Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
und seinen Jetlag aus. Und bis er aufwacht, kann ich nicht rausfinden, wo er steht. Heute Nachmittag kommt übrigens einer von Carolines Handwerkern wegen der Leitungen.«
»Am Sonntagnachmittag?«
Sie nickte. »Er macht es schwarz.«
»Und was wirst du tun, wenn der Barbar dich auffordert zu verschwinden? Ich frage nur«, fuhr er hastig fort, »weil du in dem Fall gern zu mir ziehen könntest. Gästezimmer oder mein Schlafzimmer. Ein Ei oder zwei?«, fügte er hinzu, um seine Verlegenheit zu überspielen.
»Das ist wirklich furchtbar lieb von dir, Peter. Und ich gebe zu, zu dir zu kommen war mein erster Gedanke.«
Peter legte die Eierschalen auf die Arbeitsplatte. »Wirklich?«
Hetty ging auf, dass er falsche Schlüsse zog. »Ich meine, ich war sicher ... ich dachte, wenn ich wirklich nicht weiterweiß, könnte ich bestimmt bei dir unterkommen.«
»Du musst nicht erst vollkommen ratlos sein, ehe du bei mir unterkommen könntest, Hetty.«
Hetty fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. »Ich weiß, Peter. Du bist wunderbar. Ich weiß nicht, was ich ohne dich täte.« Sie versuchte, ehrlich zu sein, aber sie war sich bewusst, dass jedes Wort, das sie sagte, ihn weiter in die Richtung führte, die einzuschlagen sie noch nicht bereit war. »Ich bin noch lange nicht bereit für eine neue Beziehung. Aber wenn ich es wäre, dann wärst du der Erste ... Ich meine ...« Sie wusste nicht, was sie meinte, also hielt sie den Mund.
Peter sah sie lange an. Dann füllte er ihr Frühstück auf und setzte ihr den Teller vor.
»Danke«, sagte Hetty erleichtert.
6. Kapitel
Als sie von Peter zurückkam, betrat Hetty die Küche wie eine Figur in einem James-Bond-Film, ließ den Blick durch den Raum schweifen auf der Suche nach Anzeichen eines Eindringlings. Nichts zu sehen. Conan der Barbar schlief offenbar nach wie vor.
Lautlos schlich sie die Treppe hinauf. Sie kam sich immer noch wie ein Spion vor, und ihre Mission bestand darin festzustellen, ob er das Schlafzimmer verlassen hatte. Das war der Fall. Er war im Bad gewesen und hatte die Klobrille hochgeklappt gelassen. Beruhigt über dieses Lebenszeichen, wenn auch verstimmt über die Nachlässigkeit, betrat sie auf Zehenspitzen sein Zimmer. Er lag vollkommen reglos, aber das Wasserglas war wieder geleert. Sie füllte es im Bad und ließ ihn dann allein.
Sie war enttäuscht. Sie hatte sich für eine Konfrontation gewappnet, und die wurde ihr nun vorenthalten. Jetzt da der Trödelmarkt sicher überstanden war, musste sie herausfinden, wie viel er über Samuels Finanzkrise wusste.
Außerdem brauchte sie neuen Zündstoff, um ihn wieder richtig hassen zu können. Wenn man sich um jemanden kümmerte, hatte sie festgestellt, selbst in so minimaler Weise, wie sie sich um Conan den Barbaren kümmerte, entwickelte man einfach ganz unweigerlich so etwas wie einen Beschützerinstinkt.
Sie entschied, dass jetzt ein geeigneter Zeitpunkt sei, sich ein Schlafzimmer auszusuchen und es zu beziehen. Ihr Claim abzustecken. Wenn er herausfand, dass sie auf dem Sofa kampiert hatte, würde es ihre Anwesenheit vorübergehend, provisorisch erscheinen lassen. Ein Schlafzimmer war ein Revier. Außerdem würde es oben bald wieder Licht geben, wenn Carolines Elektriker wie versprochen kam. Und ganz gleich wie unsympathisch und schauderhaft ihr entfernter Cousin auch sein mochte, er wirkte zumindest einigermaßen solide und ungespenstisch und hatte, soweit sie es beurteilen konnte, genau die Art skeptischer Persönlichkeit, die jedes Wesen in die Flucht schlagen würde, das nicht ganz und gar aus Fleisch und Blut war. Sie wählte das Zimmer, in dem sie die erste Nacht verbracht hatte, als ihre Mutter noch da gewesen war.
Sie summte leise vor sich hin, während sie ihr Bett machte, die Kissen aufschüttelte und ab und zu aus dem Fenster sah, um nach dem Elektriker Ausschau zu halten. Dann lief sie hinunter, pflückte ein paar Primeln für ihr Zimmer, legte Kerzen, Streichhölzer und ein Buch auf ihrem Nachttisch ab und sang dabei die ganze Zeit. Als sie schließlich fertig war, kam ihr in den Sinn, dass sie vermutlich ziemlich viel Lärm gemacht hatte. Aber zu ihrer Erleichterung rührte der Patient sich nicht.
Es war ein herrliches Gefühl zu spüren, wie ihre eingerostete Stimme sich langsam wieder zu ihrer alten Form entwickelte. In der sicheren Küche ließ sie sie beim Abwaschen zu den staubigen Deckenbalken aufsteigen und von den fettverschmierten
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