Eine unerwartete Witwe (Die Colorado Bräute) (German Edition)
unterhalten.“
„Wir sollten?“
„Ja, das sollten wir. Ich muss Sie über ein paar Sachen aufklären, und will dies nicht in der Öffentlichkeit tun.“
„Na schön.“
Ich folgte ihr in einen schwach beleuchteten Flur. Sie öffnete eine Tür, führte mich in eine kleine Stube mit einer Reihe von Fenstern, die von Gardinen bedeckt wurden. Die Möbel sahen praktisch, aber trotzdem elegant aus, ein Sofa und ein Sessel beherrschten den Raum.
„Bitte, machen Sie es sich bequem.“ Sie ging durch das Zimmer, ihre Figur zeichnete sich deutlich an den eng anliegenden Hosen ab . Es war skandalös für eine Frau, so was zu tragen, aber sie schien völlig unbefangen in diesem Ensemble. Ein Baumwollhemd war in die Hose gesteckt, mit einem ledernen Gürtel um die schlanke Taille. „Ich weiß, dass Sie Trauern, Mrs. Clark, und ich bin mir nicht sicher, was Sie veranlasste, heute hierher zu kommen, aber Sie sind eindeutig nicht bei Verstand.“ Sie saß auf dem Sofa, ihre Beine überkreuzt, was eine Dame nie tun würde. Sie zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.
„Ich könnte hier enden. Ich habe nicht viel Geld.“
„Ihr Mann ist erst ein paar Wochen tot. Es ist ein bisschen zu früh, um an den Untergang zu denken, nicht wahr?“
„Nicht wirklich. Ich muss praktisch denken.“
„Wenn ich mich richtig erinnere, werden Sie in Kürze eine Ernte haben, nicht wahr? Warum warten Sie nicht bis nach der Ernte, bevor Sie sich selbst bankrott erklären.“
„Ich bezweifle, dass ein bisschen Mais alle meine Schulden abdecken wird.“
„Sie werden sich wundern, was Mais einbringt. Aber ich bin sicher, Sie haben mehr als den Mais da draußen wachsen. Es ist schon eine Weile her, seit ich aus der Stadt rauskam. Ich sollte öfters mal wohin gehen.“
„Mrs. Wallace - “
„Ms. Wallace, aber, bitte, nennen Sie mich Ruby.“
„Ruby, ich ... könnten Sie mich rumführen? Ich würde gerne sehen, ... wie es hier aussieht.“
Ein Wirbel von grauem Rauch hing vor ihrem Gesicht. „Oh, Herrgott, Süße. Sie sind verrückt, wenn Sie denken, ich führe Sie durch jedes Zimmer. Ich werde Ihnen sagen, was Sie wissen wollen. Es sind nur Schlafzimmer. Jedes Zimmer verfügt über ein Bett und eine Kommode mit Waschgeschirr. Sie sind so wie im Erdgeschoss eingerichtet. Das ist alles.“
„Wie viele Mädchen arbeiten hier?“
„Zehn bis fünfzehn, je nachdem.“
„Je nachdem, was?“
„Ich verliere jede Woche Mädchen.“
„Wohin gehen sie?“
„Sie heiraten ihre Kunden. Berufsrisiko.“
Die Tür öffnete sich, und Candy brachte auf einem silbernen Tablett eine mit Gold verzierte Teekanne mit dazu passenden Tassen. Nachdem sie den Tee eingegossen hatte, reichte sie mir eine der Tassen.
„Danke.“ Als sie ging, fragte ich: „Wie lange haben Sie das gemacht?“
„Fünf Jahre.“
„Ist Ruby Ihr richtiger Name?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Ich habe gehört, Sie berechnen $250 Dollar pro Nacht für ein Mädchen.“
„Da haben Sie richtig gehört.“
„Oh, mein Gott.“
„Sie sind ein großes Risiko damit eingegangen, hierher zu kommen, Mrs. Clark. Nicht wenige Menschen sahen Sie in dieses Haus gehen. Sie zerreißen sich deswegen bestimmt gerade die Münder, die kleinen Lästermäuler.“
Ich nippte an dem Getränk. „Das nehme ich an.“
„Es macht Ihnen nichts aus?“
„Doch. Ich weiß nicht, warum ich hier bin. Ich ließ alle Eier fallen, und dann verlor ich meinen Verstand.“
„Ich glaube nicht, dass Sie für das Bordell bestimmt sind, Mrs. Clark.“
„Man kann nie wissen. Ich sollte hier glücklich sein. Ich bin erst seit letztem Jahr verheiratet. Ich sollte jetzt schon schwanger sein.“ Tränen füllten meine Augen. „Ich erinnere mich nicht, irgendwelche Pläne geschmiedet zu haben, jetzt schon verwitwet zu sein.“
„Niemand plant das.“
„Was ist Ihnen passiert? Waren Sie einmal verheiratet?“
„Ich war ein paar Mal verheiratet.“ Sie zog an ihrer Zigarette und blies den Rauch ein paar Sekunden später aus. „Mein letzter Ehemann hat mich geschlagen. Ich habe ihn erschossen.“
„Ist er tot?“ Ich richtete mich alarmierend auf.
„Nein, der Bastard starb nicht. Ich habe mich scheiden lassen.“
„Sind Sie in Schwierigkeiten geraten, weil Sie ihn erschossen haben?“
„Ich verbrachte eine Weile im Gefängnis.“ Sie lächelte leicht. „Das ist, wo ich die Besonderheiten dieses Berufes gelernt habe. Sie hatten mich zusammen mit einer
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