Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
ihr hatte anvertrauen wollen, als sie ihn mit ihrer Mutter besucht hatte. Vielleicht dachte er sich, dass sie das inzwischen so oder so herausgefunden haben musste.
Tatsächlich hatte Hetty wenige Tage zuvor einen weiteren Brief der Kreditfirma bekommen. Er war an sie adressiert - offenbar war aufgefallen, dass sie diejenige war, die den Scheck unterschrieben hatte. Sie fragten an, ob es mit der Kreditrückführung irgendwelche Probleme gäbe und erinnerten noch einmal an die drohenden Vertragsstrafen im Falle eines Zahlungsverzuges. Leider nannten sie keine Einzelheiten bezüglich dieser Vertragsstrafen, auch nicht den Termin, zu dem der Kredit zurückgezahlt sein musste, und Hetty wusste immer noch nicht, ob sie nur Zinsen oder auch Tilgung bezahlte. Sie schrieb einen forschen Brief und verlangte unverzügliche Aufklärung. Aber eine neuerliche Kalkulation hatte zu dem tröstlichen Ergebnis geführt, dass es sich unmöglich nur um Zinszahlungen handeln konnte, es sei denn, Samuel hätte Millionenbeträge aufgenommen.
Ein beißender Wind hatte den Himmel leer gefegt und den Winter weggepustet, doch der Frühling ließ noch auf sich warten. Die Sonne schien, Lämmer sprangen auf der Weide umher, Veilchen und Primeln sprossen hier und da aus dem jungen Grün hervor, das praktisch über Nacht an Baum und Strauch erschienen war. Aber es war immer noch bitterkalt.
Trotz der Temperaturen war Hetty voller Optimismus, was den Erfolg des nächsten Tages anging. Sie hatten sechs große Tische voller Trödel aus dem Haus und den Beutezügen der Wichtel zusammenbekommen - gute fünfhundert Pfund wert, schätzte Mrs Hempstead.
Handgemalte Plakate - von einem Wichtel-Vater mit Schutzfolie überzogen - säumten die Auffahrt und zierten jeden Baum und Laternenpfahl im Umkreis von zehn Meilen. Hetty hatte in den örtlichen Zeitungen inseriert, und Caroline hatte jeden Ladenbesitzer in der Gegend überredet, ein Plakat ins Fenster zu hängen. Außerdem hatte Caroline den Polizisten auf dem kleinen Revier im Dorf Honig um die Bärte geschmiert und ausgeführt, dass dies eine einmalige Angelegenheit sei, sie nicht die Absicht hätten, regelmäßig Trödelmärkte zu veranstalten, und es sich daher gar nicht lohnen würde, etwaige Verstöße gegen kommunale Verordnungen zu verfolgen.
Hetty hatte vorgeschlagen, herauszufinden, ob sie eine Genehmigung brauchten und wenn ja, welcher Art und von wem. Aber Caroline war dagegen.
»Wenn du die Vorschriften kennst, musst du dich daran halten. Wenn nicht, kannst du immer sagen, du hast nichts davon gewusst.«
Hätte Hetty nicht so schrecklich viel zu tun gehabt, hätte sie eingewandt, dass Unwissenheit niemanden vor Strafe schützt, aber sie musste auch noch den benachbarten Farmer fragen, ob sie seine beiden Weiden benutzten durften - eine als Parkplatz, die andere als Verkaufsfläche. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass er am meisten zu verlieren hatte, wenn Conan der Barbar sich mit seiner Themenparkidee durchsetzte, darum war er äußerst entgegenkommend.
Peter, dessen Hilfe sie brauchte, war weniger enthusiastisch. »Wenn es matschig ist, werden sie alle stecken bleiben«, protestierte er, als Hetty ihn zu einer Bestandsaufnahme auf die Wiesen hinausgezerrt hatte.
»Es wird nicht matschig sein. Es hat seit Tagen nicht geregnet. Außerdem könntest du dir ein paar Pfund nebenher verdienen, wenn du sie mit deinem Land Rover wieder rausziehst.«
Peter, der durchaus zu Recht das Gefühl hatte, dass das ganze Vorhaben ein Glücksspiel war, ließ sich von der allgemein optimistischen Stimmung im Dorf nicht anstecken. Doch er willigte ein, das Geld zu kassieren und die Fahrzeuge auf dem Parkplatz einzuweisen. Außerdem erbot er sich, einen Freund in Somerset anzurufen, der echten Cider machte. »Für dich, Hetty. Nicht für diese wahnwitzige Veranstaltung.«
Hetty belohnte ihn mit einem Kuss auf die Wange, aus dem er gern etwas Handfesteres gemacht hätte, aber Hetty war noch nicht bereit, den Status quo mit Peter zu ändern. Sie brauchte ihn als Freund. Und auch wenn sie in letzter Zeit kaum noch an Alistair dachte, lösten Worte wie »Beziehung« oder »Liebhaber« immer noch Alarmsirenen bei ihr aus. Sie lachte, als Caroline Peter als »Snak« bezeichnete, was »Sensibler-New-Age-Knabe« heißen sollte, aber mehr als einen sittsamen Wangenkuss ließ sie trotzdem nicht zu.
Am Abend vor dem Trödelmarkt war Hetty sicher, dass sie keine Sekunde schlafen würde. Sie fand eine
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