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Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits

Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits

Titel: Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Samuel hat sie in den fünfziger Jahren gekauft, er hat's mir erzählt.«
    »Das ist ziemlich alt für mich. Und für Phyllis.«
    »Blödsinn. Phyllis' goldenes Zeitalter war in den Zwanzigern. In ihren Augen sind die Fünfziger modern.«
    Hetty wollte widersprechen und darauf hinweisen, dass Phyllis mit Sicherheit wusste, dass die Wandteppiche aus den Fünfzigern stammten, aber Connor legte die Hand in ihren Nacken und drehte sie zur Tür um. »Komm, mir ist kalt. Lass uns sehen, ob wir das Feuer noch mal in Gang bringen können, und dann essen wir die Reste im Warmen.«
    Es erforderte hartnäckigen Blasebalgeinsatz und eine neue Ladung Kleinholz, ehe das Feuer wieder aufflackerte, aber schließlich konnte Connor sich zurücklehnen und sein Werk sich selbst überlassen. Er stand auf, streckte sich und entdeckte Hetty auf dem Sofa: Füße hoch, Weinglas in der Hand, ein Stück Brot mit Käse auf halbem Weg zu ihrem Mund.
    Sie dachte, er wolle sich zu ihr setzen, und zog die Beine ein, um ihm Platz zu machen. Aber nach einem kurzen Zögern zog er sich einen kleinen Sessel ans Feuer und setzte sich hinein.
    Hetty zog in Erwägung, beleidigt zu sein, entschied sich dann aber doch dagegen. Ihr war es recht so. Und die vergangene Stunde war perfekt gewesen. Sie waren einander gefolgt, hatten sich gegenseitig angespornt, ein Lied führte zum nächsten. Manchmal verließ er sie, spielte eine Variation, während Hetty noch ihren Ton hielt, oder flocht eine völlig andere Melodie ein, die sich irgendwie um das Lied herumrankte, es umtanzte, wie Schwalben an einem Sommerabend, die nie kollidierten, sondern sich immer in perfekter Harmonie bewegten.
    Dann war es wieder Hetty, die sich löste und sich in Improvisation versuchte, sie folgte der Klavierführung für ein paar Takte, nur um dann kleine, anarchische Motive einfließen zu lassen. Sie fühlte sich losgelassen, befreit, als könnte sie alles singen. Kein Ton war ihr zu hoch, keiner zu tief. Ihr Vertrauen in sein Spiel und ihre eigene Stimme führte sie auf bislang unbekannte Pfade und zu ungeahnten Höhen.
    Nie zuvor hatte sie Musik als so vollkommen, so frei erlebt, und sie zweifelte, ob dies je wieder so sein würde. Sie würden ein Programm für die Rubinhochzeit festlegen. Er würde spielen, sie würde singen, jeder würde seinen festgelegten Part übernehmen, keiner die Grenze überschreiten. Das hoffte sie jedenfalls. Sie für ihren Teil hätte nie den Mut dazu.
    Hetty trank ihren Wein und starrte ins Feuer. Sie fühlte sich so glücklich wie schon sehr lange Zeit nicht mehr. So hatte sie nicht mehr empfunden, seit sie zu Hause ausgezogen war. Das Singen hatte einfach diese Wirkung auf sie, es beanspruchte ihre volle Konzentration und löste Gefühle und Gedanken aus, die niemals an die Oberfläche ihres Bewusstseins drangen. Sie war herrlich müde. Vom Möbelschleppen, aber ebenso von der ungewohnten Zwerchfellatmung. Sie schloss die Augen.
    »Und wo hast du so Klavierspielen gelernt?«, fragte sie.
    »Zu Hause. Meine Tanten hatten ein Klavier, und ich habe ständig darauf rumgeklimpert. Ich hab es beibehalten, weil es eine gute Methode ist, sich mit jemandem zu verständigen, dessen Sprache man nicht versteht. Dem Klavierspieler geben die Leute immer gern einen aus. Apropos. Du hast den ganzen Wein getrunken.«
    Hetty schlug die Augen auf. »Tut mir Leid. Hol doch noch eine neue Flasche.« Sie machte die Augen wieder zu, bis Connor mit der geöffneten Flasche zurückkam.
    »Du kriegst keinen mehr.« Er füllte sein eigenes Glas und ging zu seinem Platz zurück.
    Obwohl sie halb schlief, nahm sie wahr, dass er sie finster anstierte, und sie schüttelte den Schlaf ab. »Was ist los? Warum schaust du so brummelig?«
    »Das tu ich nicht.«
    »Dann komm her und setz dich zu mir.« Sie stellte die Füße auf den Boden. »Ich kann dich gar nicht richtig sehen da drüben.«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Das ist nicht gerade nett von dir. Wir hatten einen so schönen Abend, und jetzt willst du dich nicht mal neben mich setzen.«
    »Du weißt genau, weshalb.«
    »Nein, keine Ahnung!«
    Jedenfalls nicht bis zu diesem Augenblick. In Carolines knappem schwarzen Kleid und ihrem Push-up-BH, das Make-up ein bisschen verwischt und verrucht, die glänzenden Haare ein wenig zerzaust, ja, sie begriff, dass sie in der Aufmachung möglicherweise eine Bedrohung für sein Keuschheitsgelübde dargestellt haben mochte. Aber jetzt? Sie hatte nicht mehr getan, als sich die Hände zu waschen,

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