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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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willst ein paar Pfund zunehmen.«
    Als die Desserts kamen, jubelte ich innerlich auf, als ich sah, dass der Käsekuchen so fest und kompakt aussah wie ein Wackerstein. Auf Mindys Teller waren eineinhalb Stücke, umgeben von einer Lache aus Amaretto-Soße. Die Bedienung verkündete munter, dass wir Glück hätten, da ein anderer Gast nur ein halbes Stück bestellt habe.
    »Also wirklich«, sagte Mindy und schob den Teller von sich, »so viel kann ich auf keinen Fall essen. Das können Sie wieder mitnehmen. Ein normales Stück ist absolut ausreichend.«
    Die Kellnerin sah sie verstört an. »Das wird auch nicht extra berechnet.«
    »Komm schon«, drängte ich. »Versuch es doch wenigstens.«
    »Ich kann dir helfen«, bot Chad an. Für ihn war das ein großes Opfer. Er aß seine extra Kalorien lieber in Form von Chips und Flips und anderen Knabbersachen. Süßes mochte er nicht so gern.
    Die Bedienung stand mit verschränkten Armen da, als wollte sie auf keinen Fall nachgeben. Ich vermutete, dass sie sich ins Zeug gelegt hatte, um dieses halbe Stück Käsekuchen extra zu bekommen. Es jetzt wieder zurückzubringen, wäre einer Niederlage gleich gekommen. Vorhin hatte ich noch gedacht,
sie sei eher schwach und unterwürfig, aber diese Käsekuchenstandhaftigkeit zeigte ihren wahren Charakter.
    »Das ist doch eine nette Geste – es wäre schade, den wieder zurückzugeben«, sagte Ryan freundlich. »Du kannst den Rest doch immer noch mit nach Hause nehmen.« Der Mann war ein Heiliger!
    »Sicher, heb es doch einfach für später auf«, sagte ich. »Wer weiß? Vielleicht ist ein Stück Käsekuchen um Mitternacht genau das Richtige?«
    Mindy sah erst zu Ryan, dann zu mir und zog den Teller widerstrebend zu sich heran. »Ist schon in Ordnung«, sagte sie der Bedienung. »Ich nehme ihn. Danke.«
    Es war ein Triumph, Mindy den Käsekuchen hinunterwürgen zu sehen. Sie nahm winzig kleine Stückchen auf die Gabel. »Köstlich«, erwiderte sie mit spitzen Lippen auf Ryans Nachfrage. Unterdessen nippte ich an meinem Erwachsenenkaffee ohne Zucker und ohne Milch, also vollkommen kalorienfrei. Ich fühlte mich großartig. Mir wurde klar, dass es hier nicht um Essen, sondern um Macht ging. Was mir immer gefehlt hatte, war Kontrolle. Und nicht nur beim Essen, sondern ganz allgemein im Leben. Doch das würde sich nun grundlegend ändern. Schluss mit der Passivität! Hier kam die neue Lola! Ich würde mich bemühen, ein Mensch zu sein, der die Dinge in die Hand nahm, anstatt jemand, der Abend für Abend zu Hause saß und auf You Tube einen Videoclip nach dem anderen anklickte.
    Lächelnd sah ich zu Ryan und der erwiderte mein Lächeln, eine Gabel voll Himbeerkäsekuchen auf halbem Weg vor seinem Mund. In genau diesem Moment beschloss ich, die Verlobung auf Mindys und Chads Hochzeit doch bekanntzugeben.
Ich sah direkt vor mir, wie ich am Kopfende des Tisches stand, mit dem Löffel gegen mein Glas klingelte, um Aufmerksamkeit zu erhalten, und dann Ryan aufforderte, sich neben mich zu stellen. Mit meinem Brautjungfernkleid, dem hochgestecktem Haar und professionellem Make-up würde die Diskrepanz zwischen unserem Äußeren nicht so sehr auffallen.
    Und dann würde ich es verkünden. Um meine Nervosität zu bekämpfen, würde ich die vielen Leute als Publikum betrachten, als meine bewundernden Fans. Und um nicht so egozentrisch dazustehen, würde ich erst Mindy und Chad danken, dass ich meine Neuigkeit an ihrem besonderen Tag bekannt geben dürfe, bevor ich Ryan vorstellte. Ich konnte das allgemeine überraschte Einatmen und den anschwellenden Applaus direkt schon hören. Als Revanche könnte ich das Hochzeitsdatum ja auf Mindys Geburtstag legen. Ich fragte mich, was Ryan von einer Hochzeit im Winter hielt.
    Im Geiste übte ich schon: Ich muss euch allen etwas Wichtiges sagen. Ich werde heiraten! Dann würde ich mit eleganter Geste auf Ryan deuten. Darf ich euch meinen Verlobten vorstellen, Ryan Moriarty. Ich starrte in meinen Kaffee und war so in Gedanken versunken, dass ich, als ich meinen Namen hörte und Ryans Ellbogen in meiner Seite spürte, schon dachte, ich hätte alles laut gesagt.
    »Lola?«
    Ich fuhr zusammen und sah Ryan mit dem Finger auf etwas deuten. Brother Jasper stand mit gefalteten Händen vor unserem Tisch. »Miss Lola, es tut mir sehr leid, ihr Essen zu unterbrechen, aber Sie werden zu Hause gebraucht.«

22
    Brother Jasper außerhalb der gewohnten Umgebung zu sehen, irritierte mich so sehr, dass ich Schwierigkeiten hatte,

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