr Spaß machen.
Ich dachte über mein Leben nach und bekam das Gefühl, als würde ein langer Nebel sich endlich lichten. Plötzlich schien sich meine Zukunft klar abzuzeichnen. Ich hatte ein
Haus, Arbeit, Freunde ... war gesund. Warum sollten jetzt nicht Ehemann und Kinder folgen? Warum nicht?
Und hatte neulich nicht jemand
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