Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
wenn es unwahrscheinlich schien, dass er ihn trinken würde.
Er lag immer noch vollständig bekleidet auf dem Rücken und hatte die Bettdecke abgestrampelt. Er hatte sie nicht hereinkommen hören, und als sie ihm behutsam die Hand auf die Stirn legte, rührte er sich nicht. Er fühlte sich furchtbar heiß an. Wäre der Flohmarkt nicht gewesen, hätte sie vielleicht einen Arzt gerufen. Aber so hatte sie wichtigere Dinge zu tun, als sich um fiebrige, weit entfernte Cousins zu kümmern. Sie kam allerdings zu dem Schluss, dass er es bequemer hätte - und daher nicht so leicht aufwachen würde - wenn sie ihn ausziehen würde.
Er wog eine Tonne. Anfangs schien es, als würde sie ihn nicht mal aus seinen Kordhosen befreien können. Sie zerrte und ruckte und erkannte, wie felsenfest er schlief. Es mochte bedeuten, dass er ernstlich krank war, aber viel entscheidender war, dass er vermutlich den ganzen Tag in seinem Zimmer bleiben würde. Als er schließlich nur noch seine Boxershorts trug, deckte sie ihn sorgsam zu. Nicht weil es sie kümmerte, ob er überlebte oder zu Tode fror, versicherte sie sich, sondern damit er ihr nicht in die Quere kam.
Sie ging nach unten und warf drei Sprudelaspirin in ein Glas Orangensaft. Drei würden ihn nicht umbringen - er hatte die Ausmaße eines Ochsen - aber vermutlich brauchte es schon drei Tabletten, um ihn für den gewünschten Zeitraum komatös zu halten. Flüssigkeit war überhaupt eine gute Idee, fand sie, nicht nur wegen seines Fiebers, sondern weil es verhindern würde, dass er vor Durst aufwachte. Als sie wieder in seinem Zimmer war, machte sie sich daran, ihn kurzfristig zu wecken.
»Trinken Sie das!«, brüllte sie ihm ins Ohr. »Das wird Ihnen helfen!« Sie legte ihm den Arm um die Schultern und richtete ihn auf.
Conan der Barbar, der langsam das Bewusstsein wiedererlangte, stierte erst Hetty und dann das Glas finster an. »Mir geht's gut«, krächzte er. »Lass mich zufrieden.«
»Ihnen geht es überhaupt nicht gut. Sie haben Fieber. Trinken Sie!«
Glücklicherweise war er zu schwach, um lange Widerstand zu leisten. Er öffnete die Lippen, sodass sie ihm den Orangensaft einflößen konnte. Mit dem Laken wischte sie ihm den Mund ab.
»So ist gut.« Sie sprach jetzt freundlicher, wollte ihn wieder in den Schlaf lullen. »Bleiben Sie einfach liegen. Ich sehe später noch mal nach Ihnen.«
Sie holte ein Glas Wasser und noch mehr Aspirin, die sie neben das Bett stellte. Aber er schlief schon wieder tief. Er lag jetzt auf der Seite und schnarchte nicht mehr, seine Stirn schien kühler. Überzeugt, dass ihre Rosskur ihm geholfen hatte und er vermutlich den ganzen Tag durchschlafen würde, ließ sie ihn allein.
Caroline hatte ihr gesagt, dass viele Autos und Minibusse weit vor Veranstaltungsbeginn um zehn Uhr eintreffen würden. Trotzdem hatte sie nicht um acht mit ihnen gerechnet, aber um genau diese Zeit bog der erste ehemalige Posttransporter in den Hof ein, um sich den besten Verkaufsstand und die besten Schnäppchen zu sichern.
Glücklicherweise hatte Hetty die Klapptische schon aufgestellt, die Mrs Hempstead vom Gemeindehaus geborgt hatte. Sie standen alle entlang der Hauswand, sodass den Wichteln und der Fraueninitiative die strategisch günstigste Position sicher war. Peter hatte ihr am Vorabend schon helfen wollen, die Tische aufzustellen. Nur gut, dass sie abgelehnt hatte, sonst hätte Conan der Barbar sie niederwalzen müssen, um seinen Wagen zu parken.
Hetty sah die Händler aus ihren Autos steigen und betete, Caroline möge nur ein einziges Mal in ihrem Leben pünktlich sein.
»Morgen, Kindchen, wo ist deine Mum?«, fragte ein beohrringter, tätowierter Mann mit Bierbauch und Pferdeschwanz.
Hetty stand am Ufer ihres persönlichen Rubikon. Sie konnte entweder erröten und stammeln und sich entschuldigen, weil sie nicht älter oder erfahrener war oder auch einfach nur, weil sie existierte, oder sie konnte zurückschlagen. Noch vor einem Monat wäre sie mit einer gemurmelten Ausrede ins Haus geflüchtet. Aber heute nicht mehr.
»Zu Hause im Bett, hoffe ich. Und wo ist deine?« Sie grinste breit. »Gut, dass ihr so früh dran seid. Ihr könnt euch die besten Plätze aussuchen. Sag deinen Kumpels, dass sie gleich neben dir parken sollen.«
Der Mann war ein erfahrener Trödelhändler und vermutlich gewohnt, Mädchen wie Hetty zwischen zwei Bieren als Snack zu verschlingen. Er wirkte ein bisschen verdattert. »Du bist hier der Boss?«
»Stimmt genau. Ich komm
Weitere Kostenlose Bücher