Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
Wänden zurückhallen.
Erst als sie oben im Flur Schritte hörte, die darauf schließen ließen, dass der Kranke erwacht war, fiel ihr das Geld auf dem Küchentisch wieder ein. Wie sollte sie ihm die sechs Margarinekartons voll sortierter Münzen und die Einkaufstasche voller Scheine erklären? Sie stopfte die Kartons in den Schrank hinter die Marmeladengläser und die Tasche in eine Schublade voll alter Plastiktüten. Sie hatte sie gerade geschlossen, als Connor in die Küche trat.
»Hallo«, sagte sie fröhlich, überzeugt, dass man ihr die Heimlichtuerei an der Nasenspitze ansehen konnte. »Wie fühlen Sie sich?«
»Furchtbar.«
Er sah wirklich krank aus. All die vielen Stunden Schlaf hatten weder die dunklen Ringe unter den Augen noch den finsteren Gesichtsausdruck vertreiben können. Obwohl Letzterer vermutlich mehr mit seiner Persönlichkeit denn mit Jetlag oder Halsentzündung zu tun hatte.
»Soll ich Ihnen einen Tee kochen oder so was?«
Sie hatte letzte Nacht den Entschluss gefasst, dass sie keinesfalls unterwürfig sein wollte, um ihn bei Laune zu halten. Aber auf der anderen Seite war es vielleicht eine gute Idee, ihn ein bisschen zu besänftigen, ehe sie versuchte, Informationen aus ihm herauszuholen. Was sie wirklich brauchte, war irgendeine Mixtur, die seine Zunge lösen und anschließend die Erinnerung daran auslöschen würde.
»Danke. Hab mir auf dem Heimweg wohl irgendeinen Virus gefangen. Fühl mich lausig.«
»Sollten Sie nicht lieber im Bett bleiben?« Hetty hörte die Stimme ihrer Mutter aus ihrem eigenen Mund kommen und hoffte, er nahm es nicht übel.
Er nickte. »Ich brauch was Heißes zu trinken. Danach leg ich mich wieder hin.«
»Es ist noch ein bisschen früh für einen heißen Toddy ...«
»Finde ich nicht. Würden Sie mir einen machen?« Seine Züge eigneten sich irgendwie nicht dazu, einen bittenden Ausdruck anzunehmen. Vermutlich war er es eher gewöhnt, Befehle zu erteilen. Aber mit Halsschmerzen ist es einigermaßen schwierig, Kommandos zu bellen. »Ich hab Duty-Free-Whiskey in meiner Tasche. Ist noch im Auto. Soll ich ihn holen?«
Sie zögerte. Ihr Gluckeninstinkt war beinah überwältigend. Er sah so krank aus. Aber auch Alistair hatte so ausgesehen, und was hatte ihre aufopferungsvolle Fürsorge ihr letztlich eingebracht?
Aber Connor litt nicht einfach nur an einer schlichten Erkältung, und auch wenn sie nichts über ihn wusste, das für ihn sprach, beruhte ihre Einschätzung bislang ja nur auf Informationen aus zweiter Hand. Es war immer noch früh genug, kühl und abweisend zu sein, wenn er sich weit genug erholt hatte, um damit fertig zu werden. »Nicht nötig. Wir haben noch genug Whiskey. Möchten Sie vielleicht ein Bad nehmen? Möglicherweise macht es alles noch schlimmer, aber wenn Ihre Muskeln verspannt sind, wird es helfen.«
»Gibt es denn genug heißes Wasser?«
Hetty nickte. »Ich sag Ihnen was: Ich lasse Ihnen ein Bad ein, während Sie ein Auge auf den Topf haben, dann können Sie Ihren Toddy in der Wanne trinken.«
Sie wurde mit einem Aufblitzen weißer Zähne belohnt, das kurz zwischen den Stoppeln und den tiefen Furchen erschien. Hetty verspürte plötzlich das Bedürfnis, ihn zu bügeln.
Sie wartete den ganzen Nachmittag auf den Elektriker, arrangierte derweil die Nippesfigürchen im Salon um und telefonierte mit ihrer Mutter. Hetty hatte sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt und spielte immer noch mit den Figürchen aus Meißener Porzellan, und nach ein paar Minuten ging ihr auf, dass ihre Mutter irgendetwas für sie eingefädelt hatte, das sie nicht so ganz mitbekommen hatte. »Kannst du das noch mal wiederholen?«
Ihre Mutter seufzte und gab ihrer Tochter eine kurze Zusammenfassung des Gesagten, wobei sie auf die unwesentlichen Details verzichtete.
»Also eine Rubinhochzeit, aber du weißt nicht, wann genau?«, fasste Hetty zusammen.
»So ist es. Sie wird dich anrufen - nicht Mrs Graham - die Frau mit der Hochzeit. Du klingst nicht gerade begeistert, Liebling. Ich dachte, du bist froh um jede Einnahmequelle für das Haus.«
Hetty dachte an Connor, der oben schlief, und an seine gekrächzten Worte nach seiner Ankunft Freitagnacht. Sie beschloss, ihn nicht zu erwähnen, ihre Mutter würde nur in Panik geraten. »Bin ich auch. Es ist nur so, dass wir eigentlich noch nicht so weit sind, dass wir hier Feste ausrichten könnten.«
»Vermutlich ist es noch Monate hin. So was organisieren die Leute doch immer weit im
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